Ewige Nacht
seiner Lampe Licht brannte. Aber das Licht wurde schwächer. Er machte sich Vorwürfe, weil er sich wie ein Idiot in die Falle hatte führen lassen. Er hätte sofort nach dem Verschwinden des Telefons reagieren müssen. Aber arbeitete die Frau wirklich mit der G1 zusammen? Oder war sie einfach wahnsinnig?
Die Lampe gab nur noch einen schwachen, gelblichen Schein ab. Zentimeter für Zentimeter bewegte sich Timo rückwärts. Er musste irgendwie aus der Höhle herauskommen, sonst würde Aaro weder seine Lampe noch seinen Vater Wiedersehen. Bitterer als je zuvor bereute er, sich so wenig Zeit für seinen Sohn genommen zu haben.
Das Licht war jetzt nur noch ein Punkt von der Stärke einer Kerzenflamme. Plötzlich erlosch es ganz. Im selben Moment entstand Bewegung auf dem Boden. Timo schüttelte die Lampe, bis sie wieder einen schwachen Schein abgab. Etwas kalt Glänzendes huschte davon.
Sobald das Licht erlosch, kamen sie. Timo wurde von Panik erfasst. Wer war diese Frau? Warum tat sie das? Unmöglich zu glauben, dass sie etwas mit der G1 zu tun hatte. Timo zwang sich zur Ruhe, setzte die Wasserflasche an und befeuchtete seine Lippen. Es waren höchstens noch 100 Milliliter übrig. Die Lampe flackerte. Irgendwie musste er an den Schlangen vorbeikommen.
Ratlos holte er das Feuerzeug aus der Hosentasche. Würde das Licht ausreichen? Es half nichts, er musste radikalere Maßnahmen ergreifen. Er tastete nach einem Stein, aber es war unmöglich, damit alle Schlangen zu töten.
Plötzlich hatte er eine Idee. Er zog das Insektenspray heraus, nahm das Feuerzeug in die andere Hand und machte einen Test, indem er zwei Sekunden lang Spray in die Flamme sprühte. Sie loderte hell auf.
Er nahm all seinen Mut zusammen. Das war nicht schwer, denn er hatten keine Alternative. Er schob die Lampe in die Tasche, setzte den Rucksack auf und kroch mit dem primitiven Flammenwerfer in der Hand auf die schmale Stelle zu. Er drückte fest mit dem Finger auf den Knopf der Spraydose, mit der anderen Hand hielt er das brennende Feuerzeug umklammert. Die Schlangen schossen zur Seite. Timo musste aufpassen, dass die Dose nicht in seiner Hand explodierte.
Einen Meter vor sich sah er sein Telefon auf dem Boden liegen, hatte aber keine Hand frei, es aufzuheben. Er ließ die Flamme kurz erlöschen, schnappte sich den Apparat und versuchte sogleich, das Spray erneut zu entzünden, aber die Dose war leer. Finsternis umgab ihn. Er warf die Spraydose in die Richtung, wo er die Schlangen vermutete, zog verzweifelt die Lampe aus der Tasche, aber sie flackerte nicht einmal mehr. So schnell er konnte, bewegte er sich vorsichtig im Dunkeln voran, immer mit dem Telefon vor sich tastend. Erst an der nächsten Gabelung des Tunnels verschnaufte er. Seine Hände zitterten.
Plötzlich fuhr er zusammen. In der Ferne war eine Stimme zu hören. Sie klang gedämpft, aber er konnte verstehen, was sie rief.
»Hallo … Bist du hier …«
Eine finnische Frauenstimme.
Timo blieb, wo er war, und verhielt sich still. War das tatsächlich Noora? War sie geschickt worden, um zu kontrollieren, ob die Schlangen ihr Werk verrichtet hatten?
»Hörst du mich? Sie wollen dich umbringen … Ich helfe dir …«
Timo überlegte schnell. Konnte sie so gut schauspielern? »Was willst du von mir?«, rief er und bewegte sich vorsichtig der Stimme entgegen. Die Decke des Tunnels wurde höher, er konnte wieder stehen. »Seit wann machst du dir über mein Wohlergehen Sorgen?«
»Red keinen Scheiß, dafür ist keine Zeit.«
Wenige Minuten später sah Timo den Lichtkegel einer Lampe. Sie trafen sich in dem Teil der Höhle, wo der Boden von Fledermausexkrementen überzogen war.
»Wo sind deine Freunde?«, fragte Timo leise. Seine Sinne liefen auf Hochtouren.
»Meine Freunde?« Nooras Stimme klang sarkastisch. »Komm hier raus.«
Timo folgte ihr. Etwas musste passiert sein.
»Du bist eine von ihnen, oder?«, fragte Timo nüchtern. »Und du willst tatsächlich, dass mit Hilfe dieser Atombombe tödliche Viren in die Atmosphäre gejagt werden?«
»Was – was redest du da?« In ihre Stimme hatte sich Angst eingeschlichen.
Timo kam ein Gedanke, der eigentlich unwahrscheinlich war. »Du weißt wirklich nicht, was sie vorhaben?«
Noora antwortete nicht.
Sie weiß es nicht , begriff Timo. Er trat näher an sie heran. »Ist dir hier irgendetwas aufgefallen, das auf die Züchtung von Viren hindeutet? Tanks, Rohre, Labortechnik?«
»Und wenn schon?« Noora wirkte sehr
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