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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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gesagt, ›fahr nach Wien und vergiss es‹. Aber mir ist vorhin etwas eingefallen, ich weiß nur nicht, ob es stimmt … eine seltsame Parallele.« Er hob abwehrend die Hand, Wagners Neugier spürend und seine Ungeduld. »Lass mich das zuerst nachprüfen, bevor wir uns in Gedankenspielen verlieren. Dann entscheiden wir, einverstanden?«
    Wagner nickte und warf zwei Stück Zucker in seinen leeren Becher. »Nein, du entscheidest, Georg. Um unserer alten Freundschaft willen, um alles, was uns immer wieder vorwärts getrieben hat. Wenn du nicht willst, dann vergessen wir es.«
    Sina lächelte und als er seinen Freund anschaute, war zum ersten Mal so etwas wie ein stilles, vollkommenes Einverständnis in seinem Blick.
In den Bergen nordwestlich von Lhasa/Tibet
    D ie drei großen russischen Kampfhubschrauber vom Typ Mi24 »Hind« rasten unter ohrenbetäubendem Lärm kaum fünfzig Meter über dem Boden den tief verschneiten, steilen Berghang entlang. Wie wütende Libellen, die sich durch nichts von ihrer Beute abbringen lassen, stürmten sie immer weiter den Berg empor, in einem Orkan aus Schnee und eiskalter Luft, der von den schweren Rotorblättern und den Turbinen immer wieder aufs Neue geboren wurde. Sie glichen modernen apokalyptischen Reitern, unaufhaltsam und todbringend, vorwärtsstürmend und alles vernichtend.
    Die »Hind« war alles andere als schön, es war ein hässliches Erfolgsmodell. Von den Crews wurde es »das Krokodil« genannt, von den Mujaheddin »der Triumphwagen des Teufels«. Mehr als tausend Exemplare der neuen, verbesserten Version mit dem Code-Buchstaben »E« waren gebaut worden, viele für ausländische Armeen. Der Krieg in Afghanistan, der Konflikt im Grenzgebiet Indien/Pakistan oder die Kämpfe in Tschetschenien hatten die »Hind« im Einsatz gesehen. Mit einigen Verbesserungen und Änderungen hatten chinesische Techniker den Hubschrauber für Tibet adaptiert und den Einsatzplafond auf mehr als fünftausend Meter angehoben.
    Das Zeichen der chinesischen Volksarmee an den Flanken der Helikopter leuchtete blutrot durch den Schneesturm, der mit ihnen zu ziehen schien. Die Maschinenkanonen und Luft-Boden-Raketen an den kurzen Stummelflügeln waren entsichert und einsatzbereit, im Inneren jedes Hubschraubers bereiteten sich acht Mann der chinesischen Fallschirmjägereinheit auf den Angriff vor. Jeder Handgriff saß, keine Unruhe war auf ihren Gesichtern zu lesen, nicht einmal Anspannung. Die erprobten Kampftruppen waren die Elite der chinesischen Armee und sie waren sich dessen bewusst. Ihre Bewaffnung stammte aus den besten Arsenalen der internationalen Waffenhersteller.
    General Li Feng, der im ersten Helikopter in der Pilotenkanzel mitflog und nun nach seinem Ziel Ausschau hielt, war zufrieden mit seiner Truppe und der Schnelligkeit, mit der sie vorwärts kamen. In den Hochtälern Tibets war es ein Glücksfall gewesen, dass ein Wetterumschwung und ein starker Westwind plötzlich alle Wolken weggefegt hatte. Die Berge und Pässe lagen frei unter einem unwirklich blauen Himmel in der Wintersonne.
    Li Feng hatte nicht eine Sekunde gezögert, sondern die Gelegenheit sofort ergriffen. Auf dem streng geheimen und aufwendig getarnten Militärflughafen nahe Lhasa hatte er eine Woche auf diesen Augenblick gewartet, nachdem ihm die Meteorologen des Instituts in Beijing die mögliche Wetterbesserung angekündigt hatten. Innerhalb von dreißig Minuten war die Einheit startbereit gewesen und aufgebrochen. Der General, schlank, überdurchschnittlich groß für einen Chinesen und mit mongolischen Vorfahren, war bekannt und berüchtigt für seine Entscheidungsfreudigkeit. Das, sein rücksichtsloses Vorgehen innerhalb der Armee und bei den Säuberungen in Tibet hatte ihn in nur fünfzehn Jahren dahin gebracht, wo er seit jeher hin wollte, in den persönlichen Stab des chinesischen Armeeministers.
    Diese Mission war lebenswichtig für China, für die Zukunft und den Weg dieser Nation und nicht zuletzt für ihn. Li Feng hatte nicht vor zu scheitern und die nächsten Jahre als Militärattaché in Kirgisistan zu verbringen.
    Ich habe schon viel zu lange gewartet, dachte er sich, als die drei Helikopter den Berg hinaufstürmten.
    Auch wenn der Minister immer wieder betonte, dass man die Ergebnisse aus Europa abwarten solle, Li Feng wollte das Problem auf seine Weise lösen und ein Staatsheld werden. Die Geschichte Chinas würde nicht mehr ohne ihn geschrieben werden können. Bei dem Gedanken huschte ein Grinsen

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