Ewige Treue
und Ellie diese Möglichkeit abgesprochen hatten, bevor Coach ihn am Morgen holen gekommen war. Denn er wurde in ein Zimmer für einen halbwüchsigen Jungen geführt. Es gab darin ein Doppelbett unter einer rot-weißen Tagesdecke mit dem Maskottchen des Highschoolteams darauf – einem finster blickenden Wikinger. An den Wänden hingen andere Sportwimpel.
»Das ist der Schrank. Lass es mich wissen, wenn du noch mehr Kleiderbügel brauchst.« Ellie sah kurz auf die kleine Reisetasche, die Griff mitgebracht hatte, ließ sich aber nicht darüber aus, wie wenig hineinpasste, wie wenig er besaß. »Die Unterwäsche kannst du in die Kommode legen. Falls was gewaschen werden muss, tust du es in den Wäschekorb im Bad. Ach du meine Güte, ich habe dir noch gar nicht das Bad gezeigt.« Es war so sauber, dass er davor zurückscheute, in die Toilette zu pinkeln.
Am selben Nachmittag fuhren sie alle zusammen zu Sears, weil Ellie »ein paar Sachen besorgen« musste, aber stattdessen kamen sie mit neuen Sachen für ihn nach Hause. Er hatte noch nie Essen gekostet, wie Ellie es kochte, den Kuchen eingeschlossen, den es an diesem Abend zum Nachtisch gab. Er war noch nie in einem Haus gewesen, in dem es so gut roch und in dem es ein Bücherregal gab und Bilder an der Wand hingen.
Dennoch hatte ihn die Erfahrung mit der Ofenreinigung gelehrt, dass ein solcher Luxus seinen Preis hatte. Er musste im Haus mithelfen. Nachdem Griff sein ganzes Leben noch nie einen Handgriff hatte tun müssen, außer sich zu verkrümeln, wenn ein Mann mit seiner Mutter im Schlafzimmer war, stellte er fest, dass dieser Aspekt des Familienlebens extrem gewöhnungsbedürftig war.
Ellies Ermahnungen waren milde und gewöhnlich von leisem Selbsttadel untermalt. »Du hast heute Morgen vergessen, dein Bett zu machen, Griff. Oder habe ich vergessen, dir zu sagen, dass wir die Bettwäsche erst am Freitag wechseln?«
»Du wirst morgen dein Lieblings-T-Shirt nicht anziehen können, weil ich es erst unter deinem Bett gefunden habe, als ich schon mit der Wäsche fertig war. Pass auf, dass es nächstes Mal im Wäschekorb landet.«
Coach war weniger feinfühlig. »Hast du deinen Geschichtsaufsatz fertig?«
»Nein.«
»Musst du den nicht bis morgen haben?«
Das wusste er ganz genau. Der Geschichtslehrer half Coach als Assistent aus. »Ich mach ihn schon noch.«
Coach schaltete den Fernseher aus. »Genau. Das tust du. Und zwar jetzt.«
Immer wenn er zur Ordnung gerufen wurde, grummelte Griff bockig, dass er bald abhauen würde. Er hatte das ständige Gemecker so satt. Tu dies, tu das, mach das sauber, trag dies raus. Nur Vollidioten gingen sonntags in die Kirche, aber ließ man ihm die Wahl? Nein. Es wurde einfach von ihm erwartet. Und was interessierte es ihn, ob der Wagen gewaschen oder der Rasen gemäht wurde?
Aber er setzte seine Drohungen nie in die Tat um. Außerdem wurden seine Proteste im Großen und Ganzen ignoriert. Ellie ging plaudernd darüber hinweg, und Coach drehte ihm entweder den Rücken zu oder ging aus dem Zimmer.
Coach schenkte ihm auch nichts beim Training. Wenn überhaupt, war er noch strenger zu ihm, so als wollte er den anderen Spielern beweisen, dass er Griff nicht bevorzugte, nur weil er unter seinem Dach logierte.
Eines Nachmittags versuchte sich Griff beim Training zu drücken, weil er immer noch wütend war, dass er am Vorabend nicht fernsehen durfte. Er warf keinen einzigen brauchbaren Pass zum Wide Receiver. Der Running Back musste zu ihm laufen und ihm den Ball abnehmen, weil er sich nicht bemühte, ihn nach vorn zu bringen. Er patzte bei der Ballübergabe.
Coach behielt ihn genau im Auge; trotz seiner finsteren Blicke holte er ihn nicht vom Feld, er erteilte ihm keinen Verweis und stauchte ihn auch nicht zusammen.
Aber als nach dem Training alle in Richtung Kabine trotteten, hielt Coach ihn zurück. Er stellte in dreißig Yard Entfernung einen Blocking Dummy auf und warf Griff den Football zu. »Triff ihn.«
Griff warf den Ball genauso gelangweilt wie während des ganzen Trainings und verfehlte die lebensgroße Puppe. Coach sah ihn wütend an. »Versuch’s noch mal«, sagte er und warf ihm den nächsten Football zu. Wieder verfehlte Griff den Dummy.
Coach reichte ihm einen dritten Football. »Triff das verdammte Ding.«
»Ich hab einen schlechten Tag. Wieso machst du so einen Aufstand?«
»Weil du so ein Weichei bist.«
In dem Moment warf Griff den Ball mit voller Wucht, und zwar auf Coach. Der Ball prallte von seiner
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