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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Patienten durch das Plexiglas an. »Erzählen Sie mir von Pater Eugen.«
    Der Greis schloss die Augen.
    Diese Reaktion ließ Timo aufmerksam werden. Er wartete eine Weile ab, aber es kam keine Antwort.
    »Ohne Ihre Hilfe werden wir den Schuldigen nicht fassen.«
    Im Gesicht des Papstes war noch immer keine Reaktion zu erkennen, aber Timo war sicher, dass er verstanden worden war. Irgendetwas an dem alten Mann störte ihn.
    »Der Mörder wird mit diesem Virus weitere Menschen attackieren, wenn wir ihn nicht daran hindern.«
    Timo sprach langsam und ließ jedes Wort im leisen Rauschen der Kompressoren versinken, das plötzlich durch ein Knacken im Lautsprecher und Doktor Campbeils Stimme unterbrochen wurde. »Es reicht. Sein Puls steigt zu sehr. Lassen Sie ihn ausruhen.«
    Timo überhörte die Anweisung und sagte dem Patienten mit ruhiger, fester Stimme: »Das Leben zahlreicher Menschen steht schon bald auf dem Spiel, wenn Sie uns nicht helfen.«
    Die Lippen des Papstes bewegten sich. Timo beugte sich zu ihm herab.
    »Pater Eugen war ein verfaulter Apfel … Das habe ich damals nicht begriffen …«
    Timos Herz hämmerte. Er war auf der richtigen Spur. Er atmete tief durch, hatte aber das Gefühl, nicht mehr genügend Sauerstoff zu bekommen.
    »Hören Sie, Mr Nortamo? Entfernen Sie sich sofort, sein Blutdruck steigt …«
    Das soll er auch, knurrte Timo innerlich. »Warum? Was hat Pater Eugen getan?«
    Die Augen des Papstes öffneten sich, und Timo hätte bei dem Anblick am liebsten weggesehen. Aus den Augenwinkeln des Patienten rann eine Mischung aus Tränen und Blut. Aber seine Stimme war alles andere als bewegt.
    »Gehen Sie. Sie versuchen, mich zum Sprechen zu bringen, indem Sie meine Schwäche ausnutzen …«
    Der Nagel war auf den Kopf getroffen.
    Der Brustkorb des Papstes hob und senkte sich heftig. Timo spürte, wie sich unfassbare Übelkeit in seinem Innern breit machte. Als spräche er mit einem Tatverdächtigen und nicht mit einem Opfer.
    Der Summer ertönte, und über der Tür fing ein orangefarbenes Licht an zu blinken.
    Timo fixierte die unnatürlichen Augen des Papstes, die nicht zu einem lebenden Menschen zu gehören schienen. »Macht es Ihnen nichts aus, dass auch andere mit diesem Virus infiziert werden können, wenn es uns nicht gelingt, den Täter zu fassen?«
    Der Papst starrte stur an die Decke, die Hände auf der Brust gefaltet.
    Timo beugte sich noch näher zu ihm herab, aber da wurde er energisch an den Schultern gepackt.
    »Raus!«, sagte Doktor Campbell mit wütendem Gesichtsausdruck hinter dem Plexiglas ihres Bioschutzanzugs.
    Sie führte Timo in die Schleuse und schloss die Tür. Nach der desinfizierenden Dusche und dem Kleiderwechsel ging Timo in den Kontrollraum, wo er sogleich seinen Weg in den Gang und hinaus fortsetzen wollte, doch die Kardinäle aus dem Vatikan versperrten ihm den Weg.
    »Wie können Sie es wagen, die Anweisungen zu missachten?«, fragte der ältere der beiden. Er schäumte vor Wut, und Timos Schweigen reizte den Kardinal noch mehr.
    »Wir werden mit Ihrem Vorgesetzten reden. Ihr Vorgehen wird Konsequenzen haben«, zischte er.
    »Reden Sie von mir aus mit dem Weihnachtsmann«, entgegnete Timo gelassen. »Sie s cheinen ja kein besonderes Interesse daran zu haben, dass man Ihrem Vorgesetzten hilft … War das auch Ihre Einstellung zu Jo hannes Paul I.?«
    Der Vertreter des Vatikans machte einen empörten Schritt auf Timo zu. Der mysteriöse Tod von Papst Johannes Paul I. im Jahr 1978 hatte zahlreiche Verschwörungstheorien ausgelöst, die nicht gerade durch die Tatsache zerstreut wurden, dass vier Jahre später unter einer Brücke und mit einem Strick um den Hals die Leiche des P2-Geheimlogenmitglieds und Bankiers Roberto Calvi gefunden wurde, der mit der Vatikanbank fragwürdige Geschäfte gemacht hatte.
    Timo wandte sich dem CIA-Beamten zu. »Könnten wir ein paar Worte unter vier Augen wechseln?«
    Zuerst sah es aus, als wollte der Amerikaner ablehnen, aber Timos Tonfall veranlasste ihn dazu, seine Meinung zu ändern.
    »Gehen wir in den Abstellraum«, sagte der Amerikaner und öffnete Timo die Tür.
    Sie standen in einer engen, hell erleuchteten Kammer mit geschlossenen Spinden und offenen Regalen voller Klinikbedarf.
    »Sie haben einen Fehler gemacht, als Sie sich über die Anweisungen hinweggesetzt haben …«
    »Ist Ebola ein speziell afrikanisches Virus?«, fragte Timo, ohne auf die Bemerkung seines Gegenübers einzugehen.
    »So könnte man es sagen.«
    »Aber

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