Ewig
Eisarena in Aktion erlebt und einen Blick auf die dunkle Seite der Madonna werfen können.
In Decken gewickelt waren sie gestern Abend noch vor dem offenen Kamin gesessen und hatten eine Flasche Rotwein auf den guten Ausgang des Abenteuers in Chemnitz geleert. Das Feuer hatte es nicht geschafft, die Kälte aus dem großen Raum zu vertreiben. Und Valerie war jedem Versuch, mehr über sie zu erfahren, geschickt ausgewichen. Der Schutzengel blieb geheimnisvoll.
Georg Sina genoss das Frühstück und die Tatsache, wieder auf seiner Burg zu sein. Nach der vergeblichen Suche in Chemnitz mussten sie nun da weitermachen, wohin Friedrich sie mit all seinen Hinweisen auf das Geheimnis schicken wollte: in südlicher Richtung aus Wien hinaus. Aber vorher wollte der Wissenschaftler noch einige Fakten in Ruhe überprüfen und dazu brauchte er seine Bibliothek.
Nach dem Ende des Frühstücks verschwand Goldmann unter die Dusche und Sina ging Holz hacken. Wagner versuchte vergeblich, mit seinem Handy eine Verbindung zum Telefonnetz zu bekommen und gab bald entmutigt auf. Dann erinnerte er sich an die Dutzenden Patronenhülsen im Innenraum des »Pizza-Expresss« und an das ständige metallische Geklimper während der Fahrt, das ihn genervt hatte. Als er mit dem Einsammeln fertig war, ging er zurück in den Wohnraum und überraschte Valerie, die mit einem Foto Claras vor dem Fenster stand und es aufmerksam betrachtete. Als sie ihn hörte, drehte sie sich um und stellte den Rahmen schnell wieder auf das Fensterbrett zurück.
»Unglaublich, die Ähnlichkeit, findest du nicht auch?«, meinte Paul leise und trat neben sie. Beide sahen sie das Porträt Claras an und Valerie fragte:
»Wer ist sie?«
»Sie war Georgs Frau und sie ist bei einem Motorradunfall vor drei Jahren gestorben. Er vermisst sie immer noch sehr, weißt du?«, sagte er und nahm das Foto fast zärtlich in die Hand. »Ich bin damals gefahren und unsere Freundschaft wäre beinahe daran zerbrochen.« Er schwieg und meinte dann: »Ich kann es mir immer noch nicht verzeihen, auch wenn Georg mir in der Zwischenzeit verziehen hat. Sie war sein Ein und Alles, sein Lebensinhalt und als sie nicht mehr da war, da verkroch er sich in dieser Ruine und erst Friedrichs Geheimnis hat ihn wieder zurück in die Welt geholt. Aber das ist eine andere Geschichte.«
Valerie durchfuhr es eiskalt. Sie begriff plötzlich Shapiro und seine Strategie, den »Überraschungsfaktor«, wie er es genannt hatte. Er hat alles auf die psychologische Karte gesetzt, auf meine Ähnlichkeit mit Clara, dachte sie wütend. Deshalb sollte sie diese Aufgabe lösen und er wollte niemanden anderen schicken. Sie musste ihm wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein, wie eine nie wiederkehrende Gelegenheit. Die Kombination von der sanften, geliebten, schmerzlich vermissten Clara mit einem ehrgeizigen, kampferprobten weiblichen Major der israelischen Armee. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass seine Taktik nicht funktionierte, die Rechnung nicht aufging, hatte sich Shapiro eine Hintertür offen gelassen, eine zweite Linie aufgestellt, wie es der Mossad immer machte.
Valerie wurde mit einem Schlag alles klar. Shapiro hatte nicht ein einziges Mal an dem Geheimnis gezweifelt. Er hatte perfekt Theater gespielt, hatte sie eingewickelt. Alles für das Geheimnis, so hieß seine Strategie, koste es, was es wolle. Sie war nicht hier, um zu beobachten und bei Gefahr einzugreifen, sie war hier, um das Geheimnis für Israel zu sichern und alle anderen auszuschalten. Wie hatte Shapiro gesagt? »Um jeden Preis«. Es ging nicht um Moral, es ging um Macht, um unvorstellbar viel Macht. Wagner und Sina waren der einzige Weg zu dieser Macht, ein Weg, den man benutzte, und dann?
Ich muss so schnell wie möglich mit Shapiro sprechen, schoss es Valerie durch den Kopf und sie lief los, um ihre Reisetasche zu holen.
Allgemeines Krankenhaus, Wien/Österreich
S ie werden uns fehlen, Kommissar«, flötete die Schwester, als sie Berner ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen über die Tischplatte der Anmeldung schob, »und die nette Notärztin wird sicherlich enttäuscht sein, wenn Sie nicht mehr da sind.«
Berner grummelte etwas Unverbindliches und packte den Colt45 ACP aus, kontrollierte das Magazin und steckte ihn befriedigt in den Schulterhalfter.
Die Schwester beobachtete ihn mit großen Augen und Berner tastete instinktiv nach seiner Schwellung am Hinterkopf. »Tut es noch sehr weh?«, fragte die Schwester
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