Ewig
nächsten Ebene. Immer wenn ich dieses Monogramm angesehen habe, habe ich deutlich das Wort ›Papes‹, Päpste, in der oberen Hälfte gelesen. Es sprang mir förmlich ins Auge. Zunächst konnte ich rein gar nichts damit anfangen, aber dann wurde mir einiges klar. Die äußeren Buchstaben bilden das Wort ›Friedericus‹, die inneren das Wort ›Papes‹ und die Spirale in der Mitte steht für ein ›Contra‹. Wenn wir das so lesen, dann steht hier ›Friedericus contra Papes‹ – Friedrich gegen die Päpste. Seltsam, oder?«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Paul und teilte den letzten Rest aus der Kaffeekanne brüderlich mit Valerie.
»Um mit dem Pontifex in Rom um die Vorherrschaft in der christlichen Welt konkurrieren zu können, um die Prophezeiung aus Mertens’ Vermächtnis vollends erfüllen zu können, musste Friedrich der dritte Imperator dieses Namens sein. Nur so konnte er die im verlorenen Investiturstreit vom Heiligen Stuhl erlittene Niederlage herausfordern und für das Reich Revanche fordern und es so zu alter Größe und Macht zurückführen. Aber römisch-deutscher Kaiser war man nur, wenn man in Rom vom Papst gekrönt wurde. So sehr es ihm vielleicht missfiel, Friedrich brauchte die Päpste. Nur sie konnten seinen universellen Machtanspruch vor der Welt legitimieren.«
»Ich beginne dich zu verstehen. Friedrich war der letzte deutsche Kaiser, der in Rom gekrönt worden ist, richtig?«, fragte Paul und Georg nickte. »Und womit?«
»Was heißt womit?«, fragte Wagner perplex.
»Auf der römisch-deutschen Reichskrone steht Me reges regnant , durch mich herrschen die Könige. Friedrich musste mit dieser Krone gekrönt werden, sonst würde er seiner Würde verlustig gehen.«
»Das ist einleuchtend«, sagte Paul nachdenklich.
»Durch seine Krönung in Rom war er der rechtmäßige Erbe Friedrichs, des Hohenstaufers, der die drei Steine vom Priesterkönig Johannes empfangen hatte. Damit war er berufen, das Reich zu reinigen und zu unsterblicher Größe zu führen. Friedrich war der einzige, der wahre Imperator Mundi.« Georg überlegte kurz und fuhr dann fort: »Wenn Friedrich nach römischem Vorbild das Amt des Imperators mit dem des Pontifex maximus, des Papstes verband, dann war er selbst Friedericus Papa – Papst Friedrich.«
Paul griff nach einem Blatt Papier und begann Buchstaben und Zahlen aufzuschreiben, schließlich addierte er die Summen. Als er das Ergebnis vor sich sah, wurde er blass und flüsterte: »Die Buchstaben in Friedericus Papa ergeben den Zahlenwert 151. Die Inschrift Me Reges Regnant auf der Reichskrone ebenfalls genau 151. An einen Zufall glaube ich nicht, Friedrich hinterlässt keine Zufälle. Der Stein ist in der Reichskrone versteckt, dem Symbol der Macht, nicht nur über das Reich, sondern die ganze Welt!«
Genau in diesem Moment klingelte es an der Türe. Blitzschnell schlug Georg den Laptop zu und Paul raffte in Windeseile alle Notizen zusammen, drückte das Bündel Papier Valerie in die Hand, die sofort aufsprang und damit die Treppe zu den Gästezimmern hinauflief. Der Reporter wartete, bis Goldmann wieder mit leeren Händen aus einem der Schlafzimmer herauskam, bevor er sich auf den Weg zum Tor machte.
»Wer zum Teufel ist so früh unterwegs?«, zischte Wagner Sina zu, während Tschak bellte und Valerie zu ihrer Sporttasche griff, die sie neben dem Küchenblock abgestellt hatte. Sie holte eine Smith & Wesson heraus und Paul bedauerte, dass seine Glock noch immer im Safe lag. Dann wechselten alle drei noch einmal ernste Blicke, nickten sich zu und Paul schloss auf und drückte die Klinke herunter.
»Ein herrlicher Frühlingstag, um einen kleinen Ausflug zu unternehmen, finden Sie nicht?« Vor dem Tor stand ein bestens gelaunter Gavint und wippte leicht auf den Fußballen, während er neugierig an Paul vorbei ins Innere der Remise spähte. »Ein wirklich netter Unterschlupf, den Sie da haben«, schmeichelte er, »aber so blass, wie Sie beide im Moment sind, kann Ihnen ein bisschen frische Luft sicherlich nicht schaden.« Der Südafrikaner lächelte gewinnend in die Runde.
»Ihre ständige gute Laune ist geradezu widerlich«, brummte Georg, drehte sich um und gab Goldmann ein Zeichen der Entwarnung. Sie steckte die Pistole in den Hosenbund und zog ihren Pullover darüber.
Paul lehnte sich an das offene Tor und schaute den wie immer elegant gekleideten Fremden herausfordernd an. »Nennen Sie mir einen guten Grund, warum wir mit Ihnen eine Landpartie
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