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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Verschluss auf. »Er weiß viel mehr, als er preisgibt und wenn er ein kleines Bruchstück an Information auslässt, dann erwartet er gleich ein Tauschgeschäft, bei dem er dann wieder besser aussteigt. Er ist entweder bei einem Geheimdienst oder …« Valerie verstummte. Georg schaute sie fragend an.
    »… oder er ist ein Söldner, wie es sie zu hunderten gibt. Leute, die ihre Kunst zu töten an den Bestzahlenden verkaufen.«
    »Du meinst ein Auftragskiller?«, fragte Paul ungläubig und schenkte sich Kaffee nach. »Dazu ist er zu gebildet, zu elegant und kulturell interessiert.«
    »Aber keineswegs«, widersprach Valerie, »es gibt Topleute, die studiert haben und bei jeder Wissenschaftsdiskussion im Fernsehen eine hervorragende Figur abgeben würden, lass dich nicht täuschen.«
    »Und woher weißt du das?«, bohrte Paul hartnäckig nach.
    »Einige aus der Armee sind auch diesen Weg gegangen und keiner von ihnen war dumm, glaub mir«, meinte Valerie ironisch lächelnd.
    Georg hatte sich mit seiner Tasse Tee auf die zerschossene Sitzgarnitur zurückgezogen, seine Unterlagen mitgenommen und die beiden anderen am Frühstückstisch sitzen lassen. Er sympathisierte mit dem Ledersofa. Der Wissenschaftler fühlte sich völlig ausgelaugt. Er hätte es sich nie zu träumen gewagt, wie anstrengend es werden würde, wenn er seine selbst gewählte Einsamkeit beenden und in die Welt der Lebenden zurückkehren würde. Und es war nicht ein normales Leben, in das er zurückgekehrt war, es war Tag für Tag eine ständige Abfolge neuer Gefahren, Gewalttätigkeiten und überraschender Entdeckungen, die oft genug mit Blut erkauft waren.
    Der Wissenschaftler dachte an den Kaiser, der so unvermittelt in sein Leben getreten war und es nun plötzlich bestimmte. Wie hatte Berner so richtig gesagt? Friedrich ließ sie tanzen wie die Marionetten, er lud ihnen Rätsel über Rätsel auf die Schultern und Sina hatte das Gefühl, selbst schon bald zum Christophorus zu mutieren. Er verstand mit jedem Atemzug unter dieser Bürde besser, warum sich der Kaiser so und nicht anders hatte darstellen lassen.
    Für ihn kam aber noch etwas hinzu, das ihm zu schaffen machte. Nach dem Alleinsein und der Freiheit der Entscheidung auf seiner Burg lebte er jetzt auf engstem Raum mit zwei Menschen zusammen. Paul war es gewohnt, durch die Weltgeschichte zu vagabundieren, Valerie war viel unterwegs gewesen und ließ kein Abenteuer aus, aber er?
    Vielleicht bin ich einfach zu verschroben für diese Welt, dachte er sich und widmete sich seufzend den Unterlagen. Der Druck seiner beiden Weggefährten lastete zusätzlich auf ihm. Sie blickten ihn voller Erwartung an, sobald es ein historisches Problem zu lösen galt, zweifelten nicht eine Sekunde daran, dass er problemlos jeden gordischen Knoten lösen würde. Was, wenn er versagte, sich irrte? Georg wusste die Antwort und sie machte ihm Angst. Machte er einen Fehler, dann waren sie alle drei tot. Und machte er keinen, dann war es wahrscheinlich am Ende genauso. Und dann gab es da natürlich noch eine Lösung. Ein anderer, vielleicht dieser mysteriöse Fremde, dieser »Hobbyhistoriker«, würde die richtige Lösung vor ihm finden, das Geheimnis lösen und damit das Ende der Welt einläuten.
    »Das hast du jetzt von deinem Ruf des genialen Professors für mittelalterliche Geschichte«, sagte er halblaut und verwünschte Friedrich, der mit Leidenschaft und Akribie vor Jahrhunderten sein Netz von Hinweisen geknüpft und ausgeworfen hatte. Und jetzt, im neuen Jahrtausend, hatten sich ein Journalist, eine israelische Geheimagentin und ein wunderlicher Geschichtsprofessor darin gefangen.
    So viel er auch in seinen Aufzeichnungen blätterte, es war sinnlos. Sie hatten das Geheimnis der Unsterblichkeit entdeckt, sie waren sicher, dass es in oder hinter einem Stein versteckt sein musste, in welcher Form auch immer, aber jetzt war das Ende der Fahnenstange gekommen. Georg wusste nicht weiter. Er war so hoch hinaus geklettert, wie er nur gekonnt hatte, aber der Mast war zu Ende. Unter ihm waren nur das Deck des Schiffes und das tosende Meer, über ihm der weite Himmel.
    Tief in seinem Unterbewusstsein war da noch etwas, zu dem er im Moment keinen Zugriff hatte. Eine vage Idee, einen Verdacht, eine Ahnung, die man nur durch methodisches Vorgehen ans Tageslicht holen könnte. Georg schlug eine kleine Karte von Österreich auf. Sie waren den ganzen Weg gegangen, den Friedrich ihnen vorgezeichnet hatte und der Wissenschaftler

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