Ewige Treue
breiten Brust ab. Griff machte sich auf den Weg zur Kabine.
Als Coach ihn an der Schulter packte und ihn herumschleuderte, wäre Griff fast der Helm mitsamt Kopf vom Hals geflogen. Ehe Griff sich gefangen hatte, pflanzte Coach eine breite, ledrige Hand auf seine Brust und schubste ihn um. Griff landete hart auf seinem Hintern. Der Schmerz schoss von seinem Steißbein nach oben durch das Rückgrat direkt in sein Hirn. Es tat so weh, dass ihm die Luft wegblieb und Tränen in seine Augen traten. Sie waren noch beschämender als die Tatsache, dass er auf dem Boden saß.
»Ich habe keine Angst vor dir!«, brüllte er Coach an.
»Hörst du mir jetzt endlich zu?«
»Warum hackst du nicht zur Abwechslung einmal auf jemand anderem rum? Phillips hat heute zehn von zehn daneben geschossen. Warum lässt du ihn nicht kicken, bis er endlich mal einen zwischen die verfickten Pfosten bringt? Wie oft hat Reynolds beim letzten Spiel gepatzt? Dreimal? Viermal? Warum knöpfst du dir nicht den vor? Warum immer nur mich?«
»Weil Phillips und Reynolds kein Talent haben!« Coach schien in diesem einen Satz seine ganze Wut herauszubrüllen. Danach klang er viel sanfter. »Im Gegensatz zu dir.«
Er schnippte mit dem Daumen den Schweiß von seiner Stirn. Erst sah er weg und dann wieder auf Griff, der immer noch im Dreck saß, weil sein Steißbein zu weh tat, um aufzustehen.
Coach sagte: »Niemand in dieser Mannschaft, niemand in dieser Schule und niemand in den Schulen rundum hat so viel Talent wie du, Griff. Und du verschenkst alles, denn du bist viel zu beschäftigt damit, dir leidzutun und wütend auf die Welt zu sein, weil deine Mutter dich im Stich gelassen hat. Du hattest es wirklich nicht leicht, das steht fest. Aber wer wird es wohl ausbaden, wenn du dir dadurch dein ganzes Leben verpfuschen lässt? Du selbst.
Vielleicht hast du keine Angst vor mir, aber du hast eine Heidenangst vor dir selbst«, sagte er und durchbohrte mit dem Zeigefinger die Luft. »Weil du trotz alledem eine Menge auf dem Kasten hast. Du bist schlau, und du siehst gut aus. Du besitzt ein Naturtalent im Sport, wie es mir noch nie begegnet ist. Und dank dieser Gaben könntest du es tatsächlich zu etwas bringen.
Dummerweise macht dir genau das Angst, weil du dann nämlich nicht mehr in deinem gottverdammten Selbstmitleid baden könntest. Du könntest die Welt und jeden darauf nicht mehr hassen, weil du ein so beschissenes Blatt ausgeteilt bekommen hast. Und du hättest keine Entschuldigung mehr dafür, dass du ein so selbstverliebter, selbstgerechter, kompletter und absoluter Idiot bist.«
Damit war die Ansprache beendet. Er schaute kurz auf Griff herab und drehte ihm dann frustriert den Rücken zu. »Wenn du den Mumm hast, dann reiß dich morgen zusammen und bring dich richtig ein. Wenn nicht, dann hast du in meinem Team nichts verloren.«
Am nächsten Tag kam Griff zum Training, genau wie jeden Tag danach, und in dieser Saison führte er wie in den drei folgenden Jahren das Team zur State Championship. Weder der Vorfall noch Coachs Predigt wurden je wieder erwähnt. Aber Griff sollte sie nie vergessen, und er wusste, dass Coach sie genauso wenig vergessen hatte.
Ihre Beziehung verbesserte sich. Sie hatte Höhen und Tiefen, weil Griff immer wieder austesten musste, was er alles anstellen musste, damit Coach und Ellie ihn satthatten und rauswarfen.
Als er am Wochenende anderthalb Stunden nach der vereinbarten Zeit heimkam, warfen sie ihn nicht raus, doch Coach erlegte ihm die schlimmste Strafe auf, die Griff sich nur vorstellen konnte – er ließ ihn nach seinem sechzehnten Geburtstag zwei Monate warten, bevor er ihn zur Fahrprüfung anmeldete und ihn den Führerschein machen ließ.
Sie ermunterten ihn immer wieder, Freunde einzuladen, doch das wollte er nicht. Er hatte nie gelernt, Freundschaften zu schließen, und spürte eigentlich auch kein Bedürfnis danach. Die Angebote seiner Klassenkameraden wurden abgewiesen. Früher oder später ließ einen jeder im Stich, wozu also der Aufwand? Langfristig war man besser dran, wenn man sich nur auf sich selbst verließ.
Manchmal bekam er mit, wie Ellie ihn traurig ansah, und ahnte dann, dass sie sich um ihn sorgte, ohne dass sie je darüber gesprochen hätte. Vielleicht spürte sie schon damals, dass das Schlimmste erst noch kommen würde.
Einstweilen lief alles glatt. Dann wurde Griff zu Beginn seines Juniorjahres nach einem Vorfall im Umkleideraum für drei Tage von der Schule suspendiert. Es war kein
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