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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegen die Mächte der Finsternis sehr oft unterstützt.
    »Wie haben Sie sich entschlossen?« fragte Helen.
    »Ja, wir besuchen den Pfarrer.«
    Helen hakte sich bei mir ein. Für einen Moment preßte sie sich gegen mich. Ich ließ sie, denn ich war die einzige Bezugsperson, die sie noch besaß, und sie brauchte jetzt Hilfe. Die unförmige Pistole hatte sie sich in den Rockbund geschoben. Ich hoffte, daß die Waffe dort auch hielt und nicht zu Boden fiel.
    Ich hörte ihr tiefes Atmen, bevor sie sagte: »Ich zeige Ihnen den Weg, John. Wir werden nicht zu dem alten Friedhof hingehen, dort hat man alles abgerissen.«
    »Wo steht die neue Kirche?«
    »Entgegengesetzt.«
    »Das hört sich weit an. Sollen wir nicht lieber den Wagen nehmen?«
    Helen schüttelte den Kopf. »John, wir befinden uns in einem Dorf. Da kann man besser alles zu Fuß erreichen. Zudem sind die Straßen schmal und lassen höhere Geschwindigkeiten nicht zu. Sogar zwanzig Meilen sind manchmal zuviel.«
    Nun ja, wenn sie das meinte, ich hatte nichts dagegen. Also machten wir uns auf den Weg.
    Noch immer hörten wir vom alten Friedhof die Schreie. Sie begleiteten uns auf unseren Weg durch das Dorf. Am liebsten wäre ich sofort zum Totenacker gerannt, doch ich mußte mich zusammenreißen und erst einmal an die vorliegende Aufgabe denken.
    Einen dritten Helfer auf unserer Seite zu wissen, das war eine gute Sache. Hoffentlich klappte es.
    Helen zeigte mir eine Abkürzung. Die Gasse, durch die wir schritten, war sehr eng. Fast berührten sich an ihrem Ende die Hauswände. Dort machte sie auch eine Kurve.
    »Hinter der liegt gleich die Kirche«, erklärte mir Helen. Ich nickte. Der Ort schien sich unter dem Grauen zusammenzuducken. Wir sahen keine Menschen, hörten auch keine Stimmen, nur immer den vom Friedhof her klingenden unheimlichen Gesang.
    Ich hatte mich zwangsläufig an ihn gewöhnt. Trotzdem konnte ich nicht vermeiden, daß mir hin und wieder eine Gänsehaut über den Rücken lief, wenn ein Schrei besonders schrill und spitz hervorstach, denn er hörte sich jedesmal so an, als würde das Opfer große Schmerzen erleiden.
    Wir sahen auch die Festeröffnungen in den Hauswänden. Nicht ein Licht brannte hinter den Scheiben. Keine Menschenseele war zu sehen, nur einmal lief ein Hund vor uns her, der allerdings schnell unter einem Treppenabsatz auf der anderen Straßenseite verschwand. In dem vorletzten Haus der kleinen Gasse brannte Licht. Sehr hoch, dicht unter dem Giebel, war ein kleines Fenster erleuchtet. Der schwache gelbe Schein verlor sich schnell in der Dunkelheit. Die Ruhe war gespenstisch. Eine fühlbare Stille, nur von unseren Schritten unterbrochen.
    Helen hatte wieder meinen Arm genommen. Der körperliche Kontakt mit mir gab ihr das Gefühl der Sicherheit. Eine andere Erklärung hatte ich nicht dafür.
    Dann vernahmen wir das typische Geräusch, das entsteht, wenn ein Wagen fährt. Es wurde lauter, und einen Augenblick später erschien der Wagen in der Kurve. Er kam von rechts.
    Wir blieben stehen.
    Helen sprach flüsternd das aus, was ich ebenfalls festgestellt hatte.
    »Das ist ja der Leichenwagen. Mein Gott, was will der denn hier?«
    Ja, was wollte er? So wie er fuhr, konnte er nur ein Ziel haben, nämlich das Pfarrhaus.
    In mir breitete sich plötzlich ein seltsam drückendes Gefühl aus. Auf einmal hatte ich es eilig. Ich zog das Mädchen mit, das fast noch gestolpert wäre, und wir erreichten das Ende der Gasse, wo sie in eine Kurve führte.
    Links lag die Kirche.
    Ihr Turm war auch in der Dunkelheit deutlich zu sehen. Das Gotteshaus mußte dem alten nachgebaut worden sein, denn es zeigte einen romanischen Einschlag. Wuchtig, geometrisch, nicht gotisch verspielt. Der Turm lief auch nicht in eine Spitze aus, sondern zeigte über den Mauern eine flache Plattform.
    Darauf stand das Kreuz.
    »Das ist das Pfarrhaus.« Helen deutete links an der Kirche vorbei, wo ein schmales Gebäude stand, das sich an die wuchtigen Mauern der romanischen Kirche schmiegte. »Und dahinter beginnt direkt der neue Friedhof«, erzählte sie.
    Der interessierte mich nun nicht. Wichtig war auch nicht die Kirche, sondern das, was vor ihr stand.
    Der Leichenwagen!
    Ob sich jemand in der Fahrerkabine aufhielt, war nicht zu erkennen, als wir allerdings näherkamen und an dem Fahrzeug vorbeischauten, sahen wir die Tür des Pfarrhauses offenstehen.
    Jemand hatte dem Geistlichen einen Besuch abgestattet. Es kam eigentlich nur derjenige in Frage, der auch den

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