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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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stehende Linie den Küstenstreifen Palästinas entlang läuft.«
    »Was ist mit den Buchstaben?« Paul setzte sich auf die andere Seite des Wissenschaftlers, »mit dem berühmten AEIOU?« Georg lächelte siegessicher.
    »Das A erschien genau über Aquitanien, dem Südwesten Frankreichs, das E in etwa über dem Lauf der Elbe oder über dem Ermland, das I genau über dem Stiefel Italiens, das O über Österreich und das U bezeichnete Ungarn.«
    »Da sind aber noch andere Buchstaben, was ist mit denen?« Valerie ließ nicht locker.
    »Wenn du die Linie von dem P links oben weiterverfolgst, dann zeigt ihr Ende genau auf Lissabon, also Portugal. Und M und C im Winkel darunter … Ohne Zweifel, das sind die Inseln Mallorca oder Menorca und Korsika.«
    »Und das S?« Goldmann zeigte auf die Karte mit dem Monogramm.
    »Das S verschlüsselt wohl Sachsen, das größte Kurfürstentum in Mitteldeutschland. Folge ich allerdings der Linie, auf der das S geschrieben ist, so zeigt dieser angenommene Pfeil wie im Falle des P im Nordosten auf Schweden.« Paul nickte nachdenklich. »Und was bedeutet das für uns?«, fragte er Sina.
    »Austria est impera orbi universi – Österreich beherrscht den gesamten Erdkreis. Die Linien des Monogramms berühren Nordafrika, umschließen Skandinavien und stoßen im Osten an die Küste des kaspischen Meeres. Das ist mehr oder weniger der Erdkreis, wie er den Römern bekannt war, die gesamte ›alte Welt‹. Friedrich plante demnach nichts Geringeres, als das Imperium Romanum wieder zu errichten.«
    Gavint schaute ungeduldig auf die Uhr und machte sich Sorgen, ob die drei bereits aufgestanden waren oder ob sie ihm doch irgendwann in den Morgenstunden unbemerkt durch die Finger geschlüpft waren und nur den kleinen Köter zurückgelassen hatten. Sollte er an der Türe der Remise läuten oder warten, bis sie herauskommen würden? Nachdem aus dem nächtlichen Überfall nichts geworden war, hatte er für heute Vormittag einen netten Familienausflug geplant, von dem nur mehr er zurückkommen würde. Ein Abgang mit Stil, dachte er und rieb sich die Hände, in passender Umgebung und gespickt mit Hinweisen auf das Geheimnis Friedrichs, das sich nun bereits in der Hand Li Fengs befand.

    Georg sah es immer klarer, je länger er auf die Karte schaute. »Mehr noch, Friedrich wollte sich Gebiete unterwerfen, die noch nicht Teil des Römischen Reichs waren. Darum überdecken die drei Balken des asymmetrisch geformten Kreuzes am Kopf des Symbols auch die britannischen Inseln, Irland und Dänemark.«
    Paul deutete auf die Spirale. »Und was ist mit dem Fischschwanz?«, fragte er.
    »Ach ja, dein Fischschwanz«, lachte Sina, »auch für den habe ich eine Erklärung. Wenn du genau hinschaust, begrenzen seine Windungen auf der Karte ziemlich genau den Küstenverlauf zwischen Griechenland, der Türkei und dem heutigen Israel. Dieses Meer ist die Heimat des Leviathan, des gewundenen Meeresdämons, einem Drachen oder einer Schlange aus dem alten Testament, dem Symbol für die Zerstörungskraft des Meeres. Hier steht er schlicht für ›Wasser‹, also das Meer.«
    »Genial, einfach genial. Friedrich und du«, lächelte Valerie begeistert.
    Paul stand auf und blickte aus einiger Entfernung auf das Monogramm. »Von hier sieht es wie ein großes M aus«, bemerkte er.
    Georg lachte. »Mit Matthias Corvinus hat es sicher nichts zu tun, eher mit dem übersteigerten Selbstverständnis von Friedrich. Die Mittelachse ist ein I, der Rest ist ein M … Imperator Mundi. Friedrich, Herrscher der Welt.«
    Der Südafrikaner hatte sich entschieden, er machte sich zu Fuß auf den Weg zur Remise. Es war kurz nach neun Uhr und an der Zeit, den letzten Akt einzuläuten. Gavint überquerte die alten Gleisanlagen, von denen bereits in den siebziger Jahren die Schienen abmontiert worden waren. Als er die geteerte Straße erreichte, die zu den hohen Toren der Remise führte, klopfte er sich die Hosenbeine ab und hörte schon das Bellen der kleinen Nervensäge. An der Seite des Gebäudes stand der »Pizza-Expresss«, diese optische Beleidigung auf vier Rädern. Zur Not würde er den Hund und das Auto noch zwei Stunden ertragen. Dann war sowieso alles vorbei.

    In der Remise waren alle wieder um den Frühstückstisch versammelt. Georg war noch immer nicht zufrieden und hatte den Laptop mitgenommen, auf dem nun groß das Monogramm Friedrichs auf weißem Grund prangte. Alle drei schauten fasziniert auf die Buchstaben.
    »Aber kommen wir zur

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