Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
gewundert hatte, mit der es jemandem gelungen war, den drei oder vier Zentimeter großen Papierstern zu falten. Seltsamerweise war er in dem Bericht der Spurensicherung später nicht mehr aufgetaucht.
    »Sie haben Mertens umgebracht«, stieß Berner hervor. Ein Blick in die Augen des Paters genügte und der Kommissar wusste, dass er Recht hatte. Der Geistliche schwieg bedeutungsvoll, wandte sich angewidert ab und atmete schwer. Da trat Georg Sina hinzu und betrachtete seinerseits verwundert das kleine Amulett, kniete sich nieder und nahm den Anhänger in die Hand.
    »Das Symbol kenne ich«, rief er aus. »Das befindet sich gleich zweimal am ältesten Grabstein in der Michaeler Kirche.«
    Der Pater drehte den Kopf und schaute erst Berner, dann Sina tief in die Augen.
    »Das ist das Zeichen der Todesengel.«

Kapitel 7 – 14.3.2008
Breitensee, Wien/Österreich
    P aul Wagner wachte erschöpft in seinem Bett auf und fühlte sich wie gerädert. In seinem Kopf dröhnte es und er suchte die Trümmer jenes Hauses, das ihm letzte Nacht auf den Kopf gefallen sein musste. Während er sich zwang, die Augen zu öffnen, spürte er im Mund ein Gefühl, als müsse er nicht nur seine Wangen, sondern auch gleich seine Zunge mit rasieren.
    Endlich richtete er sich im Bett auf und hoffte insgeheim, dass sich die Bilder der vergangenen Nacht, die sein Gehirn immer und immer wiederholte, nur als ein böser Traum herausstellen würden. Frei nach dem Motto: »Stell dir vor, ich habe geträumt, ein irrer Priester wollte uns und Berner umbringen, aber Georg hat ihm im letzten Moment ein Messer zwischen die Rippen geworfen.« Und dann würden er und Sina beim Frühstück herzhaft darüber lachen …
    Ein Schüttelfrost kroch seinen Rücken hinunter und er fror trotz voll aufgedrehter Heizung. So wickelte er sich in seinen blauen Frotteebademantel, fuhr sich durch die Haare und ertappte sich bei einem durchaus erfreulichen Gedanken – er hatte überlebt.
    »Dem Säufer und dem Hurenbock, dem friert im dicksten Winterrock«, flüsterte er sich selbst zu und machte sich mit zitternden Knien auf den Weg über die schmale gusseiserne Wendeltreppe nach unten.
    Als er vor seinem von zahlreichen Pistolenkugeln durchlöcherten Sofa stand, wusste er, dass es kein Traum gewesen war. Die khakifarbene Sitzgruppe in der Halle war an vielen Stellen aufgerissen und die Polsterung quoll aus den Löchern. Mit fahrigen Bewegungen hob Wagner einzelne über den Fußboden verstreute Kapokknäuel auf und versuchte wie geistesabwesend, die aufgerissene und zerfetzte Polsterung mit der Handfläche glatt zu streichen. Es war, als hätte Pater Johannes einen Teil von ihm getroffen, wäre in sein ganz privates Reich eingedrungen, hatte ein Stück davon entweiht.
    So eine Schweinerei, ärgerte er sich, die Sitzgruppe war noch ganz neu. Der Schlag soll diesen Priester treffen. Dann überlegte er »lieber das Sofa als wir« und fühlte sich ein klein wenig besser.
    Die Sonne schien durch das Glasdach des Lokschuppens und zeichnete helle Vierecke auf die Ziegelwand. Nach dem Angriff der vergangenen Nacht kam Paul alles so friedlich vor. Die Amseln sangen in den Buchen und von dem heftigen Unwetter war nichts mehr zurückgeblieben außer klare Luft und ein paar Pfützen.
    Wagner schaute sich um, blickte hinauf zur Galerie und schwankte zwischen starkem Kaffee und heißem Bad. Polizei und Rettung waren erst kurz vor der Dämmerung wieder verschwunden und die Anwesenheit Kommissar Berners hatte glücklicherweise alles erleichtert. Er hatte die Kollegen vom anderen Revier gekannt, den Notarzt geduzt und genug Zeit herausgeschunden, um Pater Johannes noch ausführlich befragen zu können. Am Ende waren sie alle völlig fertig ins Bett gekrochen, froh darüber, noch am Leben zu sein.
    Wagner schloss kurz die Augen und versuchte nicht daran zu denken, dass die Schlagzeile auch »Drei Leichen in Lokschuppen« hätte lauten können. Er schluckte. Dann allerdings hätte sie ein Kollege schreiben müssen, dachte er, und es wäre sein Nachruf geworden. Hatte Berner noch untertrieben, wenn er den Platz in der Mitte als den gefährlichsten bezeichnete? Was war an diesem verfluchten Geheimnis so Besonderes, dass dafür nach fünfhundert Jahren noch Menschen sterben mussten? Wagner ließ sich auf das zerschossene Sofa fallen und stützte den Kopf in beide Hände. Beinahe hätte es ihnen gestern allen das Leben gekostet.
    Der Reporter dachte an das Bild, das Mertens in seinem Schlafzimmer

Weitere Kostenlose Bücher