Ewig
unternehmen sollten, Mister Unbekannt. Wiener Neustadt und Stein haben uns völlig gereicht. Wir haben heute andere Pläne.«
»Wer wird denn so feindselig sein, meine Herren? Die Sonne lacht vom Himmel …«
»… und die Vögel zwitschern in den Bäumen«, ergänzte Paul süffisant und verdrehte die Augen.
»… und irgendwer verkauft uns hier für dumm«, beendete Sina den Satz.
»Schade«, rief Gavint gutgelaunt, »ich hätte Ihnen gerne eine Entdeckung gezeigt, die ich nie richtig deuten konnte, von der ich aber glaube, dass sie fundamental für das Geheimnis Friedrichs ist. Eine Klosterruine unweit von Wien, deren Fundamente den letzten Hinweis zu Friedrichs Geheimnis bergen könnten.«
Wagner und Sina schauten sich an und zuckten beide die Schultern.
»Und diese Klosterruine ist Ihnen gestern nicht eingefallen, als Sie so plötzlich verschwinden mussten? Das kommt aber ein wenig überraschend, finden Sie nicht?« Paul war der Unbekannte immer unsympathischer und Valerie kam näher, die Hand hinter ihrem Rücken.
»Ich hatte diese Informationen schon länger, aber ich hielt sie bisher für einen unbedeutenden Nebenzweig dieses bemerkenswerten Geflechts aus Hinweisen, das Kaiser Friedrich ausgebreitet hat.« Gavint lächelte sein Filmstarlächeln, siegessicher. »Fast bin ich versucht, es einen ›Baum des Lebens‹ zu nennen.«
Der Südafrikaner hatte seine letzten Worte bewusst gewählt und sah in den Augen Wagners und Sinas, dass er den wunden Punkt getroffen hatte.
»Also gut, wir kommen mit, aber nur noch dieses eine Mal und ich hoffe für Sie, dass Ihre Hinweise tatsächlich zielführend sind«, sagte Paul und blickte zu Georg, aus dessen Miene das reine Misstrauen sprach.
»Ein weiteres Mal wird auch gar nicht mehr vonnöten sein, glauben Sie mir«, erklärte Gavint sanft und ein lauernder Ausdruck erschien in seinen Augen, der Paul einen Schauer über den Rücken jagte.
»Wir fahren mit unserem Auto«, entschied Goldmann und hielt Tschak zurück, der sich auf die Hosenbeine des Unbekannten stürzen wollte. Die Idee von dem kleinen Ausflug missfiel ihr immer mehr, aber jetzt war es zu spät für einen Rückzieher.
Paul überlegte, ob der »Hobbyhistoriker« und seine dubiosen Zuträger wirklich etwas entdeckt hatten, das Georg und ihm bislang verborgen geblieben war. Dann ging er seine Jacke holen und beschloss, seine Glock auch mitzunehmen. Gavint sah geschockt aus.
»Was? Sie wollen mit dieser lächerlichen roten Pizzaschachtel fahren? Ich habe nicht weit von hier eine geräumige Limousine für uns bereitstehen. Wollen wir nicht lieber damit …« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
Valerie schüttelte ihren Kopf und unterbrach ihn. »… nein, wollen wir nicht. Wir fahren zu viert und nehmen den Mazda. Sonst platzt der Deal und wir machen gar keinen Ausflug.«
»Wie Sie wollen«, seufzte Gavint und bürstete ein unsichtbares Stäubchen von seinem Mantel. »Aber der Hund bleibt hier.«
»Der Hund kommt mit oder Sie bleiben hier«, knurrte Georg, nahm Goldmann die Leine aus der Hand, hängte sich seine Jacke um die Schultern und schob Gavint in Richtung »Pizza-Expresss«.
Chinesische Botschaft, Wien/Österreich
G eneral Li Feng saß im kleinen Sitzungssaal der Botschaft und war sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Umstehenden gewiss. Vor ihm ruhte auf einem grünen Filztuch der Barockpokal und daneben lagen Zangen, Schraubenzieher, kleine Stichel und eine Schale. Der General hatte gestern Abend noch bei seiner Rückkehr in die Botschaft die Steine aus dem wertvollen Kelch brechen wollen, der Botschafter hatte jedoch sofort interveniert. Weng Huan hatte aus Salzburg angerufen, sobald er von seinem Sekretär erfahren hatte, dass der Pokal gemeinsam mit Li Feng in der Botschaft eingetroffen war.
»Ich werde morgen Vormittag nach Wien zurückkehren und bis dahin stellen Sie den Pokal in den Safe der Botschaft«, hatte Weng Huan am Telefon angeordnet und der General hatte zähneknirschend gehorcht.
Jetzt waren der Botschafter, sein Sekretär und der chinesische Militärattaché neugierig über den rund fünfunddreißig Zentimeter hohen Kelch gebeugt, der im Licht der Halogenlampen seidig golden schimmerte. Misstrauisch beäugte Weng Huan die Werkzeuge auf der Tischplatte neben der kostbaren Antiquität.
»Ihnen ist klar, dass wir den Pokal zerstören werden, wenn wir die Steine herauslösen, Exzellenz«, gab sein Sekretär zu bedenken. Weng Huan nickte.
»Das war nicht
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