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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts für Sie.«
    Starrsinnig schüttelte sie den Kopf. »Es ist meine Mutter«, erklärte sie mir. »Ich kann bleiben, so lange ich will. Ich habe sie als Lebende gekannt und sehe sie auch als Tote. Ich will wissen, was mit ihr geschehen ist.«
    Eigentlich hatte ich kein Recht, sie wegzuschicken, das stimmte schon, deshalb hatte ich nichts dagegen, daß sie blieb. Die Männer aus dem Ort hatten um mich und mein Kreuz einen respektvollen Kreis gebildet. Es kam ihnen nicht ganz geheuer vor, daß ich mit derartigen Mitteln arbeitete. Zwischen zwei Fingern hielt ich die Kette. Das Kreuz baumelte daran herab. Ich ließ es dicht über dem Gesicht der schreienden Toten kreisen. Es schwang einmal nach links, dann zurück nach rechts. Der Vorgang wiederholte sich so lange, bis er zu einem Kreis wurde. Die Schreie drangen weiterhin aus dem offenen Mund. Leiser waren sie nicht geworden, auch nicht lauter. Sie hatten ihre Regelmäßigkeit beibehalten.
    Dann reagierte ich.
    Das Kreuz fiel nach unten, als ich die rechte Hand senkte. Und es paßte in den weit aufgerissenen Mund.
    Konnte ich die verdammten Schreie stoppen?
    Ja, ich schaffte es. Kaum hatte mein geweihtes Kreuz Kontakt mit der Toten, da reagierte es auch und spielte all seine Kraft aus. Das Schreien stoppte von einer Sekunde zur anderen. Nur noch ein dumpfes Röcheln drang über die spröden Lippen.
    Als alle dachten, daß es vorbei war - auch ich - reagierte die Tote. Sie bäumte sich auf, ihr Oberkörper wurde in die Höhe geschoben, wobei er sich am Rücken durchbog, und ich hörte Helens entsetzten Schrei, als sie mitbekam, was mit ihrer Mutter geschah.
    Die Leiche bildete eine Brücke. Das Kreuz hing noch in ihrem Rachen, aus dem jetzt statt der Schreie schwarzgraue Rauchwolken drangen, die träge der Decke entgegenzogen und sich dort ausbreiteten. Dann fiel die Tote zurück.
    Auf dem Rücken blieb sie liegen, endgültig gestorben, nicht mehr in der Lage, die schrecklichen Schreie auszustoßen.
    Ich zog das Kreuz aus dem Mund. Das Kruzifix hatte sich nicht verändert, dafür das Gesicht der Toten. Es war schwarz geworden. Die Haut sah aus, als hätte jemand Silbernitrat über sie geschüttet. Wie verbrannt wirkte alles.
    In der Schwärze glänzten die verdrehten Augäpfel seltsam hell. Wie zwei weiße Flecken, die überhaupt nicht zu ihr zu gehören schienen. Ich nahm meine kleine Bleistiftlampe und leuchtete in den Mund der Toten. Er war ein dunkler Schlund, verbrannt und verkohlt wirkend. Weiße Magie hatte dafür gesorgt.
    Langsam drehte ich mich um. Die drei Männer schauten mich an wie einen Geist. Sie wollten etwas sagen, das erkannte ich an ihren Gesichtern, doch kein Wort drang über ihre Lippen. Sie hatte das Geschehen zu sehr mitgenommen, und sie schienen in mir so etwas wie einen Wundermann zu sehen, leicht am Ausdruck ihrer Augen zu erkennen, mit dem sie mich anschauten.
    »Sie lebt nicht mehr«, sagte ich mit leiser Stimme. »Diesmal ist sie endgültig tot.«
    »Dann brauchen wir sie nicht mehr zu pfählen?« fragte mich Garner, der Glatzkopf mit den roten Hosenträgern.
    »Nein, das habe ich erledigt.«
    »Aber Sie haben sie doch nicht gepfählt, Mister.«
    »Das ist auch nicht nötig. Das Kreuz wirkt ebenso. Vielleicht sogar noch besser.«
    Die Männer blickten sich an, suchten nach Erklärungen, aber sie fanden keine. Zudem trauten sie sich nicht, mich zu fragen. Ich war froh darüber.
    »Was geschieht jetzt mit meiner Mutter?« unterbrach Helen Cloud die Stille.
    Ich hob die Schultern. »Was man mit einem Toten macht. Man begräbt ihn.«
    »Sollen wir ihr ein richtiges Begräbnis geben?«
    »Ja.«
    »Dann muß ich den Pfarrer verständigen. Die Leiche muß auch abgeholt werden. Sie, sie…« Helen warf einen letzten Blick auf die verkohlte Haut der Toten und die starren, halb erhobenen Arme mit den gekrümmten Fingern. Ein Zerrbild des Schreckens!
    Ich strich über meine Stirn. Wahrscheinlich war Helen zu geschockt, um alles in die Wege zu leiten, damit man ihre Mutter abholte. Ich fragte sie deshalb nach der Telefonnummer des Pfarrers.
    »Was wollen Sie denn, John?«
    »Ihn anrufen, damit er alles vorbereitet. Außerdem brauchen wir noch einen Totengräber, der Ihre Mutter zum Friedhof schafft. Gibt es so etwas hier?«
    »Ja…«
    »Dann sagen wir ihm Bescheid.«
    Ich war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, als ich vor dem Haus einen Wagenmotor hörte. Rasch lief ich zurück und warf einen Blick aus dem Fenster.
    Unten stand ein schwarzes

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