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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Ratlosigkeit seiner Männer. Er war sich sicher, dass die Mönche hier sein mussten. Niemand hatte das Kloster verlassen und ihm war von seinen Informanten in Lhasa bestätigt worden, dass noch rund zwanzig Geistliche ständig hier lebten. Wenn nicht im oberen Teil, dann mussten sie in den unteren Stockwerken sein. Die Soldaten der drei Kampfgruppen konferierten über ihr Helmmikrofon. Die Lage war klar: Die vier obersten Sektoren waren im gesamten Kloster leer und gesichert, seit langer Zeit unbewohnt.
    Die Soldaten der ersten Gruppe im linken Flügel des Klosters rückten in den Hauptgang des nächsten Stockwerks vor und übersahen dabei den dünnen schwarzen Draht, der in Kniehöhe quer über den Gang gespannt war. Zwei gewaltige Explosionen, die drei Sekunden zeitversetzt erfolgten, erschütterten das gesamte Kloster. Der linke Teil des Gebäudes schien sich für einen Augenblick zu heben, bevor er fast majestätisch langsam begann, in sich zusammenzustürzen. Der Turm glitt über das schrägstehende Dach und verschwand in der Tiefe, der Helikopter mit ihm. Wände barsten und Tonnen von Ziegeln und Steinen wurden weit auf die Schneefläche des Passes geschleudert. Das dumpfe Grollen der Explosionen wurde als Echo von Berg zu Berg getragen und schien nicht verebben zu wollen. Dann folgte die Explosion des Helikopters, der eine Felswand hinabgestürzt war, und seiner gesamten Munition. Eine Stichflamme gefolgt von einem Feuerball stieg mehrere hundert Meter in den Himmel.
    Li Feng war von der Gewalt der ersten Explosion wie eine Marionette an eine der Wände des Treppenhauses geschleudert worden und der Boden vor seinen Füßen war plötzlich voller Risse, die immer größer wurden. Teile der Stufen fielen einen Stock tiefer, Löcher öffneten sich, Staub erfüllte die Luft und als die Druckwelle der zweiten Explosion an Li Feng vorbeirauschte wie ein Güterzug, raubte sie ihm den Atem. Er fluchte und stürmte nach unten, zwei Stufen auf einmal nehmend. Als er im dritten Stock ankam, war der linke Quergang verschwunden. An seiner Stelle klaffte ein riesiges Loch, durch das der General einen freien Blick auf die schneebedeckten Berge hatte. Li Feng war geschockt. In seinem Kopfhörer schrien Stimmen durcheinander, seine Männer versuchten Klarheit über den Verbleib ihrer Kameraden zu bekommen. Der General hörte Soldaten durch das Treppenhaus stürmen. »Sammeln bei mir, dritter Stock, mittleres Treppenhaus.« Seine Stimme klang wieder fest und entschlossen. Der erste Schock war verflogen, jetzt war der General nur mehr wütend. Vom Spähtrupp im linken Teil des Gebäudes war niemand mehr am Leben, alle acht Mann waren bei den Explosionen ums Leben gekommen. Die restlichen 16 Fallschirmjäger scharten sich um Li Feng und erwarteten seine Befehle.
    In den Mauern des Treppenhauses hatten sich tiefe Risse gebildet. Vereinzelt stürzten nach wie vor Teile von Wänden herunter, an vielen Stellen war der Verputz abgeplatzt. Li Feng erschien das Kloster wie ein Kartenhaus, das jeden Moment zusammenstürzen könnte.
    »Wir bilden eine Gruppe und arbeiten uns die restlichen drei Stockwerke nach unten«, befahl Li Feng. Die Männer nickten und auf ein Zeichen von ihm begannen sie vorsichtig mit dem Abstieg, immer wieder auf weitere Fallen achtend. Das zweite Stockwerk war genauso verlassen wie die Etagen darüber. Es war gespenstisch. Die Räume wurden höher, je tiefer sie in das Gebäude vordrangen, die Tritte der Soldaten klangen hohl. Als die ersten drei seiner Fallschirmjäger die Treppen in die erste Etage nehmen wollten, brach unter ihnen die gesamte Konstruktion zusammen und stürzte mit den Soldaten in die Tiefe, durchschlug den ersten Stock und das Erdgeschoss, bevor sich alles als riesiger Haufen Schutt im Keller türmte. Die drei abgestürzten Soldaten antworteten nicht mehr. Li Feng kniete sich hin und betrachtete die Bruchstellen. Sie waren glatt, aber nicht neu, es handelte sich um eine vor langer Zeit vorbereitete Falle. Er richtete sich wieder auf und wandte sich um. »Zur rechten Treppe«, befahl er und die Gruppe der Fallschirmjäger betrat vorsichtig und misstrauisch den schmalen Gang.
    In einer langen Reihe drangen sie weiter in den rechten Flügel des Klosters vor, von wo die einzige noch unversehrte Treppe nach unten führte. Die Zuversicht war aus den Gesichtern der Soldaten verschwunden, Anspannung und Unsicherheit sprach aus ihren Augen. Von anfänglich vierundzwanzig waren noch dreizehn Mann übrig

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