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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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hängen hatte. Diese wunderschöne Frau mit den stechend blauen Augen und dem Kästchen in der Hand. Die Büchse der Pandora. Sie hatten den Deckel noch kaum angehoben, da kroch auch schon der Tod heraus wie eine hungrige Schlange. Er bekam eine Gänsehaut und gleichzeitig erfasste ihn eine heftige Unruhe. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Der Priester war sicherlich nur die Vorhut gewesen.
    Wer weiß, wer gerade jetzt schon auf dem Weg zur Remise ist, um das zu vollenden, was Pater Johannes gestern begonnen hat, dachte er sich und blickte sich um. War da nicht jemand an der Tür? Er horchte auf. Es blieb ihnen immer weniger Zeit und Wagner befürchtete, bereits den halben Tag verschlafen zu haben, ohne der Lösung des Rätsels auch nur einen kleinen Schritt näher gekommen zu sein.
    Er ging hinüber zu der Stelle, an der Pater Johannes gelegen und geblutet hatte, bis Berner ihm einen Druckverband angelegt und die Sanitäter ihn endlich auf einer Bahre fortgetragen hatten. Wagner schaute auf den dunklen Fußboden und plötzlich ekelte er sich vor der eingetrockneten Blutlache. Er, der sonst im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen ging … Aber diesmal war es nicht wie sonst, keine Story unter vielen, diesmal betraf es ihn selbst, sein Wohnzimmer, sein Leben, es war seine Geschichte. Nein, er würde es nicht fertig bringen, das Blut wegzuwischen. Er ließ seinen Blick über das Chaos der leeren Flaschen und Gläser wandern, mit denen Fußboden und Sofatisch übersät waren. Um alles das würde sich noch heute seine Putzfrau kümmern müssen und er beschloss, sie gleich nachher anzurufen.
    Als er den vollen Aschenbecher in die Hand nahm, den Berner die Nacht über mit zahllosen Kippen gefüllt hatte, fragte er sich, wo eigentlich der Kommissar in diesem Moment steckte. Bestimmt war er schon zeitig aufgebrochen. In der Küche kippte er die kalte Asche und die Zigarettenstummel in den Abfalleimer und wagte schließlich doch einen Blick auf die Uhr, atmete auf. Es war erst 8:30.
    Oben auf der Galerie fand er den schlafenden Sina in einem der Gästezimmer. Er lag auf dem Rücken, vollkommen angezogen, quer über das Bett gestreckt und schnarchte, als würde er alle Bäume um seine Burg auf einmal fällen. Wagner schaute in die anderen Gästezimmer. Berner war spurlos verschwunden.
    Georg Sina reagierte lange nicht. So sehr Paul Wagner sich auch bemühte, der Wissenschaftler blieb im Traumland und ließ sich nicht bewegen, in die Wirklichkeit zurückzukehren. Doch Paul ließ nicht locker, er schüttelte ihn, sprach mit ihm. Endlich wälzte sich Sina brummend hin und her, dann setzte er sich auf und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Wagner hielt ihm als Motivation eine Tasse Tee unter die Nase und schlaftrunken nahm Sina das Angebot an.
    »Du siehst aus wie das blühende Leben«, log Wagner und verzog das Gesicht, als er die Mischung aus Restalkohol und Angstschweiß roch, die Sina verströmte.
    »Wenn sich so das Leben anfühlt, dann möchte ich nicht wissen, wie es ist, tot zu sein«, brummte der Wissenschaftler und schwang seine Beine aus dem Bett. Dann stapfte er, Unverständliches von sich gebend, mit schweren Schritten in Richtung Badezimmer davon.
    »Wir waren knapp davor, das herauszufinden. Schau zu, dass du kaltes Wasser über den Kopf bekommst, wir brauchen jetzt jedes Gramm unseres restlichen Verstands!«, rief ihm Wagner hinterher und murmelte: »Der reinste Troll. Und so was habe ich mir ins Haus geholt.«
    Bei dieser Bemerkung wurde ihm blitzartig klar, dass er bis gestern Abend nie einen Gedanken daran verschwendet hatte, ob seine Remise ausreichend gesichert war. Er sperrte nicht einmal die großen Tore ab, das Gittertor an der Zufahrt stand immer offen und noch dazu wusste ja kaum jemand, wo er wohnte. Und für die, die seinen Fuchsbau kannten, war sein Heim stets ein beliebter Anlaufpunkt vor oder nach Partys, Theaterpremieren oder Empfängen. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, wenn Wagner zu Hause war.
    Unweigerlich musste Wagner an Mertens denken, ermordet in seiner eigenen Wohnung, ohne einen sichtbaren Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen. Gegen das Apartment von Mertens mit seiner einzigen Eingangstür kam ihm sein Lokschuppen wie ein Durchhaus vor. Er wusste nicht einmal, ob von den mehreren Zugängen überall Schlüssel existierten. Verfügten überhaupt alle drei Tore über ein funktionierendes Schloss?
    Wagner hörte die Dusche rauschen, als er mit schnellen Schritten die Stufen

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