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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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für den Wissenschaftler gewesen war, so rätselhaft war die Spirale auf der mittleren Linie, dieser nicht identifizierbare Schnörkel. Georg hatte schon oft in Büchern seiner Bibliothek nachgeschlagen, aber außer einem mittelalterlichen Symbol, das »contra«, also »gegen«, bedeutete, hatte er nichts gefunden, das dieser Spirale auch nur im Entferntesten ähnlich sah.
    Dann war wieder Paul gekommen mit seinen Triviallösungen. »Das ist ein Fischschwanz. Eindeutig. Die beiden Zipfel da am Ende der Spirale sind nicht zufällig da. Das ist eindeutig ein Fischschwanz.«
    So ein Unsinn, dachte sich Sina, was sollte ein Fischschwanz auf Friedrichs Monogramm? Aber ganz verdrängen konnte er Pauls Behauptung nicht. Dann kam das Templerkreuz dazu, das wie eine Windrose aussah und dann fiel es Georg wie Schuppen von den Augen. Was, wenn das Monogramm auch eine Landkarte war?
    Seit er zum letzten Mal einen Computer bedient hatte, war mehr Zeit vergangen, als Georg bewusst war. Die Arbeitsoberflächen und Menüleisten hatten sich in den letzten Jahren ziemlich drastisch verändert, alles war bunt und schrill und erinnerte ihn an Kinderbonbons. Im Internet fand er schnell, was er für sein Experiment brauchte: Friedrichs Herrschermonogramm und die Karte des Fra Mauro aus dem Jahre 1459. Wenn der Kaiser eine Karte benutzt haben könnte, dann musste sie dieser sehr ähnlich sein, immerhin war sie die berühmteste jener Zeit.
    In Georg wuchs die Anspannung. Er fragte sich, ob er auf der richtigen Spur war, ob ihn seine Ahnung nicht irreführen würde, ob dies tatsächlich der Weg zur Lösung des fünfhundert Jahre alten Rebus war. Dann hatte er das Monogramm auf der Karte platziert, genordet und jetzt sah er es und es verschlug ihm den Atem. Friedrichs Wille zur Macht überstieg noch Georgs kühnste Vorstellung. Die schwangere Witwe seines Bruders ins Exil zu schicken, um Herzog von Österreich zu werden, war eines, aber das hier …
    Mit Euphorie in der Stimme rief er nach Paul und Valerie: »Ich hab’s, ich habe es gefunden. Schaut euch das an!«
    »Was hast du?«, fragte Paul, kam herüber zu ihm und beugte sich über den Bildschirm. »Aber das ist ja unglaublich …« Ihm stockte der Atem.
    Gavint beobachtete aus sicherer Entfernung die Remise von Paul Wagner, und das schon seit kurz nach Mitternacht. Als Li Feng ihn angerufen und grünes Licht für die Liquidierung des Reporters und des Wissenschaftlers gegeben hatte, war Gavint sofort aufgebrochen. Er hatte noch während der Nacht in die Remise eindringen wollen, aber ein lautes Bellen hatte ihn davon abgehalten. Mit einem wachen Georg Sina und einer kampferprobten und zu allem entschlossenen Amazone im Doppelpack wollte auch er es nicht aufnehmen. Also wartete er auf den Tagesanbruch, machte in sicherem Abstand immer wieder eine Runde um das Gebäude und hatte zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, selbst beobachtet zu werden.
    Seit seiner Zeit als Söldner in diversen blutigen Konflikten auf dem schwarzen Kontinent hatte er einen Instinkt entwickelt, der auf Erfahrung, Beobachtung und einem blitzschnellen Verarbeiten von Informationen aus seiner Umgebung beruhte. Auf diesen Instinkt, der ihm schon öfter das Leben gerettet hatte, konnte er sich blind verlassen. Gavint stieg aus dem A8 und drehte sich um. Niemand war zu sehen. Und doch. Der Südafrikaner fühlte ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Jemand war hinter ihm her, beschattete ihn gekonnt und fehlerlos. Zwar sah er niemanden rasch in Deckung gehen oder hinter einem Baum oder einem Holzstapel verschwinden, wenn er sich überraschend umwandte, aber das Gefühl blieb. Es war, als ob ein Geist sich auf seine Fersen gesetzt hatte und ihn nicht mehr aus den Augen ließ.

    »Was ist das?«, wollte Valerie wissen, die zu Georg aufs Sofa gekommen war und die Aufregung nicht ganz verstand.
    »Das ist Friedrichs Monogramm auf der Karte des Fra Mauro«, erklärte ihr Georg. »Zuerst habe ich geglaubt, ich müsste gemäß mittelalterlicher Geografie, den Mittelpunkt, also das Tatzenkreuz im Kreis, auf Jerusalem legen, aber dann wählte ich in etwa Wien, Graz, Linz oder Wiener Neustadt, Friedrichs Residenzen, als Angelpunkt aus. Danach habe ich das Monogramm so gedreht, dass das Templerkreuz im Zentrum richtig stand.« Er zeigte mit dem Finger auf das kleine Kreuz, das nun genau nach Norden wies.
    »Und siehe da, die mittlere Achse deutete von hier exakt auf Jerusalem, während die unterste im rechten Winkel

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