Ewige Treue
nicht minder effektiv.
Ihr Vater war Berufssoldat gewesen, ein Bomberpilot, der zweimal in Vietnam stationiert gewesen war. Nach dem Krieg hatte er als Testpilot und Ausbilder gearbeitet. Er war von Natur aus ein Draufgänger, der ohne Helm Motorrad und auf Wasser wie auf Schnee Ski fuhr, der zum Fallschirmspringen und Bungeejumping ging.
Er war im Bett gestorben. Eine Hirnschlagader war geplatzt. Er hatte nichts davon mitbekommen.
Laura hatte ihn vergöttert und wurde von seinem Tod schwer getroffen, nicht nur weil er so bizarr unfair war, sondern auch weil er nicht mehr erleben würde, wie sie all die Ziele erreichte, die er ihr gesetzt hatte.
Ihre Mutter hatte ihren schneidigen Mann für einen unvergleichlichen Helden gehalten. Sie vergötterte ihn und sollte sich nie von dem Schock erholen, dass sie ihn tot an ihrer Seite gefunden hatte. Die Trauer zerfraß sie bis hin zur Depression. Hilflos stand Laura vor diesem unentrinnbaren Sog, der letztendlich ihre Mutter verschlang.
Laura war eine Musterschülerin, Jahrgangsbeste und Mitglied der angesehensten Studentenverbindung im ganzen Land. Sie hatte noch jedes Ziel erreicht, das sie sich selbst gesetzt hatte. Ihre Eltern hatten kein Hehl daraus gemacht, wie stolz sie auf Laura waren. Sie hatten sie als Krönung ihres Lebenswerkes betrachtet. Doch der tragische und viel zu frühe Tod der beiden hatte ihr das Gefühl gegeben, dass sie ihre Eltern zutiefst enttäuscht hatte.
Foster wusste das. Jetzt zielte sie mit dem Finger auf ihn. »Spar dir das Psychogequassel, dass ich meine Eltern nicht enttäuschen will.«
»Okay.«
»Du denkst es aber«, warf sie ihm vor. »Genau wie du denkst, dass es deine Schuld ist, weil du dich heute Morgen nicht nach meiner Periode erkundigt hast.«
Er lachte. »Wer kennt hier wen am besten?«
Sie fuhr mit den Fingern durch sein Haar. »Ich weiß, dass du es nicht magst, wenn du etwas an deinem Tagesablauf änderst, weil dann irgendwas Schlimmes passiert. Lebst du nicht genau nach diesem Prinzip, Foster Speakman?«
»Und hier haben wir den Beweis dafür, wie sinnig dieses Prinzip ist.«
»Die Wege der Natur sind genauso sinnig.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ein Ei wurde nicht befruchtet. So einfach ist das.«
Er schüttelte eigensinnig den Kopf. »Nichts ist so einfach.«
»Foster …«
»Du kannst das nicht abstreiten, Laura. Unser Leben wird von ungeschriebenen Gesetzen bestimmt.«
»Bis zu einem gewissen Grad vielleicht, aber …«
»Kein Aber. Es gibt kosmische Muster, die man nicht verletzen sollte. Wenn man es tut, kann das ernste Konsequenzen haben.«
Sie senkte den Kopf und sagte leise: »Wie zum Beispiel in letzter Sekunde den Fahrer zu wechseln.«
»Ach du guter Gott. Jetzt habe ich dich noch unglücklicher gemacht.« Er zog sie an sich und streichelte ihren Rücken.
Sie konnte nicht mit ihm streiten. Jeder Versuch war zum Scheitern verurteilt. Kurz nach ihrer Hochzeit hatte sie mit seinem Psychiater gesprochen, weil sie seine neurotische Zwangsstörung besser verstehen wollte. Er hatte ihr erklärt, dass Foster überzeugt sei, jede Unordnung ziehe eine Katastrophe nach sich. Muster durften nicht verändert werden. Serien konnten nicht abgebrochen werden. Foster glaubte das mit Herz, Leib und Seele, und der Arzt hatte ihr erklärt, dass es ein sinnloses Unterfangen wäre, ihn von dieser Überzeugung abbringen zu wollen. »Er kommt damit extrem gut zurecht«, hatte er ihr erklärt. »Aber sie sollten nie vergessen, dass er etwas, das Sie als kleine Stolperschwelle betrachten, als das reinste Chaos empfindet.«
In der unausgesprochenen Übereinkunft, die Sache auf sich beruhen zu lassen, blieben sie schweigend zusammen sitzen. Nach einer Weile meinte Foster: »Griff Burkett wird ebenfalls enttäuscht sein.«
»Stimmt. Er wird mindestens noch einen Monat auf seine halbe Million warten müssen.«
Er hatte sie nicht nach ihrem ersten Treffen mit Griff Burkett gefragt. Als sie an jenem Abend nach Hause gekommen war, hatte sie ihm in allen Einzelheiten erzählt, was im Büro passiert war, aber ihr Zusammentreffen am Mittag mit keinem Wort erwähnt, bis er sie gefragt hatte: »Und wie war deine Verabredung mit Burkett?«
»Kurz. Er hat getan, was getan werden musste, und ist dann gefahren.«
Ausführlicher war sie nicht geworden, und er hatte nicht nachgefragt, vielleicht aus dem Gefühl heraus, dass es ihr unangenehm gewesen wäre, ins Detail zu gehen.
»Wirst du ihn in ein paar Wochen wieder anrufen?«,
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