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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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hakte im Geist die einzelnen Punkte ab und zog Bilanz. Was blieb ihnen noch? Was hatten sie noch nicht entziffert, welches Rätsel nicht gelöst? Hatte Paul Recht und einige Hinweise waren einfach mit der Zeit im Vergessen verschwunden?
    Dann stieß er auf eine Liste mit dem Wort »Monogramm«.
    Ach ja, dachte er sich, das verflixte Monogramm auf dem Grabmal des Kaisers und auf dem Reliquienschrein in Wiener Neustadt. Aber dieses Rätsel hatte seit Friedrich keiner geknackt, zumindest nicht schlüssig. Er betrachtete die seltsam angereihten Buchstaben, diese Geheimschrift eines hochintelligenten Herrschers, der viel Zeit aufwandte, um Informationen unter Schichten von Querverweisen und Rätseln zu verstecken. Die ungleich langen Schenkel der Buchstaben fielen ihm auf, die Verteilung der Lettern, die Striche und Kreuze. Vor allem das Templerkreuz in dem Kreis, das um 45 Grad verdreht schien, sprang ihm ins Auge.
    Das sieht aus wie eine Windrose, die nach Norden zeigen sollte, wenn man … Seine Gedanken verloren sich in Verzweigungen und Hypothesen, seine rechte Hand begann unwillkürlich Dreien auf die Tischplatte zu zeichnen. Was er jetzt brauchte, war eine Karte, am besten eine Weltkarte aus dem 15. Jahrhundert.
    »Eine, die Friedrich auch gekannt und vielleicht sogar studiert haben könnte«, sagte er laut, »eine, die dem Wissensstand der Zeit am ähnlichsten ist.« Dafür gab es nur eine Lösung, ob sie ihm gefiel oder nicht.
    Paul hatte Sina gehört und kam zu ihm herüber, die Kaffeetasse in der Hand. »Was gibt es? Brauchst du koffeintechnischen Nachschub?«, lächelte er verständnisvoll, als er Georgs verschlafene, rote Augen bemerkte.
    »Nein, du wirst es nicht glauben, aber ich bräuchte deinen Laptop«, antwortete Sina.
    »Du bist immer wieder für Überraschungen gut«, sagte Wagner verblüfft, »ausgerechnet du als alter Maschinenstürmer willst meinen Laptop ausborgen? Es passieren noch Zeichen und Wunder in dieser Remise. Wer garantiert mir denn, dass du mir keinen Systemfehler produzierst oder mir irrtümlich die Festplatte löschst?«, feixte er.
    »Sei nicht albern, Paul. Ich habe eine Diplomarbeit, eine Dissertation und eine Habilitationsschrift geschrieben. Glaubst du, ich habe das mit Schreibmaschine und Blaupapier geschafft?«, gab Georg zurück und schüttelte den Kopf.
    Paul kicherte leise. »Nein, eigentlich dachte ich, du hättest stilecht mit Federkiel und Pergament gewerkt.«
    »Ja, ja, ist schon gut«, winkte Sina ab, »könnten wir den amüsanten Teil dabei überspringen und zum angewandten kommen? Ich brauche ein Bildbearbeitungsprogramm und das Internet.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl, natürlich kannst du ihn haben.« Paul ging zu seiner Tasche hinüber, zog das Notebook heraus und stellte es aufgeklappt vor Georg auf den Tisch. Dann konnte er es sich trotzdem nicht verkneifen und beugte sich mit ernstem Gesicht zu seinem Freund hinunter, und während er fürsorglich die Hand auf seine Schulter legte, sprach er ruhig: »Bist du dir sicher, Georg? Ich meine, was du hier tun willst. Es ist immerhin ein heftiger Bruch mit deiner …«
    »Hau bloß ab!«, grinste Georg und schlug spielerisch nach Paul, der sich mit ein paar federnden Schritten außer Reichweite brachte. Valerie lachte laut und beschloss, noch ein halbes Brötchen zu essen.
    »Wisst ihr was, haut doch beide ab«, schlug Georg gutmütig vor. »Ich rufe euch an, wenn ich euch wieder brauche. Lasst mir einfach ein Handy da, geht spazieren, tummelt euch unter der Dusche oder macht sonst irgendetwas. Am besten weit weg von mir!«
    »Du willst gleich mit zwei Vorurteilen an einem Morgen aufräumen? Computer und Handy gleichzeitig? Die technische Revolution hält bald auch in Burg Grub Einzug«, sagte Wagner warnend zu Tschak und schob ihm noch ein Stück Butterbrot zu.
    Noch auf Grub hatte der Wissenschaftler manche Nacht über dem rätselhaften Monogramm meditiert, hatte die Linien und Buchstaben auf sich wirken lassen. Immer wenn er dachte, das Monogramm spräche endlich zu ihm, war es doch nur eine unverständliche Sprache gewesen. Dann hatte Paul das Zeichen Friedrichs gesehen, als sie in der Stephanskirche das Grabmal fotografiert hatten. Seine Worte gingen Georg seitdem nicht aus dem Kopf: »Friedrich arbeitet mit Ebenen. Die Buchstaben sind nur eine davon, es gibt mehrere.«
    Auch als er jetzt das Monogramm betrachtete, hörte er Pauls Stimme.
    »Die Ebenen … die Ebenen …«
    So eindeutig das Templerkreuz im Kreis

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