Ewige Treue
gezogen haben. Das würde sich gut in Ihrer Akte machen.«
»Sicher doch. Sobald ich was an Land gezogen habe.«
»Bis dahin keine Buchmacher, keine Vista.«
»Scheiße, ganz bestimmt nicht.«
»Selbst wenn die Situation noch so hoffnungslos aussehen mag.«
»Glauben Sie mir, Jerry, ich will mit denen nichts mehr zu schaffen haben.«
»Das glaube ich Ihnen ja.« Er sagte es so, als würde er es gern glauben, könne es aber nicht. »Versuchen Sie sich von Orten fernzuhalten, an denen Ihnen Footballfans über den Weg laufen könnten.«
Griff sah ihn böse an.
Kleinlaut bestätigte er: »Das ist schwer, ich weiß, aber versuchen Sie, keinen zweiten Zwischenfall zu provozieren.«
»Ich habe das bestimmt nicht provoziert.«
»Das glaube ich ebenfalls.« Und diesmal klang er aufrichtig. Er stand auf und wollte gehen. Griff gab sich Mühe, seine Erleichterung nicht zu zeigen. »Bleiben Sie sitzen«, sagte Arnold, als Griff sich zu erheben versuchte. »Ich finde schon selbst raus.« Er wandte sich ab und drehte sich sofort wieder um. »Haben Sie in letzter Zeit etwas von Stanley Rodarte gehört?«
Griff war froh, dass seine Miene unter den Schwellungen und Blutergüssen kaum zu erkennen war. »Um die Wahrheit zu sagen, er ist am Tag meiner Entlassung aufgetaucht.« Vielleicht war das eine Fangfrage, deshalb gab er das lieber zu. Vielleicht hatte Arnold mit Wyatt Turner telefoniert, der wiederum Rodartes unerwünschtes Auftauchen erwähnt haben konnte.
»Haben Sie da mit ihm gesprochen?«
»Nein.« Auch das war die Wahrheit.
»Er würde Ihnen nur Ärger machen. Sie wollen sich bestimmt nicht mit ihm anlegen.«
»Das können Sie laut sagen.«
»Ich würde gern wissen, wenn er sich Ihnen nähert. Nein, ich muss es wissen.«
»Definitiv.«
»Es wäre schön dumm, wenn Sie es allein mit ihm aufnehmen wollten.«
»Tue ich keinesfalls.«
Arnold zog nachdenklich die Gummibandkrawatte durch die Finger. »So wie ich ihn kenne, überrascht es mich, dass er sich noch nicht gerührt hat. Nichts von ihm gehört seit der Begegnung beim Gefängnis, wie?«
»Nein. Nichts.«
So viel zu seinem Vorsatz, seinen Bewährungshelfer nicht anzulügen.
Griffs körperliche Kraft und seine Kondition halfen ihm, sich zu erholen. Während der Woche nach Jerry Arnolds Überraschungsbesuch gingen die Schwellungen um seine Augen und seinen Mund zurück, und sein Gesicht begann allmählich wieder wie früher auszusehen.
Die Blutergüsse verblichen zu einem hässlichen Gelbgrün, dann verzog sich auch das Grün, bis nur ein leichter Gelbstich übrig blieb. Die Platzwunde über seiner Braue hatte sich zu einer blassrosa Narbe geschlossen. Sie passte zu der blassrosa Narbe auf seiner Wange, ein bleibendes Geschenk, das Rodarte ihm persönlich an jenem Abend in der Parkgarage überbracht hatte.
Rodarte musste für eine Menge Leid geradestehen. Obwohl Griff seinem Bewährungshelfer das Gegenteil versichert hatte, konnte er es kaum erwarten, es dem Dreckschwein heimzuzahlen.
Er hatte noch nicht wieder angefangen zu joggen, doch seit zwei Tagen schwamm er wieder Bahnen. Seine Muskeln schmerzten, aber es war ein guter Schmerz, der von der Anstrengung herrührte, nicht von Fausthieben, die sich angefühlt hatten wie mit dem Fleischklopfer verabreicht.
Seine alte Geschwindigkeit hatte er noch nicht wieder erreicht, aber immerhin bewegte er sich nicht mehr wie ein Siebzigjähriger mit Arthritis in jedem Gelenk. Er fühlte sich schon fast wieder wie er selbst. Was gut war. Weil eines Morgens, als er gerade aus der Dusche kam, Laura Speakman anrief.
»Dreizehn Uhr?«
»Passt mir gut.«
»Dann bis später.«
Er betrachtete sich in dem bodenlangen Spiegel auf der Rückseite der Badezimmertür. Nachdem sie letztes Mal das Gesicht abgewandt hatte, würde sie diesmal vielleicht ganz unter die Decke kriechen. Seine äußere Erscheinung hatte sich deutlich gebessert, aber er sah immer noch so aus, als hätte er eine satte Tracht Prügel bezogen.
Er betrachtete sich noch einmal von hinten und vorn im Spiegel. Wenigstens, dachte er, bekommt sie mich nicht nackt zu sehen.
13
L
aura öffnete ihm die Tür und winkte ihn ins Haus. Diesmal ohne Sportsakko, fiel ihr auf. Er trug ein Polohemd aus weißem Oxfordstoff, das er in die Jeans gesteckt hatte, und dazu die Cowboystiefel, die er auch bei ihren anderen beiden Begegnungen anhatte. In der Hand hielt er eine weiße Papiertüte.
Sie schloss die Tür und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo er die
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