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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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den aussichtslosen Kampf. Der Mann, der schließlich ausstieg, sah genauso zerknautscht aus wie sein Auto.
    »Oh, oh, der Chef persönlich«, murmelte der Arzt und nahm noch einen Schluck Kaffee aus dem Styroporbecher, bevor er dem Kriminalbeamten entgegenging.
    Kommissar Gerald Ruzicka hatte eine tschechische Mutter, einen Wiener Vater, eine italienische Großmutter und einen ungarischen Erbonkel, von dem er wohl nie etwas erben würde. Er war die personifizierte Österreichische Monarchie und stolz darauf. In seinem letzten Dienstjahr ließ er es etwas ruhiger angehen, aber das sollte niemanden über den Scharfsinn und die Kombinationsgabe Ruzickas hinwegtäuschen. Er war einer der fähigsten Kriminalbeamten Wiens und sein Nachfolger würde keine leichte Aufgabe übernehmen.
    »Hallo, Gerald«, begrüßte der Arzt Ruzicka und schüttelte ihm die Hand.
    »Wie schön, dass du nicht ›guten Morgen‹ gesagt und den Tag mit einer Lüge begonnen hast, Doktor«, seufzte Ruzicka. »Willst du es mir erzählen oder soll ich dich fragen?«
    Dr. Strasser grinste. »Um Gottes willen, streng dich nicht an, ich erzähl dir alles, langsam und zum Mitschreiben.« Beide gingen neben der Leiche in die Knie und Dr. Strasser hob die Plastikplane an und wies auf die Kopfwunde. »Großes Kaliber, er war sofort tot. Der Schuss muss aus einiger Entfernung abgegeben worden sein, es gibt keine Austrittsöffnung. Durch die Zeit im kalten Wasser lässt sich der Todeszeitpunkt nicht wirklich genau eingrenzen, aber ich schätze so gestern zwischen Mittag und 15:00 Uhr. Dann hat man ihn hertransportiert und wahrscheinlich gegen Abend ins Wasser geworfen.«
    »Und gehofft, dass man ihn erst in ein paar Tagen findet, weil die gesamte Anlage eingezäunt ist und zu dieser Jahreszeit kaum irgendwelche Kleingärtner ihre Regenwürmer quälen«, ergänzte Ruzicka und sah sich um. »Eigentlich im Herbst der ideale Platz, um eine Leiche loszuwerden. Bis zum Frühling findet sie niemand.«
    »Ich wollte dir zwei Dinge zeigen, Gerald«, bemerkte der Arzt und rollte den Kragen des grauen Pullovers zurück. »Jemand hat den Mann angezogen, und zwar, als er schon tot war. Er trägt den Pullover verkehrt herum, das Etikett ist vorne. Und so eine Narbe siehst du nicht so oft.« Damit wies Dr. Strasser auf eine rote Linie, die sich fast von einem Ohr zum anderen zog. »Jemand muss vor einigen Jahren versucht haben, ihm die Kehle durchzuschneiden.«
Burg Grub, Waldviertel/Österreich
    D ie Nacht war kurz gewesen und knapp nach Sonnenaufgang wurde Paul Wagner vom Hufgetrappel im Burghof geweckt. Als schließlich Tschak in den Wohnraum hereinstürmte und sich auf Wagner stürzte, ihn begeistert ableckte und ihm dann sofort den Platz auf dem Sofa streitig machte, war an Schlaf nicht mehr zu denken.
    Paul war gerade dabei, den Tee aufzugießen und nach Kaffee zu suchen, als Georg Sina mit zwei prall gefüllten Satteltaschen hereinkam und den Inhalt auf den großen Tisch leerte.
    »Das sollte für das Frühstück einer Großfamilie reichen, inklusive frisch gemahlenem Kaffee für den verwöhnten Großstädter«, lachte Sina und drückte Wagner die Packung in die Hand.
    »Und für die müde Fahrerin eines internationalen Pizza-Service«, kam es von der Tür, wo eine verschlafene Valerie sich müde streckte. Ihre langen braunen Haare waren zerzaust und sie trug einen um Nummern zu großen Pyjama von Sina, auf dem sich Schiffe der österreichischen Kriegsmarine schwere Gefechte lieferten. Als Tschak sie hörte, lief er sofort schnüffelnd zu ihr, umkreiste sie begeistert und nahm sie als neuen Freund in Beschlag.
    »Damit gehört das Sofa wieder mir«, freute sich Wagner. »Sag mal, Georg, der Pyjama ist aber eine geschmackstechnische Entgleisung, da sind wir uns doch einig. Der schlägt sich ja auf den Magen, so früh am Morgen«, stichelte er.
    »Trotzdem ziehe ich ihn nicht aus«, stellte Valerie fest, »auch wenn das ein netter Versuch war. Ihr werdet mich schon mit den Kriegsschiffen und dem Kanonendonner am Frühstückstisch aushalten müssen.«
    Paul, der ihr gegenübersaß, ertappte sich immer wieder dabei, wie überrascht er über die Ähnlichkeit Valeries mit Clara war. Nicht nur ihr Aussehen mit den langen braunen Haaren und den feinen Gesichtszügen, sondern auch ihre Gesten und die Art, wie sie sich mit den Fingern über die Lippen fuhr. Ihr Lächeln hatte etwas ähnlich Madonnenhaftes, Unschuldiges. Dabei hatte er dieselbe Frau wenige Stunden zuvor in der

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