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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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eine bestimmte ethnische Gruppe infiziert«, sagte Heidi Klötz mit belegter Stimme weiter. »Im Fall Grib die Chinesen.«
    »Ist es möglich, dass sich ein solches Virus in Aznefts Besitz befindet?«, fragte Timo leise und schaute zugleich auf die ältere Frau, die auf ihn zukam.
    »Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Aber als Stammvirus im Grib-Programm wurde Ebola benutzt.«
    Instinktiv umklammerte Timo das Telefon fester. »Ich rufe dich gleich noch einmal an«, sagte er knapp, als die Schwarze direkt neben ihm stand.
    »Bienvenu à Kapulo«, sagte sie lächelnd. »Oder sprechen Sie lieber Englisch?«
    Das war Timo sehr recht. Der Pilot hatte die Frau auf Timos Bitte hin als Führerin besorgt. Sie war relativ alt, hatte ein extrem faltiges und knochiges Gesicht, aber wachsame und scharfe Augen. Aus irgendeinem Grund trug sie eine alte Stewardessen-Uniform der Fluggesellschaft Sabena, der Rock war staubig und ausgefranst, der Blazer voller Schweißflecke.
    Sie stellte sich mit einem Namen vor, den Timo nicht verstand, dann wechselten sie ein paar Sätze über den Flug und das Wetter. Timo fiel es schwer, sich zu konzentrieren, in seinem Kopf schwirrten die Informationen herum, die Heidi Klötz ihm gegeben hatte. Eilig holte er die Landkarte heraus, auf der er den Koordinatenpunkt mit einem Kreuz markiert hatte. Er wusste, er bewegte sich auf dünnem Eis, aber für raffinierte Tricks war jetzt keine Zeit.
    »Ich möchte hier hin. Zum Mount Mwanga.«
    Die Führerin sah ihn überrascht an. »Warum?« Ihre Stimme klang besorgt, fast ein wenig aggressiv.
    Timo bereute seine geradlinige Taktik. Vielleicht hätte er ein anderes Ziel nennen und dann die Route nach und nach in Richtung Mwanga verlegen sollen.
    »Dort ist einer unserer Messpunkte. Wir arbeiten an einer umfassenden geologischen Untersuchung.«
    Denselben Grund hatte er auch dem Piloten genannt, der ebenso interessiert reagiert hatte. Auch jetzt wich er Timo nicht von der Seite, obwohl er sein Geld bereits bekommen hatte.
    »Ich gehe nicht zum Mwanga«, sage die Frau. »Das ist ein heiliger Ort. Dort hat niemand etwas verloren.«
    »Ich zahle das doppelte Honorar. Fünfzig Dollar.«
    Die Frau schüttelte zornig den Kopf. »Bei uns sagt man: Hujavuka mutoni, usimtukane mamba. «
    »Und was bedeutet das?«
    »Beleidige nicht das Krokodil, wenn du den Fluss noch nicht durchquert hast.«
    Interessiert verfolgte der Pilot das Gespräch.
    »Es ist meine Aufgabe, dorthin zu gehen«, sagte Timo ruhig. »Siebzig Dollar.«
    »Es geht nicht um Geld.«
    Timo senkte die Stimme. »Achtzig. Das ist mein letztes Angebot.«
    Die Frau sah ihm kurz in die Augen. Timo wusste, dass es idiotisch war, so deutliche Hinweise auf seine Geldvorräte zu geben, aber er hatte keine Zeit für behutsamere Formen des Handelns.
    »Hundert Dollar«, sagte die Frau.
    Timo tat so, als überlegte er. »Wie lange dauert es bis dorthin?«
    »Nicht lange. Es ist nicht weit.«
    »Fahren wir.«
    Sie stiegen in den verbeulten Landrover, und der junge Fahrer fuhr los.
    Bevor der Wagen im dichten Grün eintauchte, sah Timo noch kurz, wie ihnen der Pilot hinterherschaute.
     
    Nachdem der Geländewagen auf der Straße zum Dorf verschwunden war, kehrte der Pilot zu seiner Maschine zurück. Er machte die Tür auf, stieg ein und griff zum Funkgerät.
    Nach einigen vergeblichen Versuchen kam endlich eine Verbindung zustande.
    »Unser Besucher aus Lubumbashi will zum Mwanga.«
    »Warum?«, fragte eine Stimme durch das Rauschen.
    »Sie machen geologische Untersuchungen. Er hat die genauen Koordinaten auf einer Karte eingetragen.«
    »Von welcher Firma kommt er?«
    Der Pilot suchte nach der Kohlepapier-Kopie der Quittung, die er ausgestellt hatte. »GDA. Brüssel.«
    »Name?«
    »Timo Nortamo.«
    Für einen Moment beherrschte das Rauschen die Verbindung. »Mist. Wir müssen Kontakt zu der Führerin aufnehmen, bevor sie zu Fuß losgehen.«
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    Timo saß auf der Rückbank des Landrover. In Anbetracht des Straßenzustandes fuhr der Fahrer viel zu schnell.
    Die Führerin auf dem Beifahrersitz drehte sich zu Timo um. »Geologische Forschungen am Mwanga können Sie vergessen. Das ist ein heiliger Ort, dessen Frieden man nicht stört, ohne dafür bestraft zu werden.«
    Timo nickte nur. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Es gab also eine Verbindung zwischen Agar und Ralf. Das Grib-Programm konnte einen Hinweis auf den Zweck der Kernladung geben, aber das veränderte Ebola-Virus, mit dem nur Chinesen infiziert werden

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