Ewig
aufsperrte und vorsichtig den großen Raum betrat. Er hatte niemanden bemerkt, der das Gebäude beobachtete und keine ungewöhnlichen Spuren an den Schlössern der Türen gefunden. Trotzdem durchsuchte er erst einmal die ganze Remise von oben bis unten und war erst zufrieden, als er auch in den Abstellräumen nachgeschaut hatte. Dann stieg er in den oberen Stock, öffnete den Safe in seinem Büro und nahm eine »Glock«-Pistole heraus. Wagner kontrollierte das Magazin und steckte die Waffe in den Gürtel. Dann überlegte er es sich wieder, schob die Pistole doch wieder zurück in den Safe und schloss die schwere Tür mit Nachdruck. Ihm war Chemnitz eingefallen und die Feuerkraft, mit der Valerie sie aus der Eisarena befreit hatte. Eine einzelne Pistole hätte nichts ausrichten können gegen die zahlenmäßige Überlegenheit der Bewahrer und der Chinesen.
Er packte schnell seine Reisetasche und warf sie in den Kofferraum des Golf, als sein Handy klingelte.
»Paul? Hier ist Valerie.«
»Unser Schutzengel! Hast du schon wieder Sehnsucht nach uns oder ist das ein Kontrollanruf?«, fragte Wagner und startete den Wagen.
»Wieso Kontrollanruf?«, fragte Goldmann verwirrt.
»Na ja, ob wir noch leben«, entgegnete der Reporter und fuhr los. »Ich hole Georg ab und dann fahren wir in ein Altersheim für Missionare. Ich überlege mir, ob wir uns nicht gleich einschreiben und da bleiben sollten.«
»Altersheim für Missionare? Klingt aufregend«, meinte Valerie lächelnd. »Wollt ihr mich dabei haben?«
»Ich glaube nicht, dass uns jemand aus dem Rollstuhl heraus mit einer Kalaschnikow angreift«, schmunzelte der Reporter. »Außerdem fährst du mir zu hektisch. Nie beide Hände am Steuer.«
»Dir gefällt nur nicht, dass der ›Pizza-Expresss‹ so schnell wie deine Motorräder ist, gib es nur zu«, entgegnete Goldmann, dann wurde sie ernst. »Ich bin in Wien und solltet ihr mich brauchen, dann ruf mich an.«
»Danke, Valerie. Weißt du schon, wie dein Auftrag genau lautet?« Paul hatte es leichthin gesagt, aber Goldmanns Schweigen zeigte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
»Ich … ich weiß nicht, was ich denken soll. Alles ist komplett verfahren.«
»Vielleicht ist es besser, ich rufe dich nicht an«, gab Wagner zu bedenken.
»Vielleicht«, antwortete Valerie und legte auf.
Chinesische Botschaft, Wien/Österreich
I ch glaube, die Situation entgleitet völlig Ihren Händen, Herr Botschafter.«
Der chinesische Armeeminister machte aus seiner persönlichen Einschätzung der Lage in Österreich kein Geheimnis. Botschafter Hang Weng Huan hielt dem Blick des Ministers stand, aber er hoffte, dass man die Schweißtropfen nicht sehen würde, die ihm auf der Stirn standen. Die eilig einberufene Videokonferenz hatte vor wenigen Minuten begonnen und der kleine abhörsichere Sitzungsraum in der chinesischen Botschaft war bis auf den letzten Platz gefüllt. Neben dem Botschafter waren General Li Feng, Peer van Gavint, der Sekretär des Botschafters und der Militärattaché anwesend. Alle bis auf Gavint, der Zahlenreihen auf ein Blatt Papier schrieb, blickten gebannt auf die kleine Projektionsfläche, von der Chinas Armeeminister mit vor dem Bauch gefalteten Händen wie ein ärgerlicher Buddha herabschaute.
»Wenn Sie schon Vergnügungsreisen ins Ausland unternehmen, General Li Feng, dann sollten Sie sich vielleicht etwas genauer mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzen«, donnerte der Minister, »denn das, was in Chemnitz passiert ist, kann man beim besten Willen nicht als koordinierte und durchgeplante Aktion bezeichnen, oder?«
Li Feng saß mit versteinertem Gesicht am Tisch.
»Sie sind in der Übermacht, Sie haben Sina und Wagner in Ihrer Gewalt, Sie gruppieren Elitesoldaten der chinesischen Armee an Ihrer Seite, und wie sieht das Ende aus?« Der Armeeminister schlug mit der Faust auf den Tisch und beugte sich vor zur Kamera. »Sie verlieren vier Mann in einem Schusswechsel mit den Bewahrern, die Ihnen zahlenmäßig weit unterlegen sind. Wagner und Sina werden von einer Frau, wohlgemerkt einer Frau, in einer halsbrecherischen Aktion vor Ihren Augen weggeschnappt und während Sie noch den Schaden begrenzen, verliert sich die Spur der drei im frischgefallenen Schnee.« Das Gesicht des Ministers war purpurrot.
»Wer ist die Frau? Wo kommt sie her? Wo ist sie jetzt? Wo sind Sina und Wagner? Leben sie noch? Sind sie noch immer auf der Spur des Geheimnisses oder haben sie aufgegeben? Ihr Auftrag war klar
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