Ewige Treue
Spermien beeinträchtigt. Irgendwas. Ich weiß nicht«, versuchte sie sich zu verteidigen. »Ich wollte eben kein Risiko eingehen.«
»Und ich wollte Ihnen nicht schon wieder wehtun.« Die Vehemenz und Lautstärke, mit der er das sagte, schien ihn genauso zu überraschen wie sie. Sie verschlug beiden die Sprache. Schließlich sagte er: »Hören Sie, ich weiß, dass Sie keine hohe Meinung von mir haben. Sie halten mich für einen Outlaw. Einen Kriminellen. Einen großen, dummen Footballspieler. Na schön. Sie können von mir halten, was Sie wollen. Mich kümmert das einen feuchten Dreck, solange die Kohle stimmt.«
Er verstummte, um Luft zu holen, und als er weitersprach, klang er noch barscher als zuvor. »Aber ich habe Ihnen wehgetan. Jetzt schon zweimal. Und ich finde es unerträglich, dass Sie annehmen, das würde mich nicht stören. Denn das tut es.«
Sie setzte sich auf, das Laken an die Brust gedrückt. »Das kann Ihnen doch egal sein.«
»Ist es aber nicht.«
»Das sollte es aber!« Er wollte eine emotionale Reaktion provozieren, aber sie wollte nichts empfinden, nicht einmal Zorn. »Es geht hierbei nicht darum, was Sie empfinden oder was ich empfinde.«
»Das ist mir klar. Aber wenn Sie es schon unbedingt auf diese Weise machen wollen, könnten Sie sich die Sache zumindest einfacher machen. Vielleicht sollten Sie sich die Filme da draußen anschauen.« Er wehrte ihre Antwort mit erhobenen Händen ab. »Vergessen Sie’s, vergessen Sie’s.«
Wieder verstummte er und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sagte: »Keine Gefühlsduseleien. Schon kapiert. Das ist sowieso nicht mein Ding. Keine Küsse und kein Vorspiel, denn das wäre … Ich hab kapiert, warum es keine Küsse und kein Vorspiel gibt, okay? Aber könnten wir nicht wenigstens ein paar Worte wechseln, bevor wir es tun?«
»Wozu?«
»Weil Sie dann vielleicht nicht ganz so angewidert wären und ich nicht mehr das Gefühl hätte, Sie zu vergewaltigen.«
»Ich betrachte das nicht als Vergewaltigung.«
Er schnaubte abfällig. »Den Eindruck habe ich nicht. Sie sehen mich nicht mal an.«
Daraufhin sah sie ihn viel sagend an, wagte aber nicht auszusprechen, was sie dachte, dass es nämlich schwerer, nicht einfacher wäre, wenn sie sich dabei ansehen würden.
Er schien das zu begreifen, denn er wandte sich ab und brummelte eine ganze Litanei von Flüchen. Dann legte er den Kopf in den Nacken, stemmte die Hände in die Hüften und blies einen Luftstrom zur Decke. Zuletzt fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. »Jesus.« Er sah sie wieder an. »Ich komme hier rein, und wir sehen uns kaum an. Dann liegen Sie still und stumm da, als müssten sie sich in ein Schicksal fügen, das schlimmer ist als der Tod. Was glauben Sie, wie ich mich dabei fühle?«
»Es interessiert mich nicht, wie Sie sich dabei fühlen.«
Es interessierte sie sehr wohl, aber das durfte er nicht wissen. Ehrlich gesagt rührte sie seine Betroffenheit, und das war eine gefährliche Regung. Sie konnten keine Freunde werden. Nicht einmal Feinde. Sie durften einander nichts bedeuten. Zwischen ihnen durfte es nichts geben als absolute Gleichgültigkeit, sonst konnte sie nicht mehr in dieses Haus kommen.
Mit ausdrucksloser Miene erklärte sie kühl: »Hier geht es nur um den biologischen Akt, Mr Burkett. Und sonst um nichts.«
»Warum kann ich dann nicht einfach in eine Flasche spritzen und Ihnen das Zeug geben? Sie haben keinen Hehl daraus gemacht, wie abstoßend Sie es finden, wenn ich auf Ihnen liege. Geben Sie’s zu, als ich meine Hand nach unten genommen habe, sind Sie fast ausgerastet. Mann, Sie sind ja schon in Panik geraten, als sich Ihre Kette in meinem Hemdknopf verfangen hatte. Warum tun Sie sich das an, wenn es so grauenvoll für Sie ist?«
»Ich dachte, das hätten Sie sich schon zurechtgelegt.«
»Sie saßen an dem Abend, an dem Ihr Mann seine Männlichkeit verloren hat, am Steuer. Sie Ärmste. Dieses Kreuz müssen Sie bis an Ihr Lebensende tragen. Und hiermit wollen Sie Buße tun, schätze ich. Indem Sie sich von einem Vieh wie mir besteigen lassen. Stimmt das so?«
Damit hatte er Salz in eine offene Wunde gerieben, und sie schlug automatisch zurück. »Wenn ich das aushalten kann, werden Sie es wohl erst recht können.«
Seine Miene passte sich ihrer an. Seine Gesichtshaut zog sich so zusammen, dass die grünen Flecken ihre Gestalt änderten. »Ich habe nicht unterschrieben, dass ich mich beleidigen lasse.«
»Und ich habe Ihnen nicht versprochen,
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