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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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bis drei Jahre unfruchtbar machen.«
    »Wirkt das Virus bei allen Menschen gleich?«
    Rauber nickte. »Ein vollkommen irrer Plan. Aber Denk ist davon überzeugt, dass man etwas Radikales in der Hinterhand haben muss, für den Fall, dass die Bevölkerungsentwicklung völlig außer Kontrolle gerät.«
    »Ich dachte, das sei längst der Fall.«
    »Dazu nehme ich persönlich keine Stellung. Das sind sehr sensible Angelegenheiten. Wie gesagt, der Dritten Welt kann man keine Vorwürfe machen …«
    »Aber CGV hat man in Reserve?«
    »Nein.«
    Wieder blinkten die Zahlen auf der Leinwand auf.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Shapiro ungeduldig.
    Rauber war unbehaglich zumute, er rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her. »Nach den Tierversuchen musste CGV vernichtet werden. Komplett.«
    »Warum?«
    Rauber schwenkte die Hand in Richtung Leinwand. »Das geht aus dem Film hervor.«
    Das Bild zwar zweigeteilt. Auf beiden Seiten waren von oben gefilmte Ratten zu sehen. Am unteren Rand der linken Hälfte stand: V ERGLEICHSPOPULATION . Der Text am unteren Rand der rechten Hälfte lautete: V IRALER I MPFSTOFF CGV/x/P66.
    Im Zeitraffer zeigte der Film innerhalb einer Minute Entwicklungen, die in Echtzeit mehrere Monate gedauert hatten. Die Zahl der Ratten auf der linken Seite nahm zu, bis die hellroten Wesen die ganze linke Bildhälfte ausfüllten.
    Bei den mit CGV geimpften Ratten kam kein einziger Nachkomme hinzu. Alle starben nach und nach eines natürlichen Todes, und die Kadaver wurden beseitigt. Schließlich war die rechte Bildhälfte leer. Nur Ausscheidungen und Haare waren von der ausgestorbenen Population übrig geblieben.
    »Aus dem Serum zur temporären Verhütung war ein Mittel zur dauerhaften Sterilisierung geworden.«
    »O Gott«, sagte Shapiro leise. »Und ist diese Wirkung auf den Menschen übertragbar?«
    »Es sieht so aus. Die immunologische Verhütung wirkt auf ein extrem empfindliches Gleichgewicht ein …«
    »Was ist mit dem Virus geschehen?«
    »Das sagte ich bereits. Es ist vernichtet worden.«
    »Ist es möglich, dass Ralf Denk einen Teil der Viruskultur vor der Vernichtung an sich genommen hat?«
    »Das glaube ich nicht. Solche Forschungen werden unter strengen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Und nachdem das … äh … Problem erkannt war, wurde der Virenstamm umgehend vernichtet.«
    »Sie haben gesagt, Sie glauben nicht, dass Denk es hat. Sie sind sich aber nicht absolut sicher?«
    »Warum hätte er ein Sterilisationsvirus an sich nehmen sollen?«
    »Es ist also möglich?«
    »Alles ist möglich, jedenfalls in der Theorie. Warum fragen Sie?«
    »Gehen wir, Doktor Rauber. Ein Hubschrauber wird uns nach Washington bringen.«
    47
    Der Lichtkegel des starken Handscheinwerfers tanzte über die Höhlenwände. Mit forschem Schritt ging Ralf auf die Kirche zu. Er war besorgt und verärgert. Warum war Noora verschwunden? Und wohin? Die Höhlendecke wurde jäh höher, und der Raum weitete sich.
    »Wer ist da?«, brüllte Ilgar, der die Ladung bewachte.
    »Bleib ruhig. Kein Grund zur Panik.«
    »Wo ist Noora?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie hat wohl gerade ihre Moral entdeckt. Wir machen ganz normal weiter.«
    Ilgar stand neben der Kiste. Er lehnte die Maschinenpistole an die Wand. »Lass uns den Schutzmantel öffnen und verschwinden«, sagte er.
    Ralf nahm den Werkzeugkasten aus dem Karren mit den Gummirädern und ging vor der Kiste in Stellung. In schwarzen Schablonenbuchstaben und -Ziffern stand auf dem Holz: ÎÑÒÎÐÎÆÍÎ – Ò A ÊÒ 1200 A ÊÍ /16. Daneben war das runde, dreiteilige Zeichen zu sehen, das vor Radioaktivität warnte.
    Ohne einen Moment zu zögern, nahm Ralf den Hammer.
     
    In dem Höhlenabschnitt, der zur Kirche führte, hörte Timo das Geräusch von Schlägen und blieb stehen. Er hatte Nooras Lampe mit der Hand abgedeckt, aber jetzt löschte er sie ganz. Noora trat neben ihn.
    »Was machen die da?«, flüsterte Timo ihr atemlos ins Ohr.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht öffnen sie die Kiste.«
    Timo wurde kalt. Es war keine Zeit, um auf Hilfe zu warten. Ohne die Lampe wieder anzumachen, ging er langsam weiter.
    Nach zwanzig Metern hörte er gedämpfte Stimmen. Die Worte konnte er nicht verstehen. Vorsichtig ging er noch ein Stück weiter, bis die Höhle langsam wieder höher wurde. Hinter einer leichten Biegung brannte Licht. Das Klopfen hörte auf. Zwei Männer unterhielten sich leise im Schein von Taschenlampen.
    Timo schlich so dicht heran, dass er in den saalartigen

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