Ewige Treue
irgendwohin müssen. Er klärt das dann mit den Kollegen unten ab. Man wird Sie entweder in Ihrem eigenen Wagen begleiten oder mit einem Streifenwagen.«
Er strich fast liebkosend mit dem Fingerrücken über ihren Arm. »Ihre Sicherheit ist für uns oberstes Gebot.«
Sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam, und zog ihren Arm unter seiner Hand weg. »Ich fühle mich absolut sicher.«
»Gut.«
Sie hoffte, dass er jetzt gehen würde. Stattdessen setzte er sich aufs Fußende des Bettes. Sie blieb stehen.
Er grinste, als wüsste er, wie sehr es sie ekelte, dass er auf dem Bett saß, in dem sie schlafen würde. Dann ging sein Lächeln in ein Stirnrunzeln über. Er sagte: »Sie waren so mit den Arrangements für die Beerdigung beschäftigt, dass ich Sie nicht mit unseren Ermittlungen behelligen wollte. Aber nur um Ihnen ein Update zu geben, es fehlt immer noch jede Spur von Manuelo Ruiz. Es gibt nicht einmal Hinweise, wo er sein könnte.«
»Das tut mir leid«, erklärte sie aufrichtig. »Ich würde wirklich gern erfahren, was Manuelo über diesen Abend weiß.«
»Ich glaube nicht, dass wir je erfahren werden, was er gesehen oder gehört hat. Ich glaube, das hat Burkett sichergestellt.«
Sie wandte sich ab und ging ans Fenster. Unter dem dunkler werdenden Himmel gingen die ersten Lichter an. Auf der Stadtautobahn herrschte in beiden Richtungen dichter Verkehr. Die Menschen lebten ihr Leben weiter. Gingen zum Essen aus. Besuchten ein Baseballspiel. Grillten im Garten mit ihren Freunden Hamburger. Sie beneidete sie um diese Normalität. Seit dem Abend mit dem Autounfall hatte sie die nicht mehr erlebt.
Dieser schicksalhafte Zusammenstoß war der Wendepunkt in ihrem Leben gewesen, und zwar noch eindeutiger, als sie damals begriffen hatte. Wenn der Unfall nicht gewesen wäre, wären Foster und sie heute Abend vielleicht ins Kino gegangen. Sie hätten ihre Kinder auf natürliche Weise bekommen und in gegenseitiger Liebe gezeugt. Es wäre nicht notwendig gewesen, nach alternativen Methoden zu suchen. Sie wären Griff Burkett nie begegnet. Er wäre jetzt nicht auf der Flucht, Foster wäre noch am Leben, und sie würde nicht wünschen, dass dieser widerliche Detective endlich verschwand und sie in Frieden ließ.
»Bis jetzt musste ich der Presse noch nichts von Ihrer Affäre mit Burkett erzählen.«
Sie hatte nicht gehört, dass er zu ihr ans Fenster gekommen war. Jetzt stand er so dicht hinter ihr, dass sie sein Aftershave riechen und seinen feuchten Atem in ihrem Nacken spüren konnte.
»Aber ich weiß nicht, wie lange ich das noch unter der Decke halten kann, Laura.«
Es war unangebracht und unprofessionell, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen. Andererseits würde sie der Sache nur zusätzlich Gewicht verleihen, wenn sie ihn zurechtwies, und sie wollte lieber gleichgültig erscheinen. Er wollte erreichen, dass sie unruhig wurde und sich unwohl fühlte, dass sie Angst vor ihm bekam. Darum ließ sie die Bemerkung unkommentiert und wandte ihm weiterhin den Rücken zu.
»Die Reporter wollen wissen, was Burkett und Ihr Mann … Ihr verstorbener Mann … miteinander zu schaffen hatten. Was für ein Motiv hatte Burkett, ihn umzubringen? Das wollen sie endlich erfahren. Nur aus Rücksicht auf Sie«, er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Raunen, »habe ich das noch für mich behalten, ich habe sogar so getan, als wüsste ich nicht, was Burkett getrieben haben könnte, einen so grauenvollen Mord zu begehen. Aber wenn er gefasst wird, dann liegt die Sache anders. Wenn er angeklagt wird, wird uns diese Geschichte noch ganz anders als bisher um die Ohren fliegen. Dann kann ich Ihren Ehebruch unmöglich verschweigen.«
Jetzt drehte sie sich doch um. Aber weil sie es nicht ertrug, seinem Gesicht so nahe zu sein, trat sie einen Schritt zur Seite. »Darauf bin ich vorbereitet.«
»Wirklich? Sind Sie sicher, dass Sie auf die Prügel vorbereitet sind, die Sie beziehen werden? Im Moment betrachtet man Sie als tragische Figur, als trauernde Witwe eines Mordopfers. Die Presse nimmt Rücksicht auf Ihre Gefühle, man fasst Sie mit Glacéhandschuhen an. Aber ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie gemein diese Reporter werden können, wenn sie das Gefühl haben, dass man sie an der Nase herumgeführt hat. Sie können Sie einfach so«, er schnippte mit den Fingern, »in der Luft zerreißen. Sie werden Schutz vor diesen Attacken brauchen.«
»Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen.«
»Jemanden, der Ihnen den Rücken freihält, der
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