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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Richtung, tiefer hinein in den unheimlichen Totenacker und immer den Weg entlang, wo rechts und links die Grabsteine auf dem Boden lagen und sich veränderten.
    Die ersten Schreie schienen gewissermaßen ein Startschuß gewesen zu sein, denn nun erschienen auch auf den anderen Grabsteinen die schrecklichen Gesichter der Toten.
    Uralte Fratzen, maskenhaft verzerrt, so stiegen sie aus der Tiefe ihrer Gräber.
    Grauenvolle Gesichter mit aufgerissenen Mäulern, aus denen jetzt ebenfalls die ersten Schreie drangen.
    Sie vermischten sich mit den ersten zu einem höllischen Konzert, das wie eine Melodie des Teufels über den nachtdunklen Friedhof jagte, in jede Ecke und in jeden Winkel drang, so daß die Schreie überall gehört wurden.
    Man begrüßte die Neue…
    Sie sollte ebenfalls eingereiht werden in den Kreislauf der schreienden Toten, der Selbstmord-Friedhof forderte seinen Tribut, ein unheimlicher Geist hatte sich befreit und die Toten zum Schreien gebracht. Als einziger Lebender befand sich James McMullogh auf dem Totenacker. Er hatte gedacht, nichts mehr an Grauen oder Horror erleben zu können, nachdem er seine Frau aufgehängt gefunden hatte, aber das hier war noch schlimmer.
    Die Toten ließen ihm einfach keine Ruhe. Ihre Schreie stachelten ihn noch mehr an, die Angst in ihm wuchs, und er glaubte, wahnsinnig zu werden.
    Irgendwann blieb er stehen. Auch die Hände sanken nach unten, so daß die Schreie wieder so grell in seinen Ohren klangen, daß er glaubte, sein Gehirn würde platzen.
    Der Wind hatte zugenommen. Er fuhr durch die Kronen der alten Bäume. Da die Schreie so laut gellten, übertönten sie auch das Rauschen des Windes, und James McMullogh bekam nur mit, wie die Äste und Zweige in einer gespenstischen Lautlosigkeit schwangen und wie dunkle Wolken hin-und herglitten. Für James bewegten sie sich im Takt dieser höllischen Schreie, sie begleiteten die Melodie und tanzten einen gespenstischen Totenreigen.
    Dieser Friedhof war dem Jenseits geweiht, er war verflucht, und James hielt es nicht länger aus. Er fiel auf die Knie, auch sein Mund öffnete sich, und die ersten Schreie drangen über seine Lippen, wobei sie sich mit denen des unheimlichen Totenchors vermischten.
    »Neiinnn!« brüllte er verzweifelt. »Neiinnnü!« Er stopfte sich wieder die Ohren zu, doch es hatte keinen Sinn.
    Die Schreie nahmen nicht ab, sie würden weiter über den Friedhof gellen, bis irgendein Ereignis eintrat, das sie stoppte. Seltsamerweise mußte James McMullogh trotz seiner Panik daran denken, und er wunderte sich auch, daß sein Gehirn noch klar arbeitete und daß er unterscheiden sowie differenzieren konnte. Er wußte auch nicht, wie es kam, daß er plötzlich die Idee hatte, auf jeden Fall stemmte er sich auf seiner knienden Haltung hoch und wankte dorthin zurück, wo auch seine Frau lag.
    Er schaute nicht nach links und rechts, wollte die verzerrten Fratzen erst gar nicht sehen und war nur auf seine tote Frau fixiert. Er mußte ziemlich nahe an sie herankommen, so daß er sie in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Sie befand sich noch dort, wo er sie abgelegt hatte. Doch etwas hatte sich verändert.
    Ihr Mund war so weit aufgerissen, daß sie sich fast die beiden Kiefer ausrenkte. Aus dem Rachen drangen gellende, schaurige Schreie…
    ***
    Sie also auch!
    James konnte es nicht fassen. Wie erstarrt blieb er neben seiner Frau stehen, die sich durch ihre makabren Schreie in den gräßlichen Reigen der Toten eingefügt hatte.
    Sie lag halb auf der Seite, und ihr seltsam bleiches Gesicht bewegte sich ebenso wie das der anderen Toten, deren Fratzen er auf den Grabsteinen gesehen hatte.
    Der Mund öffnete sich und klappte zu. Die Winkel zuckten, die Haut wurde straff und schien von den Knochen platzen zu wollen. Wie kleine Kugeln lagen die Pupillen in den Augenhöhlen, und immer wieder drangen diese spitzen und stoßweise ausgedrückten Schreie aus dem Mund der Toten.
    Wieso? Warum auch Gladys?
    Verzweifelt stellte sich James McMullogh diese Frage, doch er kam zu keinem Resultat. Die Antwort wollte sich nicht finden lassen, und abermals dachte er an die Hinterlassenschaft seiner Frau. Sie wollte begraben werden. In einem Grab, das bereits für sie geschaufelt war.
    Und noch etwas kam ihm in den Sinn. Er, James, sollte seiner toten Frau einen Pflock durch die Brust ins Herz stoßen! Hörten die Schreie dann vielleicht auf? War das eventuell das Rätsel dieser schreienden Toten? James wunderte sich wieder einmal, wie klar er

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