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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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äußerster Sorgfalt und Genauigkeit.
    Ilgar prüfte die Gurte und den Haken samt Stahlseil noch einmal. Dann stieg Ralf wieder ein.
    »Wir testen die Verbindungen«, sagte Ralfs Stimme in Agars Funkgerät.
    Ilgar entfernte sich vom Helikopter und hielt das Funkgerät vor den Mund. »Okay Fangen wir an.«
    Langsam ließ Ralf den Helikopter aufsteigen. Das Stahlseil spannte sich. Ilgars, Nzangas und Nooras Haare flatterten im Wind der Rotoren. Meter für Meter hob sich die Last. Der Lärm stach in Ilgars Ohren.
    Ralf legte an Höhe zu. Er war Hunderte von Stunden mit den Kleinmaschinen von Hilfsorganisationen geflogen – mit Hubschraubern aber hatte er weniger Erfahrung. Dennoch vertraute Ilgar diesen Transport lieber Ralf an als einem angeheuerten Piloten. Immerhin hatte Ralf noch einige Flugstunden genommen; das Versetzen von Ladungen hatte er bei seinem letzten Aufenthalt in Afrika geübt.
    Nzanga blieb mit der Waffe in der Hand auf der Lichtung zurück. Er bewachte den einzigen Pfad, der zum Mwanga hinaufführte. Diesem Pfad folgten nun Ilgar und Noora. Er war schon ohne Last beschwerlich – die Kernladung mit Muskelkraft auf diesem Weg zu transportieren wäre ausgeschlossen gewesen.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, schnaufte Noora hinter Ilgar.
    »Du musst nichts sagen.«
    Der Lärm des Helikopters peitschte die beiden den steilen Anstieg hinauf.
    Nach einiger Zeit sah Ilgar den Eingang einer Höhle, kurz darauf einen zweiten. Wenige hundert Meter vor ihnen stand der Helikopter mit der hängenden Last in der Luft, der Scheinwerferkegel strich über die grüne Vegetation.
    Als sie mit schmerzenden Muskeln ankamen, setzte Ralf gerade die Last auf einer weichen Unterlage aus lianenartigen Schlangenwurzblättern ab. Daneben wartete ein Karren mit Gummirädern, den sie bereits vorher hergeflogen hatten.
    Die Holzkiste berührte die Unterlage, es gab einen Ruck, Ilgar winkte und begann die Gurte um die Kiste zu lösen. In der schrägen Wand hinter den dichten Pflanzen klaffte der Eingang einer Höhle. Als Nächstes galt es, die Kernladung in die Höhle zu bringen.
    40
    In seinem Zimmer in der Rue Washington starrte Aaro auf die Zeilen, die vor ihm auf dem Bildschirm standen.
    »Die Gesuchten flohen am 4.9. mit dem Schiff Finnhansa von Helsinki nach Travemünde. Die Polizei hat Passagiere des betreffenden Schiffes befragt, um Hinweise auf die verschwundene Pracht zu kommen.«
    Mich aber nicht, dachte Aaro verwundert.
    »Die Polizei führt die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden durch. Besonders ist die Polizei an Hinweisen über Kombis, Lieferwagen und Wohnmobile auf der Fähre interessiert …«
    Warum hatte sein Vater ihm nichts von der intensiven Suche gesagt? Weil er nicht mehr auf die Ereignisse an Bord zurückkommen wollte und hoffte, Aaro würde sie möglichst gründlich vergessen.
    Wie konnte ein robuster Polizist so ein Sensibelchen sein? Der Schein trog. An Größe und Schulterbreite fehlte es seinem Vater nicht, auch nicht an Leibesumfang. Neuerdings. Aaro hatte Fotos gesehen, auf denen sein Vater noch knackig und fit war, wie seine Mutter sagen würde. Aber Belgien war ein Schokoladenland – das war einfach zu viel für seine Selbstdisziplin. Und wenn ein erwachsener Mann nicht in der Lage war, auf Fett und Zucker zu verzichten, dann musste er eben leiden.
    Aaro nahm den kleinen Zettel aus der Schublade, auf dem er die Autonummer des Wohnmobils notiert hatte.
     
    Timo kniff die Augen zusammen. Unter dem Flugzeug breitete sich ein grüner, gewellter Teppich aus wie Samt. Die trockenen Savannen von Katanga gingen in eine flache, üppig bewachsene Hügellandschaft über.
    Am Morgen war er in Lubumbashi in eine viersitzige Cessna gestiegen, deren Pilot eigenen Aussagen zufolge ein ehemaliger Testpilot der französischen Luftwaffe war. Dabei wirkte der kleine, untersetzte Mann gar nicht wie ein Flieger, vor allem wenn man seine Brille mit den Flaschenbodengläsern sah. Auf die hatte er ein Plastikgestell montiert, das als Sonnenbrille diente und an Kiosken verkauft wurde. Ein Hawaii-Hemd und eine goldene Halskette vervollständigten das Bild.
    Die Maschine schaukelte, und Timo hielt sich am Haltegriff fest. Vor dem Abflug hatte er bei TERA angerufen, aber bemerkenswerte Fortschritte hatte es dort nicht gegeben. De Gasperi war bei seinem Versuch, an Informationen über Pater Eugen heranzukommen, auf eine unüberwindbare Mauer gestoßen. Kein Wunder, wenn sogar der Papst von

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