Ewige Treue
kaufen konnte, wenn er die Abschlagszahlung der Speakmans bekommen würde. Bei dem Gedanken begann seine Magengrube vorfreudig zu schnurren.
Allerdings würde er erst um vierzehn Uhr wissen, ob sie wie versprochen bezahlt hatten. Bis dahin hatte er noch genug andere Dinge zu erledigen.
Um acht Uhr dreißig war er in der medizinischen Gemeinschaftspraxis und keine Stunde später wieder draußen. »Wann kann ich die Ergebnisse abholen?«
»In drei bis fünf Tagen.«
»Machen Sie’s in drei, okay?« Er zwinkerte der Arzthelferin zu und schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. Leise seufzend versprach sie, ihr Bestes zu versuchen. Offenbar war sie kein Cowboys-Fan.
Von der Praxis fuhr er weiter zu einer Zweigstelle der städtischen Bibliothek – jener, die seiner früheren Adresse in Turtle Creek am nächsten war. Er bezweifelte, dass es in der Umgebung seiner augenblicklichen Wohnung eine Bibliothek gab, denn wahrscheinlich wurde in diesem Viertel nicht allzu viel gelesen.
Als er vor der Bibliothek stand, entdeckte er, dass sie erst um zehn Uhr öffnete. Ein Grüppchen von Kleinkindern und jungen Müttern – seit wann sahen junge Mütter so verflucht gut aus? – hatte sich vor der Tür versammelt und wartete darauf, dass die Bibliothek öffnete.
Mütter und Kinder sahen ihn mit offener Neugier an. Mit einem Meter dreiundneunzig überragte er sie alle um Längen. Die blaufleckige Platzwunde auf seiner Wange, ein Souvenir von Rodarte, lenkte die Blicke auf ihn und hob ihn zusätzlich von den übrigen Zuhörern bei der üblichen Vorlesestunde donnerstagvormittags ab.
Sobald die Türen aufgeschlossen wurden, scheuchten die Mütter ihre Kinder in eine entlegene Ecke, während er an die Informationstheke ging. Die Bibliothekarin lächelte ihn freundlich an und fragte, was sie für ihn tun könne. »Ich brauche einen Computer. Und wahrscheinlich Hilfe.«
In der Computertechnik waren fünf Jahre mit Äonen gleichzusetzen. Aber die Bibliothekarin zeigte ihm geduldig, wie er sich ins Internet einwählen und über Google suchen konnte, bald wurde er mit Informationen über SunSouth und vor allem den neuen Besitzer überschwemmt.
Erst rief er einen Beitrag über Speakmans Lebenslauf und familiären Hintergrund auf. Seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte seine Familie, mit dem Ururgroßvater angefangen, ein Vermögen mit Öl und Erdgas verdient. Als alleinigem Erben hatten sie ihm zahllose Millionen hinterlassen, von den riesigen Ländereien in New Mexico, Colorado und Alaska ganz zu schweigen.
Er hatte einen MBA an der Harvard Business School gemacht und einen guten Ruf als Polospieler. Er hatte zahllose Auszeichnungen von Wirtschaftsverbänden und Bürgerinitiativen für seine Verdienste um die Gemeinschaft erhalten. Wirtschaftsanalysten priesen die wagemutige Übernahme und die Sanierung der flügellahmen Fluglinie.
Wäre Speakman ein Footballspieler gewesen, hätte man ihn bestimmt als Starting Quarterback bei der Superbowl aufgestellt und zum Spieler des Jahres gewählt.
Er und Mrs Speakman – nicht Laura – waren bei einer Vielzahl von gesellschaftlichen oder wohltätigen Anlässen fotografiert worden. Auf einem Foto zu einem Artikel im Forbes stand Foster groß und stolz mit verschränkten Armen vor einem SunSouth-Flugzeug und sah aus wie ein Mann, der eben die Welt erobert hatte. Er wirkte kerngesund und kraftvoll.
Woraus folgte, dass er noch nicht querschnittsgelähmt gewesen war, als er die Fluglinie vor einigen Jahren gekauft hatte. Eine Krankheit? Ein Schicksalsschlag?
Während Griff noch darüber nachsann, stieß er auf einen ausufernden Nachruf auf Elaine Speakman. Sie war nach einer langwierigen, erbitterten Schlacht gegen die Leukämie verstorben. Aus der Ehe waren keine Kinder hervorgegangen.
Ein Jahr und fünf Monate nach Elaines Tod hatte der Witwer Laura Speakman geheiratet.
Foster und Elaine waren oft in der Presse erwähnt worden. Aber über Foster und Mrs Speakman II wurde fast täglich berichtet – was seine Anspielung auf ihren Ruf als Prominente erklärte.
Dann fand Griff das, wonach er gesucht hatte. Nach einem Jahr und siebzig Tagen Ehe hatte sich Foster und Laura Speakmans Leben unwiderruflich verändert. Die Story war unter einer dicken Schlagzeile und mit einem üblen Foto auf der Titelseite der Dallas Morning News abgedruckt worden. Bis nach Big Spring waren die Neuigkeiten nicht gedrungen. Oder sie waren ihm entgangen. Vielleicht hatte er auch davon gehört
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