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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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versuchte den Griff des Mörders abzuschütteln.
    »Ja, ja, und ich bin der Kaiser von China«, stieß der gedungene Mörder hervor und beendete seine Arbeit mit gewohnter Routine. Er wartete, bis das Zucken aufgehört hatte und dann ließ er emotionslos den Leichnam Cagliostros zu Boden plumpsen, rollte das Seil ein und packte es in eine Hosentasche. Er sah sich noch einmal um, verzog die Nase ob des Drecks und der Abfälle.
    »Ich glaube, ich habe dir gerade einen Gefallen getan, Euer Gnaden«, murmelte er, öffnete die Zellentür und verschloss sie sorgfältig wieder, nachdem er das letzte Gefängnis Giuseppe Balsamicos verlassen hatte.
    Als er sich umwandte, standen ihm im flackernden Licht einiger Fackeln fünf Männer in weißen Ornaten gegenüber. Auf ihrer Brust prangte ein roter, sechszackiger Stern, den der Wärter noch nie gesehen hatte. Mit einem Blick erkannte er, dass es sich hier sicher nicht um eine Beichte handelte. Die fünf Männer blickten ihn an und machten keine Anstalten, zurückzutreten oder ihn passieren zu lassen. Seine Gedanken überschlugen sich. Doch dann zählte der Wärter eins und eins zusammen, richtete sich auf und deutete mit dem Daumen hinter sich auf die Zellentür:
    »Wenn ihr dem Grafen heimleuchten wollt, edle Herren, seid ihr zu spät gekommen. Der Graf ist nämlich hin.«
    Nach einem Moment der Überraschung fasste sich der Anführer der Fünf als Erster, streckte die Hand aus und der Wärter gab ihm den Zellenschlüssel. Der unbekannte Mann im weißen Umhang öffnete die Tür, trat mit raschem Schritt an Cagliostro, hielt sein Ohr an dessen Brust und nickte befriedigt. Er richtete sich auf, griff nach seiner Börse und zog einige Münzen heraus, die er in die Hand des Wärters fallen ließ. Ohne ein Wort wandten sich die seltsamen Fremden um und entfernten sich rasch, verschwanden wie ein Spuk in den dunklen Gängen des Verlieses.
    Der Wächter schaute ihnen stumm nach und besah sich die Münzen im Feuerschein einer Fackel. Es waren fünf prägefrische Maria-Theresien-Taler. Zufrieden warf er eine der Münzen in die Luft, fing sie wieder auf und ließ das Silber in seiner Hand klimpern. Einen Gassenhauer aus Mozarts »Zauberflöte« pfeifend, machte er sich auf den Weg nach draußen.
    Als der riesige Kerl an ihm vorbeistapfte, presste Pater Luigi sich an die feuchte Wand des Ganges und wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. Mit zitternden Fingern drückte er sein Brevier an die Brust, genau über dem roten Stern, den er als Anhänger an einer goldenen Kette unter seiner Soutane trug.
    Er betrat die Zelle Cagliostros, besah sich kurz den Leichnam, zog eine Gabel aus dem herumliegenden Abfall auf der Tischplatte und ritzte einen winzigen sechszackigen Stern in einen der Quadersteine der Mauer, direkt unter dem Namen »Lorenza«.
Mossad-Hauptquartier, Tel Aviv/Israel
    D as Institut, »haMosad«, wie der israelische Geheimdienst intern genannt wurde, machte lange Zeit aus seiner Adresse ein Staatsgeheimnis. Selbst als er 2004 zur Überraschung aller online ging, war auf seiner Website weder Telefonnummer, Adresse noch E-Mail eingetragen.
    Valerie Goldmann schaute an der Fassade des grauen Hochhauses gegenüber dem Verteidigungsministerium hoch und verstand, warum die Adresse bisher geheim gewesen war. »Hässlich« war das einzige Wort, das ihr zu dem Gebäude einfiel. Wer hier arbeiten muss, der macht es nicht publik, dachte sie sich, als sie die abgetretenen Stufen zum Eingang hochstieg und sich den Sicherheitskontrollen unterwarf. Ohne ein telefonisches OK von Oded Shapiro wäre sie nicht einmal bis zum ersten Metalldetektor vorgedrungen.
    »Ich habe das Gefühl, jetzt kennen alle im Haus meine Blutgruppe«, scherzte sie, als Shapiro sie in seinem Büro im elften Stock begrüßte.
    »Und die Farbe Ihrer Dessous, aber da habe ich einen Informationsvorsprung«, grinste Shapiro und schob ihr einen abgewetzten Stuhl hin, der bereits seit der Fertigstellung des Hauses in Gebrauch sein musste und entsetzlich knarrte, als Valerie sich vorsichtig niedersetzte.
    »Geldmangel?«, fragte sie Shapiro ironisch, als der Stuhl schließlich nicht mehr ächzte.
    »Wir finden keinen Tischler mit der notwendigen Sicherheitsstufe«, antwortete Shapiro lakonisch. »Aber der Kaffee ist frisch, ich habe ihn heute selbst geholt.«
    Valerie hatte ihre Uniform zu Hause gelassen und war in Zivil nach Tel Aviv gereist. Sie trug Jeans, eine weiße Bluse und ein paar hellbraune Cowboy-Stiefel, den

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