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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Sandgringham, war damals, als die Russen ihre Reise unternahmen, der Leiter der molekularbiologischen Abteilung der Universität Kapstadt, also Ralfs Vorgesetzter, gewesen. Die Vernehmungsbeamten hatten ihn gefragt, warum die Russen 1988 eine solche wissenschaftliche Exkursion unternahmen.
    »Damals hatten die BOSS-Mitarbeiter behauptet, zu der russischen Reisegruppe gehörten Wissenschaftler der Armee, die Krankheitserreger für das sowjetische Biowaffenprogramm suchten. Die Reise fand kurz nach der Ebola-Epidemie statt, die im September 1988 in Bumba gewütet hatte … Es ist nicht sicher, ob sie sich genau in Bumba aufgehalten hatten, aber auf jeden Fall im südlichen Sudan und nordöstlich des Berges Elgon und in der Nähe der Quellgewässer des Ebola-Flusses …«
    Timo blickte zum Gate. Dort war niemand mehr zu sehen. Er lief noch ein paar Meter und stieg als Letzter ins Flugzeug. Nachdem er in der halb vollen Kabine Platz genommen hatte, las er schnell die Nachricht zu Ende. Die sowjetischen Wissenschaftler, die offiziell zu der Reisegruppe gehört hatten, waren vom Institut für Tropenmedizin der Universität Moskau gekommen und hatten botanische Präparate für pharmakologische Untersuchungen gesammelt.
    Timo schaltete das Palmbook aus und schnallte sich an. Er hatte bei TERA mehrere Biowaffen-Kurse besucht und wusste, dass man für die Herstellung einer Biowaffe ein Originalbakterium oder -virus brauchte, das man aus dem Blut eines erkrankten Menschen isolieren konnte.
    Der Gedanke, dass der junge Ralf Denk Wissenschaftlern der Sowjetarmee geholfen hatte, das Blut eines Ebola-Patienten aus dem Dschungel Afrikas in ein Labor nach Moskau zu schmuggeln, bereitete Timo ernsthafte Sorgen.
    Den Amerikanern zufolge war der Papst nicht mit dem normalen Ebola-Virus, sondern womöglich mit einer gentechnisch veränderten Variante davon infiziert worden. Steckte das russische Biowaffenprogramm hinter dieser Veränderung? Und hatte Ralf weitere Verbindungen nach Russland – Verbindungen, die es ihm vielleicht sogar möglich gemacht hatten, sich eine Kernladung zu beschaffen?
     
    Das kleine Mädchen saß mit einer Taschenlampe in der Hand im Bug des Ruderbootes. Die Ruder knirschten gleichmäßig, während ihr Vater auf das Ufer zuruderte.
    Der Michigan-See, auf dem normalerweise immer Wind herrschte, war außergewöhnlich ruhig. Über dem Wasser schwebte Morgennebel, den das Licht der Taschenlampe nur schwach durchdrang. Zwei Männer und eine Frau im Anorak warteten am Steg des Picnic -Platzes im Wilderness State Park auf das Boot. Weit weg im Nebel leuchteten die bunten Lichter der Mackinaw-Brücke. Am Waldrand waren ein Ford Bronco und ein Jeep geparkt.
    »Hi there!«, rief die Frau und winkte, als das Boot aus dem Nebel glitt.
    »Mama, nicht rufen! Das Wasser trägt die Stimme meilenweit«, sagte das zehnjährige Mädchen im Boot.
    »George, hier sind zwei Männer, die mit dir reden wollen«, sagte die Frau.
    »Wer sind sie?«, fragte die tiefe, ruhige Männerstimme von der Ruderbank.
    Das Boot stieß leicht am Steg an, und das Mädchen sprang an Land. Sie fing an, mit ihrer Mutter Schlafsäcke und Angelruten zum Jeep zu tragen.
    »Entschuldigen Sie, dass wir Sie in Ihrem Urlaub stören«, sagte einer der Männer.
    Der Ruderer hob die Ruder aus den Dollen, legte sie schräg ins Boot und kletterte auf den Steg, der unter seinem Gewicht schaukelte.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Sonderagent Jenkins vom FBI«, sagte der Mann mit dem schmalen Gesicht und zeigte seinen Ausweis. »Das ist Ned Twain von der CIA.«
    George Rauber gab den Männern neugierig die Hand. »Worum geht es?«
    »Könnten wir uns kurz ungestört unterhalten?«
    »Kate, bleib bei deiner Mutter«, sagte Rauber und folgte den Männern in den Picnic -Unterstand aus kräftigen Holzbalken. Der FBI-Agent legte seine Taschenlampe auf den Boden.
    »Also, worum geht es?«, fragte Rauber erneut. In seinem karierten Baumwollhemd sah er aus wie ein Wildhüter.
    Alle drei standen, und das Licht aus der Taschenlampe am Boden warf die Schatten der Männer an die Balkendecke. Der schmalgesichtige Agent mit dem festen Blick öffnete seine dünne Aktenmappe und zog ein Foto heraus. Ohne es herzuzeigen, sagte er: »Ich komme gleich zur Sache, Doktor Rauber. Sie arbeiten an der Universität Virginia in Charlottesville?«
    Rauber nickte. Draußen hörte man eine Autotür zufallen.
    »Arbeitete unter Ihnen im CONRAD-Programm ein Forscher namens Ralf

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