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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstand. Er blieb stehen. Sekundenlang musterten wir uns, dann fragte er: »Willst du Ärger, Junge?«
    »Mr. Garner, bitte«, mischte sich Helen ein. »Wir sollten uns wirklich friedlich…«
    »Halt deinen Mund, Mädchen. Was getan werden muß, haben wir nicht zu bestimmen.«
    »Und was ist es?« fragte ich.
    »Das geht dich einen Dreck an«, wiederholte er sich.
    »Es geht mich sogar sehr viel an!« erwiderte ich in scharfem Tonfall.
    »Wohin wollt ihr mit der Leiche? Was ist los mit ihr? Warum hat Mrs. Cloud Selbstmord begangen?«
    Er atmete schnaufend, schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Hau ab!« sagte er nur. »Und das ist ein guter Rat, den ich dir geben kann. Mehr will ich nicht sagen.«
    »Mich interessiert die Tote und das, was ihr damit vorhabt. Wollt ihr sie auf den Friedhof schaffen?«
    »Du weißt verdammt viel.«
    »Das ist nun mal so.«
    »Ja, wir werden sie in ein Grab legen, und wir werden ihr auch einen Pfahl durch das Herz stoßen, damit sie nicht mehr schreien kann und zu einer Dienerin wird, die nur ihm gehorcht.«
    »Wer ist er?«
    »The Ghost!«
    Das heißt der Geist. Er redet einfach von einem Geist, mehr nicht. Er gab ihm auch keinen Namen, doch wie er den Begriff aussprach, ließ auf seine Angst schließen, die er vor der Gestalt hatte. Vielleicht hatten sie alle Angst vor ihm. Bestimmt rankte sich um ihn und den Friedhof das schreckliche Geheimnis, das alle in seinen gefährlichen Strudel hineinriß.
    »Ihr habt Angst vor dem Geist?«
    Der Glatzkopf gab mir keine Antwort, er drehte nur den Kopf, nickte dabei und schaute seine Freunde an.
    Die verstanden. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, die Lippen bildeten Striche, und die Gesichter zeigten einen Ausdruck, der an ihrem Vorhaben keinen Zweifel aufkommen ließ. Sie wollten sich mit Gewalt einen Weg verschaffen.
    Ich stand allein gegen die drei kräftigen Burschen. Sie hatten Kraft, bestimmt sogar mehr als ich, aber ich besaß die nötige Routine beim Kampf.
    Trotzdem wollte ich eine Auseinandersetzung vermeiden. Es hatte keinen Sinn, es brachte nichts, und auch Helen sah ein, daß es so nicht weitergehen konnte, und sie warf sich zwischen den Glatzkopf und mich.
    »Lassen Sie das, Garner. Sie wissen ja überhaupt nicht, was sie tun. Um Himmels Willen…«
    »Doch ich weiß es!«
    »Wirklich?«
    Das war meine Frage, und Garner verstummte sofort, denn er schaute in die Mündung der Beretta. Damit hatte er nicht gerechnet. Sein Gesicht verlor die Farbe, es wurde bleich. Er schaute mich an, als wollte er mich fressen.
    »So einer bist du«, sagte er schließlich.
    »Nein«, erwiderte ich, »nicht so einer. Aber es gibt Leute, die muß man zu ihrem Glück zwingen. Und Sie gehören allem Anschein nach dazu. Bevor wir uns hier schlagen, was nichts einbringt, sollten wir lieber darüber nachdenken, wie wir den Fall gemeinsam angehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Gemeinsam? Mit einem Fremden? Nein, Mister, da gibt es nichts Gemeinsames, glauben Sie mir das. Und ihre Kanone kann uns zwar auf-, aber nicht abhalten.«
    »Auch nicht mein Ausweis?«
    »Wieso?« fragte Garner, und seine Kollegen zogen ebenfalls schiefe Gesichter.
    Ich wechselte schnell die Beretta in die linke Hand und holte mit der anderen den Ausweis hervor. »Scotland Yard«, sagte ich. »Oberinspektor Sinclair.«
    Das machte sie betroffen, denn damit hatten sie nicht gerechnet. Ihre Mundwinkel zuckten, sie schauten sich betreten an und senkten schließlich die Blicke, wobei sie auf ihre Schuhspitzen starrten, auch der Glatzkopf.
    »Soll ich noch deutlicher werden?« fragte ich und ließ den Ausweis wieder verschwinden.
    »Nein«, meinte Garner, »es reicht.«
    »Gut. Kann ich nun wissen, was hier alles gespielt wird?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie werden es kaum verstehen, Sinclair. Wirklich, da kann auch keine Polizei helfen, damit müssen wir selbst fertigwerden.«
    »Aber Mr. Sinclair ist kein normaler Polizist«, meldete sich Helen Cloud.
    »Wer ist heute schon normal?«
    »So meine ich das nicht, Garner. John Sinclair hat Erfahrung im Umgang mit Geistern und Dämonen. Er…«
    »Rede dir doch nichts ein.« Garner winkte ab. »Auch wenn Sie ein Bulle sind, Sinclair, wir müssen mit unseren Problemen allein fertig werden. Die Polizei kann uns…«
    Weiter sprach er nicht. Denn wie auch Helen und ich hatte er ebenfalls die schrecklichen Schreie aus dem Nebenzimmer gehört. Schreie einer Toten!
    ***
    Wenige Sekunden lang tat niemand etwas von uns. Wir standen nur da

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