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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fahrzeug.
    Ein Leichenwagen!
    Für einen Moment glaubte ich zu träumen, erst als ich hinter mir die Stimmen der Männer vernahm und einer von ihnen bei mir fragte, ob sie jetzt gehen könnten, winkte ich kurz ab und holte Garner dann durch eine entsprechende Handbewegung zu mir.
    Er kam sofort, blieb neben mir stehen, schaute durch das Fenster, und ich deutete nach unten.
    »Kennen Sie den?«
    »Ja, das ist Paddock, der Leichenbestatter und gleichzeitig Fahrer des Leichenwagens.«
    »Mir scheint, er will zu uns. Haben Sie ihm Bescheid gegeben, Garner?«
    »Nein.«
    »Wie kommte es, daß er hier stoppt?«
    »Ein Mord spricht sich schnell herum, Mister. Und erst recht einer, der in so einem kleinen Ort geschieht.« Garner grinste, und seine Augen funkelten dabei. »Wir sind ja auch gekommen.«
    Ich traute ihm nicht. Überhaupt traute ich bis auf Helen keinem hier in Walham. Es hatte zu viele Zufälle gegeben. Alles paßte, alles war glatt, nur die Schreie und die Toten nicht. Aber sie gehörten ebenfalls in den Kreislauf.
    Was wurde in diesem Ort gespielt? Und wer, vor allen Dingen, steckte dahinter?
    Der Begriff Ghost war gefallen. Ein Geist, also. Man konnte es weit fassen, ein Wort wie Kaugummi, auf jeden Fall mußte ich den Begriff konkretisieren. Das Wort Geist war mir zu allgemein. Ich schaute weiterhin aus dem Fenster. Der Leichenwagen wurde nicht bewegt. Ich konnte auch nicht erkennen, ob hinter dem Lenkrad jemand saß, dafür war der Blickwinkel nicht gut genug, denn ich sah in einer fast geraden Linie nach unten.
    Plötzlich stieß Garner mich an. Als ich mich drehte, sah ich den gespannten Ausdruck auf seinem Gesicht, zu dem sich jetzt noch ein Grinsen gesellte.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Hören Sie nicht?« Er hatte sich ein wenig vorgebeugt und lauschte. Halboffen stand sein Mund. Dann bewegte er die dicken Lippen und hauchte: »Die Schreie… da, die Schreie… Sie klingen wieder auf« Er zog die Schultern hoch, als würde er frieren.
    Entweder wollte er mich auf den Arm nehmen, oder er hatte wirklich Schreie gehört.
    Auch ich konzentrierte mich jetzt auf das, was draußen geschah. Der leichte Abendwind füllte die Gassen von Walham. Kühlung brachte er kaum, dafür war es zu schwül gewesen. Ich vernahm die Schreie ebenfalls. Der Wind trug sie zu mir heran. Leise, aber dennoch deutlich zu vernehmen.
    Wo kamen sie her?
    Ich fragte Garner danach, der nickte und gab mir eine zischelnde Antwort: »Vom Friedhof!« flüsterte er. »Das ist die Begrüßung.«
    »Für wen?«
    »Es kommt eine Neue. Sie ist bestimmt schon da. Dies ist die Nacht der ewigen Schreie. Sie wollen ihre Opfer, die Toten brauchen sie. Und es werden immer mehr.«
    Ich schaute ihn hart an, blickte auch an ihm vorbei zu den beiden anderen Männern und zu Helen Cloud. Die Männer standen an der Wand und sahen betreten zu Boden, auf Helens Gesicht las ich deutlich die Angst, von der sie beherrscht wurde.
    Ewige Schreie!
    Das waren sie in der Tat. Wieder einmal erlebte ich, wie das Grauen sich in einen kleinen Ort hineinschlich und seine unsichtbaren Fesseln über die Menschen legte.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich den Motor des Leichenwagens vernahm. Das schwarze Fahrzeug wurde gestartet und rollte davon. Ich schaute ihm so lange nach, bis es von der Dunkelheit verschluckt worden war. Dabei wunderte ich mich, daß der Wagen ohne Licht fuhr.
    »Wo will er hin?« fragte ich Garner.
    »Bestimmt holt er die anderen ab.«
    »Welche anderen?«
    »Die Toten. Manchmal schaffen es die Leute nicht, sie zum Friedhof zu bringen, dann kommt der Leichenwagen. So ist es für die Lebenden bequemer.«
    Er sagte dies mit so einer Selbstverständlichkeit, daß es mich schauderte, und ich dachte darüber nach, in welch einen höllischen Kreislauf ich hier hineingeraten war.
    Leichen, die schrien und zu einem alten Friedhof geschafft wurden. Ich trat wieder vom Fenster weg und schaute auf die Tote. Ihr konnte niemand mehr helfen, sie schrie auch nicht, denn durch mein Kreuz hatte ich sie gerettet und sie dem Friedhof des Schreckens praktisch entrissen.
    Helen blickte mir ins Gesicht. Ihre Mundwinkel zuckten. Deutlich war zu sehen, wie sehr sie sich fürchtete. Sie war in einen höllischen Kreislauf geraten, ohne daß sie etwas dagegen tun konnte. Vielleicht konnte ich sie aus dem Kreislauf herausreißen, das mußte doch zu schaffen sein.
    »Gibt es eine Chance?« wandte ich mich an Garner.
    »Nein, wir sind zu schwach.«
    »Wenn Sie so denken,

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