Ewige Treue
umgriff das Handgelenk des Mannes und knallte es wie beim entscheidenden Manöver eines Wrestlingkampfes auf die Theke.
Er heulte vor Schmerz auf. Sein Kumpel landete wie eine bleigefüllte Matratze auf Griffs Rücken. Griff sprang von seinem Barhocker und versuchte den Typen abzuschütteln. Lautes Getrappel war zu hören, als die Zuschauer ängstlich zurückwichen. Irgendwo splitterte Glas. Zwei Rausschmeißer tauchten auf und zerrten den Angreifer von Griffs Nacken. »Schluss jetzt.«
Einer der Rausschmeißer drückte gegen Griffs Schulter und schubste ihn ein paar Schritte nach hinten. Griff leistete keinen Widerstand. Er hob die Hände. »Ich mach keinen Ärger. Ich wollte nichts von den beiden.«
Die beiden Rausschmeißer packten seine Peiniger und führten sie weg. Sie protestierten lallend, wurden aber aus der Bar geworfen. Doch damit war die Show noch nicht zu Ende. Alle Blicke lagen auf Griff, vor allem nachdem er enttarnt worden war. Sein geflüsterter Name sickerte durch die Menge wie ein sich ausbreitender Fleck.
Der Barkeeper reichte ihm die Rechnung. Ehe er die Scheine abgezählt hatte, tauchte ein junger Mann in modischem Anzug neben ihm auf. Offenbar war er hier verantwortlich. »Das geht aufs Haus«, sagte er dem Barkeeper, der nickend den Kassenzettel zurückzog.
Griff sagte: »Danke.«
Doch der junge Mann sah ihn kühl an. »Trotzdem muss ich Sie bitten zu gehen und nicht wiederzukommen.«
Griff merkte, wie sein Gesicht vor Zorn und Scham zu glühen begann. »Ich habe nichts getan.«
»Ich muss Sie bitten zu gehen und nicht wiederzukommen«, wiederholte der Jüngling.
Griff starrte ihn ein paar Sekunden an, dann schob er ihn zur Seite und ging an ihm vorbei. Die Menge machte ihm den Weg frei. Als er den Eingang erreicht hatte, hielt ihm einer der Rausschmeißer die Tür auf und murmelte: »Dreckiger Schwanzlutscher.«
Draußen legte sich die Luft wie ein feuchtes Leichentuch über Griff. Trotzdem hätte er eher die klebrige, stickige Atmosphäre abschütteln können als seinen Zorn. Er hatte niemanden gestört, niemandem etwas getan und war trotzdem aus der Bar geworfen worden, und zwar von einem Burschen in einem der Hemden, die er bei Neimans hatte hängen lassen, weil sie zu schwul aussahen.
Scheiß drauf. Schließlich hatte er schon bessere Burger bei Dairy Queen bekommen, und zwar für einen Bruchteil des Preises, warum regte er sich also so auf?
Er regte sich auf, weil er vor Menschen, die ihm früher zugejubelt hatten, öffentlich gedemütigt worden war. Und weil es schwer zu verwinden war, dass er, der ehemals von Pressefotografen und kreischenden Fans belagerte Superstar der Dallas Cowboys, inzwischen Hausverbot in einem überschätzten Hamburgerladen bekam.
Er ging zu seinem Wagen und schloss ihn auf. Doch ehe er Zeit hatte, die Tür aufzuziehen, wurde er von hinten gepackt und gegen den hinteren Kotflügel geschleudert.
»Wir sind noch nicht fertig mit dir.« Es war der Typ aus der Bar, der ihn zuerst angesprochen hatte. Sein Kumpel stand direkt neben ihm. Sie waren gar nicht betrunken. Sie waren stocknüchtern. Und sie waren, wie Griff in einem Augenblick kristallener Klarheit erkannte, auch keine enttäuschten Fans.
»Das hier ist für mein Handgelenk«, knurrte der Mann. Er rammte seine Faust in Griffs Magen.
Nein, dachte Griff, während seine Knie einknickten. Das sind keine enttäuschten Fans mit zu viel Bier im Bauch. Das sind Profis.
12
F
oster?«
»Hmm?«
»Gehst du morgen ins Büro?«
Er ließ das Buch sinken, in dem er gelesen hatte, und sah Laura an. Sie hatte Arbeit nach Hause mitgenommen. Seit dem Abendessen hatte sie auf dem Sofa in der Bibliothek gesessen und verschiedene Berichte studiert. »Wenn du es möchtest.«
»Diese Dinge gehen teilweise über meinen Horizont«, erklärte sie ihm. »Das sind technische Fragen, und ich brauche deinen Input. Es ist fast eine Woche her, seit du das letzte Mal da warst. Ich finde es wichtig, dass du so oft wie möglich im Büro erscheinst.«
»Du meinst, die Mäuse tanzen schon auf dem Tisch?«
Sie lächelte. »Nein, weil sie wissen, dass ich jedem auf die Finger haue, der das wagt.« Sie zögerte und meinte dann: »Ich glaube, es ist wichtig für dich, dass du ins Büro gehst.«
»Ach, du glaubst also, dass ich abschlaffe.«
Sie stemmte in gespieltem Ärger die Hände in die Hüften. »Du legst es wohl auf einen Streit an.«
»Okay, ich höre schon auf. Aber du verstehst doch, dass ich sehr wohl arbeite,
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