Ewige Treue
mit funkelnd neuen, exakt ausgerichteten Kronen zurückkehrte, schlich er sich an Griff heran und dankte ihm. »Was soll der Quatsch?«, knurrte Griff. »Ich wollte bloß, dass du die Klappe hältst.«
Hunnicutt wusste es besser. »Ich bin dir was schuldig. Mächtig.«
Griff hoffte, dass Hunnicutt sich noch an diese Schuld erinnerte. Jetzt wollte er sie einlösen. »Nichts Schickes oder Auffälliges«, sagte er in den schmierigen Telefonhörer. »Nur eine zuverlässige Karre. Hast du was für mich?«
Nach langem Zögern antwortete Hunnicutt. »Ich habe jetzt einen Jungen.«
Griffs Schultern sackten enttäuscht nach unten. Er konnte den Druck erhöhen. Er konnte Hunnicutt daran erinnern, dass er damals zur Strafe eine ganze Serie von drögen, ekligen Arbeiten absolvieren musste, während Hunnicutt und seine Frau sich um den Verstand gevögelt hatten.
Aber welches Recht hatte er, diesen sympathischen Menschen, diesen Ehemann und inzwischen auch Vater, in den Strudel aus Scheiße herabzuzerren, in dem er steckte? Damit würde sich Hunnicutt der Beihilfe zur Flucht schuldig machen. Er würde gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen. Das war viel verlangt. Zu viel.
»Ich verstehe«, sagte Griff.
»Er ist gerade vier geworden.«
»Schon okay. Vergiss es einfach.«
»Er wurde im Comfort Inn gezeugt.«
Griffs Herz setzte einen Schlag aus. Er hielt den Atem an.
Hunnicutt sagte: »Die letzte Reihe auf dem Parkplatz. Dritter Wagen von der Lemmon Avenue aus. Schlüssel liegen unter der Matte.«
Griff packte den Hörer fester, kniff die Augen zusammen und stieß einen Seufzer aus, der wie ein stilles Dankgebet klang. Dann sagte er: »Wenn du gefragt wirst, habe ich den Wagen gestohlen, okay? Ich will nicht, dass du deswegen Schwierigkeiten bekommst. Sag ihnen, ich hätte ihn gestohlen.«
Hunnicutt schwieg.
»Hast du gehört?«
Hunnicutt legte auf.
Zu Fuß würde Griff schätzungsweise ein paar Stunden brauchen, um zu Hunnicutt Motors zu gelangen. Er konnte erst nach Einbruch der Dunkelheit losgehen. In dieser Jahreszeit dämmerte es spät. Er hatte etwa neun Stunden totzuschlagen.
Er war hungrig, aber sein Magen müsste warten, bis er an ein Drive-in fahren konnte, wo es weniger wahrscheinlich war, dass er erkannt wurde.
Also versuchte er die Hungerattacken zu ignorieren, legte sich aufs Bett und starrte an die schmutzige Decke. Er dachte an Laura, daran, welche Hölle sie durchleben musste, an ihre emotionalen Qualen, die Schuldgefühle.
Denn inzwischen musste sie von den Fingerabdrücken auf der Mordwaffe erfahren haben. Bestimmt hatte ihr Rodarte auf seine schleimige Art erklärt, dass er über ihre Affäre Bescheid wusste. Es war ein klassischer Fall von Eifersuchtsraserei, schon beinahe ein Klischee. Ihr Liebhaber hatte ihren Mann umgebracht.
Wie hatte Laura darauf wohl reagiert? Wie konnte sie darauf reagieren? Würde sie Rodarte von dem Vertrag erzählen? Nein. Griff konnte sich nicht vorstellen, dass sie alles vor dem sabbernden Rodarte ausbreitete. Diesen Teil würde sie verschweigen. Nicht um Griff zu schützen oder auch nur sich selbst. Sondern Foster Speakman. Und das Kind. Vielleicht würde sie als Ehebrecherin an den Pranger gestellt, aber sie würde um jeden Preis Fosters Ruf bewahren und die Zukunft ihres Kindes sicherstellen wollen.
Wenn er nur mit ihr reden könnte.
Aber das würde nicht passieren, darum brauchte er sich das nicht einmal zu wünschen.
Er schlug das Telefonbuch wieder auf und sah unter den Einträgen für Ruiz nach. Ein Manuelo war nicht aufgeführt. So viel Glück hatte er auch nicht erwartet. Aber vielleicht hatte der Salvadorianer Verwandte. Vom Moteltelefon aus wählte Griff die erste Nummer.
»Hola?«
»Manuelo, por favor. «
Seine Spanischkenntnisse beschränkten sich auf das, was er in zwei Jahren auf der Highschool gelernt hatte, aber er schloss aus dem Wortschwall der Frau, dass er die falsche Nummer gewählt hatte.
Also ging er die Liste weiter durch und wählte jeden Ruiz an. Kein Manuelo. Und selbst wenn er den Gesuchten gefunden hätte, hätte Manuelo nicht ausgeharrt und darauf gewartet, dass Griff auftauchte. Er hätte die Beine in die Hand genommen.
Der Mann war nicht blöd.
Ohne Auto konnte Griff bis zum Einbruch der Dunkelheit nichts weiter unternehmen. Er hatte keine Wahl, als die langen Nachmittagsstunden zu warten.
25
E
s ist schön hier draußen.«
Auf den Klang seiner Stimme hin sprang Laura auf und drehte sich sofort um. »Ach,
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