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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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über sein rundes Gesicht. Er, Li Feng, würde die Wahrheit finden, das Geheimnis endgültig entschlüsseln, das jahrtausendealte Rätsel endlich lösen und damit zum wichtigsten Mann in China werden.
    Der Hang machte auf fast viertausend Meter Höhe einen scharfen Knick nach links und die Kampfhelikopter schossen wie Hornissen aus der Deckung des Berges in ein Hochtal, das sich wie in einem großen Panoramafenster über die ganze Breite des Sichtfeldes erstreckte. Unberührter, meterhoher Schnee glitzerte in der Sonne, die Felsen wichen zurück und vor ihnen sah Li Feng das Ziel wie auf dem Präsentierteller. Auf dem Sattel eines Passes lag das geheimnisvolle Kloster der legendären »Drachenkönige«, der Lu-Gyal, deren Wissen selbst in Tibet schon lange in Vergessenheit geraten war. Nur noch in einem Kloster des Landes wurden sie noch immer verehrt und ihre Lehren und Geheimnisse bewahrt. Vor allem aber jenes Geheimnis, das Li Feng Ruhm, Ehre und ewige Erwähnung in den chinesischen Geschichtsbüchern sichern sollte.
    Der General, in einer Kampfuniform der chinesischen Armee ohne jedes Rangabzeichen, beugte sich zum Piloten und zeigte auf das Kloster, das nun vor ihnen lag und rasch größer wurde. Ein langgestrecktes, weißes Gebäude mit braunen Fenstern, das für tibetische Verhältnisse ungewöhnlich hoch war, erhob sich vor ihnen aus der kargen, wilden Landschaft. Acht Stockwerke waren im Laufe der Zeit übereinander errichtet worden, überragt von drei viereckigen Türmen mit großen Flachdächern, die wie Plattformen für Götterboten in den Himmel ragten.
    »Wir landen auf dem Dach des mittleren Turms, weisen Sie die anderen an, links und rechts von uns die Türme zu besetzen. Und ich möchte so schnell unten sein, dass niemand auch nur an Flucht oder Gegenwehr denken kann.« Li Feng wollte nichts dem Zufall überlassen, auch wenn er von den Mönchen keine Gegenwehr erwartete.
    Der Pilot nickte, sprach kurz in sein Mikro und dann schien der Helikopter im freien Fall auf den mittleren der Türme zuzustürzen, wie ein Fahrstuhl, dessen Haltekabel glatt durchtrennt wurden. In einer steilen Kurve raste der Boden auf sie zu und erst im letzten Moment fing der Pilot den Hubschrauber ab. Kaum hatte das Fahrwerk den Schnee auf dem Flachdach des Turms berührt, sprangen die acht Soldaten auch schon aus dem Helikopter und gingen in Stellung.
    Li Feng sprang ebenfalls aus dem Cockpit, sah seine Männer mit dem Sturmgewehr im Anschlag und watete durch den Schnee, vor bis an die Brüstung des Turmes. Mit einem Blick überschaute er das verlassene Hochtal und die jungfräuliche weiße Fläche unter ihm. Keine Straße führte zu dem Kloster, kein Weg und kein Saumpfad, es waren keine Fußspuren im Schnee zu sehen. In den letzten Tagen war niemand ins Kloster gekommen oder hatte es verlassen, alle Mönche mussten hier sein. Nur er, Li Feng, war angekommen und wenn er das Kloster wieder verlassen würde, dann würde er das Geheimnis mit sich nehmen.
    Nach dem Abstellen der Motoren war die Stille fast unwirklich. Mit einer schnellen Handbewegung wies Li Feng auf die Stufen, die durch den Turm hinab ins Kloster führten und sofort liefen die Soldaten fast lautlos in die Mitte der Plattform und verschwanden einer nach dem anderen in dem dunklen Abgang. Li Feng folgte ihnen. Es hatte begonnen.
    Die Soldaten gingen mit gewohnter Präzision vor. Gänge sichern, Türen öffnen, weiter vordringen. Bald hatten sie die beiden obersten Stockwerke des Klosters durchkämmt, alle Räume durchsucht, aber sie hatten niemanden angetroffen, alles war leer und schien schon lange unbewohnt. Bei den wenigen alten Schränken standen die Türen offen, manche hingen schräg in den Angeln. Die Schlafmatten auf dem Boden waren zusammengerollt und seit langer Zeit unbenutzt.
    Nach rund achtzig leeren Räumen ließ die Wachsamkeit der Soldaten langsam nach. In manchen der Gemächer hatten Vögel ihre Nester gebaut, Fenster waren zerbrochen und nicht mehr ersetzt worden. Alles machte einen vernachlässigten Eindruck. In vielen Räumen hatte der Wind Schnee hereingeweht und kleine Schneewehen knirschten unter den Stiefeln der Soldaten, die nun nur mehr oberflächlich jedes verlassene Zimmer kontrollierten und dann weitergingen. Nach vier menschenleeren Stockwerken schauten sie sich an und zuckten die Schultern. Vielleicht war das Kloster ja schon vor langer Zeit verlassen worden und der General hatte es nur nicht erfahren …
    Li Feng spürte die

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