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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verzweiflung erwachte in ihm. Reiner Überlebenswille diktierte seine nächsten Aktionen, als er sich mit den Händen an der inneren Grabwand abstützte und mit einem Ruck aufstand, wobei er der nächsten Lehmladung nicht entgehen konnte. Sie traf ihn an Kopf und Brust. Der Unheimliche hatte sehr viel Schwung hinter diesen Wurf gelegt, so daß die Ladung McMullogh bis an die Grabwand zurückschleuderte.
    In seinem Innern kochte es. Er wollte nicht aufgeben, duckte sich unter dem nächsten Lehm hinweg und sah das blanke Schaufelblatt über dem Grab schweben.
    Mit beiden Händen packte er zu. Er bekam den Stiel dicht über dem Blatt zu fassen.
    Blitzschnell riß er daran und wollte dem Unheimlichen die Schaufel aus der Hand ziehen.
    McMullogh hatte die Kräfte des anderen unterschätzt. Bei einem Menschen hätte er vielleicht Glück gehabt, nicht bei einem Diener der Hölle. Der war mit menschlichen Kräften nicht zu besiegen, stemmte sich ein und lachte böse, während er selbst an dem Griff der Schaufel zog, wobei dies mit einer solchen Kraft geschah, daß McMullogh das Gleichgewicht verlor und fast bis an das Kopfende des Grabes taumelte. Mit einem nächsten Ruck riß ihm der Gehängte die Schaufel aus den Fingern.
    McMullogh ahnte die Gefahr, in der er sich befand, sprang zurück, war aber nicht schnell genug.
    Die Schaufel traf ihn. An der Wange erwischte sie ihn, riß das Fleisch auf und hinterließ eine schmerzende und blutende Wunde. Zudem stolperte McMullogh noch über den im Grab liegenden Lehm und wäre fast gefallen. Der nächste Schlag traf seinen Rücken. James McMullogh ging in die Knie, war aber nicht erledigt, sondern erholte sich wieder und drehte sich auf der Stelle.
    So entging er dem folgenden Hieb.
    Um erneut zuschlagen zu können, mußte der Unheimliche erst wieder ausholen. Das dauerte seine Zeit. Diese winzige Spanne wollte McMullogh nutzen. Er schnellte hoch, umklammerte mit beiden Händen den Grabrand und wollte aus der feuchten Kuhle klettern. Da senkte Sam Davies die Schaufel. Hatte er aufgegeben? Wollte er McMullogh entkommen lassen?
    Nein, er hatte etwas viel Schlimmeres vor. Er schlug nicht mehr, sondern stieß zu. Dabei wartete er ab, bis James etwas hochgekommen war und zielte dann auf dessen Fingerspitzen.
    McMullogh sah im letzten Moment das schreckliche Vorhaben seines Gegners. Er wollte die Hände noch zur Seite nehmen, sich loslassen, es war zu spät.
    Das in der Mitte spitz zulaufende Schaufelblatt raste bereits zielsicher und mit einer zu großen Geschwindigkeit nach unten. Und es traf genau. McMulloghs Schrei war unmenschlich. Er fiel zurück in das Grab, blieb auf dem feuchten Lehm liegen, krümmte seinen Körper und steckte die Hände zwischen die Knie.
    Niemand half ihm, niemand hörte sein Schreien, denn es ging in den ewigen Schreien der Toten unter.
    Und Sam Davies, der untote Gehängte, der wieder zurückgekehrt war, schaufelte ungerührt weiter, wobei ihn die ewigen Schreie der Toten als höllische Musik begleiteten…
    ***
    Ich hatte den Namen des Geistlichen erfahren. Der Mann hieß Father Michael Facius. Und er hörte mit offenem Mund und offenen Ohren zu, was ich ihm zu berichten hatte. Natürlich hatte er von den Schreien gehört, er wußte auch über den alten Fluch Bescheid und war in die Kirche gegangen, um zu beten, während draußen vor dem Gotteshaus das Grauen in stärkster Form ablief.
    »Ich wollte, daß die Gebete erhört werden. Und ich habe es geschafft«, sagte er voller Vertrauen zu mir. »Sie und das Kreuz sind der Beweis.«
    Ich stand der Sache ein wenig skeptischer gegenüber. Noch hatten wir nicht gewonnen. Das teilte ich dem Pfarrer auch mit. Er ließ sich jedoch nicht von seiner Meinung abbringen.
    »Nein, Mr. Sinclair«, sagte er und schüttelte seinen Kopf, auf dem das Haar grau geworden war. »Ich sehe es Ihnen an, Sie haben die Kraft, die Diener des Bösen zu besiegen. Wir werden diesen Weg gehen, und der Herr wird uns die Kraft dazu geben.«
    Seinen Worten nach zu urteilen, wollte er sich an meiner Seite halten, und das war nicht schlecht, wie ich fand.
    »Können Sie mir denn Genaueres sagen?« wollte ich wissen.
    »Worüber?«
    »Uber den alten Fluch, mit dem dieser Ort hier beladen ist. Und auch über den Friedhof.«
    »Ja, ja«, sagte er und nickte. »Das ist eine sehr schlimme Geschichte.«
    Er legte seine Stirn in Sorgenfalten und nahm auf einer Bankecke Platz.
    »Sie passierte vor ungefähr 200 Jahren, als dieses Dorf in voller

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