Ewig
aufschlagen, zerbrechen und sah das Mündungsfeuer, als der Angreifer ohne zu zögern sofort in die Richtung des Lärms feuerte.
Er will uns alle umbringen!, dachte Wagner, das ist keine Warnung, das ist blutiger Ernst. Er ließ sich auf den Boden rollen und überlegte fieberhaft. Seine Waffen waren im Safe verwahrt, unerreichbar. Dass Berner eine Pistole bei sich hatte, daran zweifelte Wagner, sonst hätte der Kommissar schon längst das Feuer erwidert. Sie saßen in der Falle.
Wieder war es völlig still, dann kam plötzlich ein leises Geräusch aus der Richtung der Sitzgruppe. War Berner noch dort? Es musste auch den Angreifer alarmiert haben, er schoss sofort und das »Plopp, Plopp« der Waffe klang in der Stille übernatürlich laut. Dann hörte Wagner tastende Schritte. Der Reporter fluchte leise. Er suchte auf dem Boden liegend nach irgendeinem Gegenstand, den er als Waffe benutzen konnte. Es war so dunkel, dass Wagner seine Hand kaum vor den Augen sah.
Da spürte er einen harten Griff an seinem Oberarm. Er erstarrte. »Mach Licht, Paul«, flüsterte Sina fast unhörbar in sein Ohr.
Wagner schüttelte instinktiv den Kopf.
»Mach, vertrau mir, Paul.« Eindringlich und ruhig.
Wagner drängte seine Panik zurück, tastete nach dem Lichtschalter und schickte ein Gebet zum Himmel. Dann schlug er auf alle Schalter, die er erreichen konnte.
Es wurde schlagartig hell in der Halle und was er sah, ließ ihn wütend aufschreien. Der Angreifer stand vor Berner, der sich hinter dem Sofa aufgerichtet hatte, zielte auf seinen Kopf und wollte gerade abdrücken, als der Schrei von Wagner und das Licht ihn ablenkten. Die Waffe schwenkte herum und die Lampe über der Sitzgarnitur erleuchtete das wutverzerrte Gesicht von Pater Johannes. Wagner stand wie versteinert und wartete auf die Kugel. Berner wiederum starrte mit offenem Mund den Geistlichen an, als etwas durch die Luft blitzte, sich in den Oberarm des Priesters bohrte, als Johannes abdrückte und die Kugel ins Leere gehen ließ. Sina hatte schon das zweite schwere Küchenmesser in der Hand, holte aus und warf. Sein Oberkörper schnellte vor, das Messer traf den Angreifer mit solcher Wucht, dass er zurückgeworfen wurde, als die Stahlklinge sich in seine Schulter bohrte. Er taumelte, ließ die Waffe fallen und versuchte mit beiden Händen das Messer aus seinem Oberkörper zu ziehen. Dann verließ ihn die Kraft, er sank in die Knie und Berner war schon über ihm, stieß mit dem Fuß die Pistole weg und Wagner atmete zum ersten Mal seit langer Zeit wieder aus.
Sina ließ das dritte Messer fallen und sank wie in Trance zu Boden, lehnte sich an einen gusseisernen Pfeiler der Halle. Wagner setzte sich neben ihn, hob das Messer auf, wog es in seiner Hand und betrachtete es mit neuen Augen. »Ich habe sie aus deiner Küchenschublade geholt«, murmelte Sina. »Zum Glück musste ich nicht lange danach suchen.«
Pater Johannes stöhnte und Blut tränkte seinen Mantel. Er bemühte sich nach wie vor verzweifelt, das Messer aus seiner Schulter zu ziehen. Da spürte er den kalten Druck des Schalldämpfers an seiner Schläfe.
»Eine kleine Bewegung und Sie stehen vor Ihrem Schöpfer, Hochwürden.« Berners Stimme war noch eine Oktave tiefer als üblich. Der Lauf zitterte nicht einen Augenblick. »Wenn ich meine Dienstwaffe dabei gehabt hätte, wären Sie nicht so glimpflich davongekommen.« Der Kommissar kniete sich neben Pater Johannes. »Zeit für eine Predigt, Pater, und ich gebe das Thema vor.«
Der Geistliche stöhnte, aus seiner Wunde kam das Blut stoßweise.
»Je länger Sie sich Zeit lassen mit den Antworten, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, hier zu verbluten«, meinte Berner kalt und zündete sich eine Zigarette an. Dann wandte er sich an Wagner. »Haben Sie in Ihrer Hausapotheke Mullbinden? Ich sollte Hochwürden einen Druckverband anlegen, bevor die Rettung hier ist.« Als Berner die Kleidung des Paters aufknöpfte, sah er auf seiner Brust an einer dünnen Kette einen silbernen sechszackigen Stern, der mit rotem Emaille eingelegt war.
»Was ist das für ein Anhänger?«, fragte er Pater Johannes. Irgendwo tief aus dem Nebel der Erinnerung des Kommissars tauchte der Stern auf und Berner dachte angestrengt nach, wo er das Zeichen zum letzten Mal gesehen hatte. Da erinnerte er sich plötzlich, dass er beim ersten Besuch in der Wohnung Mertens, knapp nach dem Mord, einen aus Papier gefalteten Stern unter der Leiche bemerkt und sich über die Kunstfertigkeit
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