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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Steuerknüppel und der Hubschrauber donnerte kaum einen Meter über den Dachfirst hinweg. Dann ließ ihn Valerie in einer engen Linkskurve genauso schnell wieder hinunterfallen und schwebte plötzlich einen Meter über der Dorfstraße, die am Schloss vorbeiführte.
    »Du bist wahnsinnig, weißt du das? Was machst du bei Gegenverkehr?«, wollte Paul entsetzt wissen.
    Wie auf ein Stichwort kam plötzlich ein LKW um die Ecke gebogen und fuhr direkt auf den Helikopter zu. Die Panik stand dem Fahrer ins Gesicht geschrieben, als er unvermittelt einen schwarzen Hubschrauber vor sich sah und eine Vollbremsung einleitete. Goldmann schaute kurz nach oben und zog den Sikorsky hoch wie einen Expressfahrstuhl.
    »Ist zwar kein Apache-Kampfhubschrauber, aber trotzdem nicht schlecht«, grinste sie und leitete eine weite Kurve ein, brachte den Sikorsky sanft auf Kurs West. Die Karte auf dem Navigationsgerät drehte sich und stabilisierte sich wieder langsam. »Ich würde vorschlagen, wir machen einen Bogen um Prag und nehmen einen Südkurs über Budweis ins österreichische Waldviertel und weiter nach Wien.« Unter dem Hubschrauber schlängelte sich das Band der Autobahn nach Prag und gleich dahinter war ein großes Flugfeld zu sehen, mit einer langen betonierten Landepiste. Vor einem der Hangars wärmte ebenfalls ein Helikopter auf.
    Goldmann deutete auf die Startbahn und Werkshallen. »Das da unten ist der größte tschechische Luftfahrtbetrieb, AERO Vodochody. Er baut Schulflugzeuge für Armeen in aller Welt und den Sikorsky, in dem wir jetzt fliegen.« Sie wich nach Süden aus, um den Luftraum über dem Flugfeld frei zu halten. Dann meldete sich die tschechische Flugsicherung über Funk und Goldmann gab das Flugziel und die voraussichtliche Ankunftszeit an. »Wenn alles gut geht, sind wir in knapp einer Stunde in Wien«, sagte sie zuversichtlich zu Paul und drehte die Heizung höher.
    »Es sieht so aus, als wärst du in Hubschraubern aufgewachsen«, meinte Wagner. »Wie lange fliegst du schon?«
    »Viel zu lange und viel zu lange nicht mehr«, antwortete Valerie kryptisch und das Kaleidoskop in ihrem Kopf begann wieder, Farben und Bilder zu versprühen. »Ich war Hubschrauberpilotin bei der israelischen Armee, bevor ich zu den Landstreitkräften gewechselt bin. Aber das ist jetzt schon sechs Jahre her.«
    Paul hörte den Stress in ihrer Stimme. »Schlechte Erinnerungen?«, drang er weiter in sie.
    Goldmann nickte stumm.
    »Gab es einen Grund, warum du zu den Bodentruppen gegangen bist? Oder hat dich das Fliegen einfach nicht mehr gefreut?«
    »Ich bin für mein Leben gern geflogen, bis …« Wagner beendete den Satz für sie.
    »… zu dem Unfall?« Valerie nickte wieder und die Bilder in ihrer Erinnerung wurden lebendig.
    »Vielleicht sollten wir das Thema wechseln, du brauchst deine volle Konzentration«, schlug Paul vor und sah aus dem Cockpit-Fenster auf die vorüberziehende Landschaft. Der starke Wind schüttelte den Hubschrauber immer wieder durch und die tiefhängenden Wolken ließen keine große Flughöhe zu.
    Zuerst sagte Goldmann gar nichts. Sie kämpfte mit sich, wollte die Bilder wegwischen und konnte es doch nicht. »Es war ein Auslandseinsatz, streng geheim und auf freiwilliger Basis«, begann sie stockend. »Ich habe mich gemeldet, weil … ach, das tut nichts zur Sache. Wir flogen mit einem Bell-Hubschrauber durch ein winziges Tal. Ich hatte das Kommando, einen erfahrenen Copiloten neben mir und sechs Mann vollausgerüstet in der Kabine. Das schmale Tal war wie ein Tunnel, unten der Wasserlauf, links und rechts überhängende Bäume, die mit ihren Kronen das Dach bildeten. Ich hatte nach oben fünf Meter und nach unten vielleicht zwei …« Sie verstummte und Wagner wartete.
    »Ein Kampfhelikopter war uns auf den Fersen und der Pilot war kein Neuling. Er kannte alle Tricks, jeden Kniff, jede Biegung des Bachlaufs. Er war hier zu Hause, aufgewachsen, wir waren die Eindringlinge. Ich konnte nicht nach oben, nicht nach unten, nur nach vorn. Aber er kam unaufhaltsam näher, ich flog bereits am Limit und er ging drüber hinaus.« Der grüne Tunnel raste vor ihren Augen an ihr vorbei, Äste, die gierig nach ihr griffen und eine trügerische Wasseroberfläche, die sich bei der leisesten Berührung in Beton verwandeln würde. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, als sie weitererzählte.
    »Und dann begann er seine Raketen abzufeuern. Die ersten beiden schlugen in das Ufer ein, weil der Bach eine Biegung machte und

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