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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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wanderte. Der Rest landete im Papierkorb.
    Der Abschied von den Kollegen fiel schwerer, aber man war ja nicht aus der Welt. Alle, die Berner kannten, waren erstaunt über seine gute Laune.
    Mit einem »Bleibt aufrecht, man sieht sich« war Berner bald mit seinem Karton unter dem Arm aus dem Büro geeilt. Typisch Pensionist, dachten die Kollegen, kaum im Ruhestand und schon in Eile.
    Berner trat aus dem Kommissariat auf die Straße und atmete tief durch. Der Regen war stärker geworden und alle hatten es eilig, rechtzeitig zum Abendessen nach Hause zu kommen. Er schlug seinen Mantelkragen hoch, verwünschte, dass er wie immer keinen Regenschirm dabei hatte und beruhigte sich damit, dass es nur ein kurzer Weg war. Während er sich zwischen den Passanten durchschlängelte, griff er zum Handy und wählte Wagners Nummer. Es war an der Zeit, die Dinge in Bewegung zu bringen. Als der Reporter abhob, brummelte Berner:
    »Ich habe da beim Aufräumen in meinem Schreibtisch ein paar Polizeisiegel gefunden. Fragen Sie mich nicht, wo die herkommen. Aber wenn ich es richtig überlege, dann würde mich auch interessieren, ob der Mörder in Mertens’ Wohnung etwas übersehen hat.«
    »Dann machen wir doch morgen einen Kontrollbesuch«, schlug Wagner vor. »Zehn Uhr vor dem Haus am Schwedenplatz?«
    »Seien Sie pünktlich, Wagner, und lassen Sie Ihre Rakete auf zwei Rädern zu Hause, die ist so auffällig wie ein Smoking in Ihrem Kleiderschrank.«
    »Wir werden zu Fuß kommen und eine Polizeiuniform anziehen«, feixte der Reporter. Berner grinste. Ich könnte mich an Wagner wirklich gewöhnen, dachte er. »Haben Sie etwas in den Kirchen herausgefunden?«, fragte er dann und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht.
    »Viel zu viel. Wir müssen morgen erst den Altar des Schottenmeisters im Museum sehen, dann alle Informationen zusammenbringen und schauen, ob wir so dem ersten Rätsel auf die Spur kommen.«
    Berner brummte seine Zustimmung. »Wir sehen uns morgen«, sagte er schließlich und legte auf.
    Die Flasche mit spanischem Rioja, die Berner an diesem Abend leerte, hatte er für besondere Anlässe aufgehoben. Er prostete sich zu und warf in einem Anfall von befreiender Vergangenheitsbewältigung zu fortgeschrittener Stunde alle seine alten Notizblöcke weg. Dann schlief er auf dem Sofa ein und träumte von einer langen Reise nach Apulien.

Kapitel 6 – 13.3.2008
26. August 1795, Festung San Leo in den Marken/Italien
    H ätte er die Möglichkeit gehabt, aus dem Fenster zu schauen, vielleicht hätte er »La Pieve« und »San Leone«, die beiden Kirchen im Ort am Fuße des Berges, sehen können. Aber die vergitterten Fenster waren zu weit oben, nur dünn fielen das Tageslicht und die Sonne der Marken in seine feuchte und modrige Zelle. Unter normalen Bedingungen, in weit gefälligeren Umständen, hätte er an die beiden muffeligen Gotteshäuser aus dem Mittelalter nicht einen Blick verschwendet, aber nach vier Jahren schwerer Festungshaft wären ihm nun die Stadt San Leo und die grüne Landschaft der Marken wie der Garten Eden erschienen.
    Diese Zelle war sein ganz persönliches Purgatorium. Zuerst hatte er sich noch gefreut, als Papst Pius VI. das Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt hatte …
    »Giuseppe, was bist du doch für ein Idiot gewesen«, sagte er sich …
    »Aber, Alessandro, woher hätte ich wissen sollen, in welches Höllenloch ich von den Pfaffen gekarrt werde«, tuschelte Cagliostro. Irgendwann hatte er begonnen Selbstgespräche zu führen. Mit wem hätte er sonst Konversation treiben können? Im Vergleich zu den idiotischen Wärtern waren seiner Erfahrung nach die zahlreichen Ratten mit Intelligenz geschlagen.
    »O ja! Vor den Viechern muss ich mich in Acht nehmen! Die fressen mir sonst den Arsch auf, bevor ihr Trottel überhaupt merkt, was hier drinnen vorgeht!«, brüllte Graf Alessandro Cagliostro und lauschte mit hämischem Grinsen, ob eine Reaktion seiner Beleidigung folgen würde. Nichts.
    »Weit hast du es gebracht, mein Junge. Vom Gehilfen eines Klosterapothekers in Caltagirone zu einem verrottenden Stück Scheiße in der Brunzkachel des Papstes, gepriesen sei Seine Heiligkeit für seinen Langmut«, raunte er, um kurz darauf in Richtung Türe zu brüllen: »Ich hoffe, eurem Oberhirten, dem Heiligen Vater, fault wie mir der Pimmel ab, wenn er ihn in eine Hure oder ein Mönchlein steckt! Wenigstens der Joseph in Wien hat ihm gezeigt, wie ein Mann mit Kleiderschwuchteln umzugehen hat! Hat ihm

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