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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Leichenwagen gefahren hatte. Obwohl die Zeit drängte, wollte ich mir den schwarzen Wagen, der immer eine unheimliche Atmosphäre ausströmte, einmal anschauen. Ich ging bis zur Heckklappe, drehte an dem Griff und war erstaunt, daß die Klappe hochschwang.
    Gleichzeitig begann auch unter der Decke eine kleine Birne zu leuchten. Ihr Licht enthüllte ein makabres Bild. Auf der Ladefläche lagen zwei Leichen.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich mußte erst einmal schlucken, um den Anblick zu verkraften. Es waren ein Mann und eine Frau, beide nicht mehr die allerjüngsten, wobei die Frau ziemlich aufgedunsen aussah und ihr Gesicht wie eine Clownmaske wirkte, denn ein Großteil der Schminke war verlaufen.
    Meine Wangen zuckten, als ich die Haut straff anspannte. Ebenso erging es mir mit meinen Lippen, und ich begann, allmählich das Spiel zu durchschauen, das hier lief.
    Als ich die Schritte hörte, war es schon zu spät. Helen stand neben mir und hatte freies Sichtfeld.
    Sie unterdrückte nur mühsam einen Schrei, preßte ihre Hand gegen die Lippen und schaute mich aus großen Augen an. »Mein Gott!« hauchte sie, »das sind ja Mrs. Cavendish und Mr. Hampton.«
    »Die stammen aus dem Dorf?«
    »Ja, John. Mrs. Cavendish ist eine etwas anrüchige Person. Sie soll früher mal auf den Strich gegangen sein, wenigstens behaupten das einige Leute, und jetzt ist sie tot.« Helen Cloud schüttelte den Kopf. Dabei zog sie die Schultern hoch, als würde sie frieren. Ich schaute mir die Leichen etwas genauer an. Sie hatten sich erschossen, denn ich sah dicht am Herzen die beiden Einschußlöcher, wo die Kugeln getroffen hatten.
    Der Leichenwagen war unterwegs. Sein Fahrer sammelte Tote ein, um sie zum Friedhof zu schaffen.
    »Dann ist Paddock im Haus«, sagte Helen. »Und wenn er kommt, holt er immer einen Toten ab. Meine Güte, der Pfarrer!«
    Da hatte Helen wirklich gut mitgedacht. Auch mir war der Leichenwagen jetzt egal, ich wollte herausfinden, was mit dem Pfarrer geschehen war, schloß die Klappe wieder und lief so schnell wie möglich auf das Pfarrhaus zu.
    Helen folgte mir, während ich über die Schwelle sprang und meine Beretta zog, denn sicher ist sicher.
    Es war nicht dunkel im Haus. Zwar brannte im Flur kein Licht, dafür weiter vorn, wo sich das Ende des Korridors zeigte. Dort sah ich eine trübe Funzel in der Größe einer Faust. Sie gab soviel Helligkeit ab, daß eine halboffenstehende Tür ihren Schatten in den Gang warf. Vorbei an Heiligenbildern und einem Weihwasserbecken hetzte ich und trat die Tür mit dem Fuß weiter auf.
    Ich hörte, wie sie gegen die Wand schlug, sah sie zurückkommen und stoppte sie mit dem Fuß.
    Ich befand mich im Arbeitszimmer des Pfarrers, sah den leeren Schreibtisch mit der eingeschalteten Lampe und auch die leeren Stühle. Nur von dem Geistlichen war nichts zu sehen und auch nichts von dem Fahrer des Leichenwagens. Wo konnten sie stecken? Das Haus war klein, aber dennoch groß genug, um sich vor einem Fremden verbergen zu können.
    »John! Kommen Sie!« Aus dem Gang hörte ich die Stimme meiner jungen Begleiterin.
    Sofort verließ ich das Zimmer und sah Helen. Sie deutete auf eine schmale Tür, die ich vorhin im Eifer des Gefechts übersehen hatte. Die Tür war nicht verschlossen, Helen hielt die Klinke in der Hand.
    »Wo führt der Weg hin?« fragte ich schnell.
    »In die Kirche.«
    »Und der Pfarrer ist dort?«
    »Ja, ich habe Stimmen gehört.«
    Sie hatte Stimmen gesagt. Demnach mußte der Fahrer auch da sein und mit ihm der Pfarrer. Beide lebten. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen, als ich mich an Helen vorbeidrängte und durch die Türöffnung schob. Die Beretta steckte ich weg, denn mit einer geladenen Pistole in der Hand wollte ich die Kirche nicht betreten. Zudem schien mix auch keine unmittelbare Gefahr zu bestehen.
    Es war eine kleine Kirche. Zwei Bankreihen, in der Mitte ein langer Gang, der vom Eingang bis zum Altar führte. In Schottland gibt es mehr Katholiken als in England, ich war auch hier in eine katholische Kirche gekommen.
    Es brannte nur die Notbeleuchtung. Kleine Lichter an der Seite, wo sich auch die Bilder des Kreuzwegs befanden. Dort befand sich noch ein Seitengang. Aus ihm hörte ich Stimmen.
    Dann einen Schrei. »Nein, nein! Nicht! Sie können mich nicht überreden, Paddock! Gehen Sie weg!«
    Das Lachen klang hart, und es hallte durch das Gotteshaus. »Auch du wirst gerufen, Kirchendiener. Auch du. Sam Davies holt sich alle. Er kennt kein Erbarmen. Los,

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