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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sonnenbrille absetzte. Um ein Haar hätte sie hörbar nach Luft geschnappt. Sein Gesicht war, vor allem um die Augen und an seinem Kinn, mit Blutergüssen überzogen.
    Der kränklichen Farbe der Flecken nach zu schließen, waren sie etwa eine Woche alt. Frisch hatten sie bestimmt noch viel schlimmer ausgesehen. Die Narbe über seiner Braue war neu. Die auf seiner Wange wirkte nicht mehr ganz so frisch wie vor einem Monat.
    Entweder war er ein Tollpatsch, oder …
    Sie wollte lieber nicht über das Oder spekulieren. Ihr gefiel keine der Möglichkeiten, die ihr dabei in den Sinn kamen.
    Er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, aber nachdem er sein zerschundenes Gesicht weder erklärte noch zur Sprache brachte, fragte sie ihn nicht danach. Er legte die Sonnenbrille und die Tüte auf den Tisch und schaute dann ein paar Sekunden lang nachdenklich auf die Schranktür, bevor er sie wieder ansah. »Es hat nicht geklappt?«
    Weil sie immer noch rätselte, wie er sich die Blutergüsse zugezogen hatte, brauchte sie ein, zwei Sekunden, um seine Frage zu verstehen. Sie wandte das Gesicht ab und schüttelte den Kopf. »Sonst wären wir nicht hier.«
    »Stimmt.«
    Die Aircondition schaltete sich aus. Ohne das leise Surren wirkte das Haus unnatürlich still.
    »Also …«
    »Ich …«
    Sie hatten gleichzeitig zu reden begonnen. Laura machte ihm ein Zeichen weiterzusprechen.
    Er griff nach der kleinen Tüte, die er mitgebracht hatte, und reichte sie ihr. »Ich habe etwas besorgt.«
    Sie sah ihn fragend an, öffnete dann die Tüte und sah hinein. Als sie die Schachtel entdeckte, setzte ihr Herz kurz aus.
    »Es ist, äh, keines von denen, die mit einem Spermizid versetzt sind«, sagte er. »Ich habe extra nachgeschaut, weil manche es haben. Ein Spermizid, meine ich.«
    Weil sie ihrer Stimme nicht traute, nickte sie nur.
    Die Cowboystiefel scharrten leise. »Ich dachte nur, weil …«
    »Ja. Danke.« Sie eilte ins Schlafzimmer, bevor er weiterreden konnte.
    Sobald sie es erreicht hatte, schloss sie die Tür und lehnte sich dagegen. Die Tüte hielt sie mit aller Kraft fest. Ihre Handflächen waren feucht. Es war doch albern, so verlegen zu werden. Aber mehr als die Tube Gleitgel brachte sie die Tatsache in Verlegenheit, dass er daran gedacht hatte, sie mitzubringen. Dass er daran gedacht hatte, was sie heute tun würden.
    Sie stellte die Handtasche auf die Frisierkommode und ging ins Bad. Der Spiegel über dem Waschbecken zeigte ihr ein überraschend normal aussehendes Gesicht. Dunkles Haar. Graue Augen mit einem Stich Grün und mit einem erkennbaren schwarzen Punkt in der rechten Iris. Ein herzförmiges Gesicht mit Brauen, die ein winziges bisschen breiter waren als das Kinn. Es hätte beinahe prüde ausgesehen, wären da nicht die Lippen gewesen, die voll und – wie man ihr gesagt hatte – sexy wirkten.
    Sie hatte ein bisschen Farbe. Was sie aber auf die Mittagshitze schob.
    Vor einem Monat hatte sie genau wie heute überlegt, was sie anziehen sollte, und ihr konservativstes Geschäftskostüm ausgesucht. Nichts zu Feminines, auf keinen Fall etwas Provokantes. Sie zog Kostümjacke, Rock und Schuhe aus. Wie beim ersten Mal ließ sie das Top an, heute ein nicht allzu tailliertes, schlichtes, hellblaues T-Shirt mit V-Ausschnitt. Auch die drei dünnen Silberkettchen um ihren Hals ließ sie an, denn damit fühlte sie sich irgendwie eher an- als ausgezogen.
    Sie nahm die Schachtel aus der Tüte, öffnete sie und zog die Tube heraus. Nur für den Fall, dass er sich täuschte, las sie jedes Wort auf dem Etikett. Zweimal.
     
    Weil sie Angst hatte, dass sie zu lang gebraucht haben könnte, eilte sie aus dem Bad, schlug die Decke zurück und legte sich ins Bett. Sie zog den Slip aus und steckte ihn genau wie beim letzten Mal in den Spalt zwischen den Matratzen. Erst zog sie die Decke bis zur Taille, dann ein Stück höher.
    Sie schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen und ihren hektischen Atem unter Kontrolle zu bringen. Ihr Herz hämmerte wie wild. Diese Warterei machte sie noch wahnsinnig.
    Was trieb er da draußen?
    Schön, natürlich wusste sie genau, was er trieb. Sie fragte sich nur, wie er es trieb. Saß er da? Lag er auf dem Sofa? Fühlte er sich irgendwie verunsichert? Hatte er irgendwelche Ängste, dass er versagen könnte? Hatte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was sie wohl dachte, während sie auf ihn wartete?
    Sie hatte weder letztes Mal noch heute einen Laut aus dem Wohnzimmer gehört, daraus schloss sie, dass er

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