Ewige Nacht
angespannt.
»Gehen wir. Schnell. Ich erzähl es dir unterwegs.«
So schnell wie möglich entfernten sie sich. »Der Papst ist nach der Infektion mit einem Ebola-Virus gestorben. Die Russen hatten das Virus entwickelt. Derselbe Stamm soll vom Mwanga aus in die Atmosphäre gesprengt werden. Wo ist die Bombe?«
»Du bist verrückt …«
»Jemand anders ist verrückt. Wo ist die Ladung?«
Timo sah in Nooras kalkweißes Gesicht. Sie schien ihm zu glauben. »In einer Höhle«, flüsterte sie. »Woher weißt du, dass …«
»Wie viele sind sie?«
»Zwei.«
»Waffen?«
»Maschinenpistolen.«
»Wann wollen sie die Explosion auslösen?«
»Ich weiß es nicht. Aber es wird nicht mehr lange dauern.«
Timo nahm das Satellitentelefon, hoffte, dass es noch funktionierte, und rief Heidi Klötz bei TERA an.
»Wo bist du gewesen?«, fragte sie erleichtert.
»Gib die Koordinaten an das nächste amerikanische Sonderkommando und das NEST-Team weiter. Die Ladung ist ganz in der Nähe, Einzelheiten folgen. Schnell.« Timo schaltete das Telefon auf lautlos, steckte es ein und sagte zu Noora: »Bring mich hin.«
»Was willst du …«
»Los.«
Noora machte sich auf den Weg. Timo folgte ihr durch den dichten Pflanzenbewuchs den Hang hinauf. Noora hatte eine wesentlich bessere Kondition, er fiel rasch zurück, obwohl er alle Kraft zusammennahm.
Nach zehn Minuten schweißtreibendem Aufstieg erreichten sie das Hochplateau des Mwanga. Dort war die Vegetation niedrig, und es gab viele feuchte Stellen.
Noora blieb stehen und machte eine Kopfbewegung in Richtung eines Gebüschs, hinter dem etwas hell durchschimmerte.
Timo erkannte es nicht gleich. Er war schweißnass und völlig außer Atem. Mitten im Laubwerk stand ein mannshoher Kunststofftank. Er musste ein Fassungsvermögen von mehreren tausend Litern haben.
Timo tastete nach dem Telefon und fragte Noora flüsternd: »Ist es noch weit?«
»Wir kürzen über die Hochfläche ab. Am leichtesten kommt man von der gegenüberliegenden Seite in die Höhle.«
Timo fragte sich, ob sie ihn anlog, aber irgendetwas sagte ihm, dass sie das nicht tat. Er nahm das Satellitentelefon zur Hand, prüfte, ob er angerufen worden war, und stellte erneut eine Verbindung zur TERA her.
»Wann wird die Einheit hier sein?«, fragte er Heidi Klötz.
»Sie wird gerade in Nairobi zusammengestellt. Sobald wie möglich kommen sie mit dem Helikopter.«
Enttäuscht steckte Timo das Telefon weg. Er musste Noora im Laufschritt folgen, um sie nicht zu verlieren.
Anstrengung und Angst hinderten ihn daran, seine Gedanken zu ordnen. Es gab keinen Zweifel mehr daran, was Ralf Denk und seine Leute vorhatten. Aber was sollte er tun? Auf die Verstärkung würde er noch eine ganze Zeit warten müssen – die Zeit war lang für einen unbewaffneten Mann in Gesellschaft der G1.
46
Luke Shapiro von der Abteilung für Wissenschaft und Technologie bei der CIA versuchte, nicht auf den Geruch zu achten, der in dem kleinen unterirdischen Auditorium in der Luft lag: eine Mischung aus Desinfektionsmittel und Fußschweiß. Boden und Wände waren mit braunem Teppichboden verkleidet, offenbar wegen der Akustik. Womöglich waren auch die Öffnungen der Klimaanlage hinter dem Teppich verschwunden.
Shapiro nahm neben Doktor George Rauber in der ersten Reihe Platz. Außer ihnen war niemand im Raum.
»Ich möchte betonen, dass dies hier streng vertraulich ist«, sagte Rauber und schnäuzte sich.
»Machen Sie sich über Diskretion keine Gedanken«, sagte Shapiro. »Auch wir behalten das ein oder andere für uns.«
»Unsere Geldgeber sind empfindlich, vor allem der UNFPA, weil die UNO zwischen vielen verschiedenen Interessen die Balance halten muss. Die Bevölkerungsexplosion ist nicht nur eine traurige Tatsache, sondern vor allem eine heikle politische Angelegenheit. Fast die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara hungert, und was ist der offizielle Grund? Armut. Das ist so, als würde man sagen, der Grund für Hunger ist der Mangel an Nahrung. Die Diskussion um unsere Arbeiten zur Geburtenkontrolle und besonders das CGV bergen äußerst delikate Aspekte, über die wir besser nichts in der Presse lesen wollen.«
»Was ist dieses CGV, auf das sich Ralf Denk spezialisiert hat?«
Rauber machte ein Handzeichen zu dem Projektionsfenster in der Rückwand. Die Lichter gingen aus. »CGV, oder laienhaft gesagt: eine Impfung zur Sterilisation, ist ein immunologisches Verfahren der Geburtenregelung.«
Auf der
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