Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
Foto von Clara gesehen, Sinas verunglückter Frau. Wussten Sie, dass sie auf Wagners Motorrad starb?«
    Shapiro schwieg.
    »Oder hatten Sie die Fotos in Ihrer Schreibtischlade, während Sie mir von allen möglichen Dingen erzählt haben, nur nicht, warum Sie ausgerechnet mich nach Wien schicken wollten? Sie haben mich nicht ausgesucht, nur weil meine Eltern aus Österreich stammen, ich deutsch spreche und selbst in Wien als Einheimische durchgehe, nicht weil ich mit Waffen umgehen kann und mich mit Leib und Seele der Armee verschrieben habe. Nein, Shapiro, Sie haben mich ausgesucht, weil ich wie eine Schwester von Clara aussehe oder besser noch, wie eine von den Toten auferstandene Clara.«
    Die Leitung nach Tel Aviv blieb noch immer stumm.
    »Sina hat ihren Tod bis heute nicht verwunden und es ist Paul Wagners Hartnäckigkeit zu verdanken, dass er ihn aus seiner Burgruine herauslocken konnte. Das alles haben Sie gewusst. Und trotzdem haben Sie mir nichts gesagt, haben die psychologische Karte gespielt und gehofft, damit in einem großen Schritt weiter zu kommen als alle anderen, den Rückstand mit einem Schlag aufzuholen und Israel einen Vorsprung zu sichern bei dem Rennen um das Geheimnis Friedrichs. Nämlich ihre Agentin direkt an die Front zu bringen, neben die beiden Hauptakteure. Genial, Shapiro, und verdammt schmutzig.«
    »In meiner Welt«, begann Shapiro ruhig, »in meiner Welt agiert man auf einer need-to-know-Basis. Je weniger Sie wissen, desto unbelasteter handeln Sie, desto spontaner reagieren Sie. Als ich die ersten Meldungen aus China und Österreich bekam, begann ich mich für jene Männer zu interessieren, die von den Chinesen dazu bestimmt waren, das Geheimnis des Kaisers zu enträtseln. Ich durchforstete ihr Leben, ihre Vergangenheit, erkundete ihre Schwächen und ihre Leidenschaften. Klassische Geheimdienstarbeit. Die Unfallfotos aus Wien waren nur ein kleiner Stein in dem Puzzle, bis der Zufall mich auf Ihre Fährte brachte, Major Goldmann. Ich sah Ihr Foto in der Zeitschrift, gemeinsam mit General Dany Leder bei einem Treffen der Militärattachés im Tel Aviv Hilton. Sofort ließ ich mir alle verfügbaren Unterlagen kommen, Lebenslauf, Fotos und Ihren militärischen Werdegang. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Alles passte perfekt.« Er machte eine Pause und Valerie tat ihm nicht den Gefallen, ihn zu unterbrechen.
    »Sie werden sich jetzt fragen, warum ich Sie nicht völlig ins Vertrauen gezogen habe. Nun, ich glaube, dass Sie Ihre Rolle in Chemnitz als herangaloppierende Kavallerie nicht so überzeugend hätten spielen können, wenn Sie immer nur auf die Reaktion von Wagner und Sina gewartet hätten. Darauf, was passiert, wenn Sie die Tür öffnen und ›einsteigen‹ rufen. Ich wusste, dass Sie früher oder später draufkommen würden. Ich hoffte, eher später.«
    »Jetzt fühle ich mich wirklich beruhigt, was meinen Informationsstand betrifft, Mr. Shapiro«, meinte Valerie schließlich ironisch. »Wer weiß, was Sie sonst noch für kleine unbedeutende Kleinigkeiten für sich behalten haben, nur weil sie nicht in die Spielstrategie Ihres internationalen Schachspiels passen. Da kam mir der Bericht von Paul Wagner heute Vormittag um ein Vielfaches ehrlicher vor als Ihr Taktieren mit der Wahrheit.«
    Valerie erzählte Shapiro von den Ereignissen in Chemnitz und fasste zusammen, was der Reporter ihr während der Autofahrt nach Wien berichtet hatte. Als sie auf den Anschlag von Pater Johannes zu sprechen kam, hakte Shapiro nach.
    »Die Bewahrer werden nach Chemnitz ihre Bemühungen verstärken, Wagner und Sina aufzuhalten. Die Chinesen andererseits sehen in den beiden nach wie vor ihre einzige Möglichkeit, hinter das Geheimnis zu kommen. Solange sie noch auf der Suche sind, werden die Chinesen still halten. Aber Wagner und Sina sind nichts mehr für sie wert, wenn sie einmal das gefunden haben, wonach alle streben. Dann ist ihr Schutzengel wieder gefragt und er wird vielbeschäftigt sein.« Shapiro gluckste.
    Valerie stellte endlich die Frage, die ihr schon seit Stunden durch den Kopf ging. »Und dann?«
    Shapiro war sofort wieder auf der Hut. »Und dann was?«, fragte er vorsichtig.
    »Dann wird der Schutzengel zum Todesengel, oder wie haben Sie sich das vorgestellt? Soll ich Wagner und Sina das Geheimnis abnehmen, bevor es die Chinesen machen, sie einfach über den Haufen schießen und laufen, weil wir sie dann nicht mehr brauchen? War das der Plan?« Shapiro schwieg und sein Schweigen

Weitere Kostenlose Bücher