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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Lehrmeister in der schwarzen Kunst, der Graf von Saint-Germain, verraten hat. Kein Cagliostro, kein Aqua Benedetta.«
    Das hatte gesessen! Keine Ahnung, warum, aber plötzlich war die hochehrwürdige Gesellschaft ganz blass um die gepuderten Näschen geworden. Dabei hatte er doch nur Hoftratsch verwurstet. Auf den Schwachsinn des Jugendwässerchens waren später sogar die Engländer reingefallen. Jeder dämliche Geldsack und jede verblühende Kokotte hatten gierig seine in Flaschen abgefüllte Pisse getrunken … Cagliostro kicherte, er erinnerte sich an die angewidert verzogenen Mienen der betrogenen Kundschaft beim Runterschlucken seiner Mixturen.
    Selbst hier, im Gefängnis des Teufels, war ihm der Seelsorger, der dämliche Pater Luigi, auf den Leim gegangen, beim obligaten Besuch zur wöchentlichen Beichte. »Was für ein Schwachsinn«, brüllte Cagliostro, »was zum Teufel sollte Giuseppe Balsamico hier für Sünden begehen, so sehr er auch wollte, es gab verdammt noch mal keine Gelegenheit dazu!« Sollte er sich an der Kerkermauer oder dem Ungeziefer vergehen?
    Aufgeregt war Pater Luigi auf seinem Stuhl hin und her gerutscht, als ihm Cagliostro in Aussicht stellte, das Geheimnis von Saint-Germain zu verraten, um es so dem Heiligen Vater zuteilwerden zu lassen. Luigi sah sich schon als Monsignore oder Berater des Papstes in den Vatikan einziehen.
    »Saint-Germain hatte sein Geheimnis nachweislich niemandem verraten«, hatte da das vorwitzige Pfäfflein zu bedenken gegeben, »woher wollen Sie es dann haben, Graf?« Luigi, dieser Trottel, hielt sich für gerissen, glaubte, der große Cagliostro würde nicht merken, dass er ihn aushorchen wollte. Immer wieder beleidigen solche Kretins meinen Intellekt, ärgerte sich der Gefangene, nur weil sie nicht wie Giuseppe in Lumpen, sondern in Weißwäsche geboren wurden.
    »Also gut«, hatte er zur Antwort gegeben, »Ihr habt mich ertappt, aus einem Buch der Großmeister der Tempelherren in Frankfurt.« Ein verschwörerisches Wackeln mit den dicken Augenbrauen und der gute Luigi war wie von der Tarantel gebissen aus der Zelle gestürmt.
    Die Inquisition hatte nicht so ein Brimborium veranstaltet, als er ihnen den Bären von dem Buch aufgebunden hatte, die hatten allesamt fromm mit ihren geschorenen Köpfen genickt und mit ihren Federkielen gekratzt. Cagliostro schüttelte den Kopf. Jedenfalls würde ihn nun gewiss bald der Heilige Vater mit weit geöffneten Armen empfangen und an seine üppig gedeckte Tafel bitten, dass sich Cagliostro dort den Bauch voll fressen konnte.
    Bei diesem Gedanken öffnete sich knarrend und scharrend die Kerkertüre. Cagliostro schaute auf und erwartete Luigi zu erblicken, der ihm mit zittriger Stimme die frohe Botschaft von der Heimkehr zum Festmahl verkünden würde. Aber da stand nur ein hochgewachsener Wärter, massig und mit einem grausamen Zug um den Mund.
    »Alessandro Graf Cagliostro?«, brummte die grobschlächtige Gestalt.
    »Wer sonst? Ich veranstalte hier selten eine Soiree mit hunderten von Gästen, ich bin derzeit knapp an Geschirr«, blaffte Cagliostro.
    »Ich soll Euch schön grüßen lassen von einem gewissen Kardinal«, spulte der Mann ungerührt seinen Text ab.
    Cagliostro war erstaunt und erhob sich. »Wie bitte? Von welchem Kardinal?«
    »Von dem, dessen Tochter Ihr die Syphilis verehrt habt«, meinte der Wärter sarkastisch.
    Cagliostro machte eine wegwerfende Handbewegung. »Großer Gott, ich habe viele Pflaumen gepflückt auf meinem Spaziergang durch den irdischen Garten, die werden jetzt wohl alle venerisch sein. Wer ist sie?« Zugleich jedoch dachte er erschreckt: Ob Lorenza auch …?
    »Rosetta ist ihr Name«, gab der unbekannte Wärter bereitwillig Auskunft, die offensichtliche Verachtung Cagliostros für das Mädchen und ihn, den Überbringer der Botschaft, ignorierend.
    »Rosetta? Meiner Treu, die Kleine, die grade angefangen hat, sich die Binden zwischen die Beine zu legen. Tochter eines Kardinals? Dieses Luder? Ihr Name hat mich zu mancher Spitzbüberei inspiriert«, lachte Cagliostro.
    Doch das blieb ihm im Halse stecken und verwandelte sich in Horror, als ihm der Wächter ein Stück Seil über den Kopf wand, es zuzog und ihn daran mühelos hochhob. Cagliostro strampelte mit den Beinen und versuchte, wieder sicheren Boden unter den Füßen zu bekommen. Vergebens, die Luft blieb ihm weg.
    »Ihr irrt Euch, ich bin nicht Alessandro Cagliostro! Ich bin Giuseppe Balsamico!«, röchelte er mit letzter Kraft und

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