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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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sie zusammen waren, schien ihm ihr Vergnügen das Wichtigste, und er wusste stets genau, wie er sie erfreuen konnte.
    Inzwischen kannte auch sie ihn genug, um zu wissen, dass er, wann immer er Angst hatte oder seine zärtlichen Gefühle nicht eingestehen wollte, dies in Wut äußerte. Als er wütend gewesen war, weil sie in die Grube stürzte, dann deshalb, weil sie sich verletzt hatte, nicht weil er wusste, dass sie versucht hatte, Rupert eine Nachricht zukommen zu lassen. Das wusste sie, denn Agnes hatte ihr erzählt, wie er sich nach ihr erkundigt hatte, während die Mädchen ihre Wunden versorgten.
    Temple hegte Gefühle für sie, und er war ehrlicher zu ihr als irgendjemand sonst, seit ihre Mutter gestorben war, obgleich er seine Empfindungen auf gänzlich andere Weise vermittelte.
    Ihre Mutter war eine gütige Frau gewesen, die viel mehr verdient hätte als den Mann, den sie bekam. Wie Temple hatte sie ihre Gefühle größtenteils für sich behalten, aber zu Vivian und ihren Geschwistern war sie immerzu liebevoll gewesen. Im Nachhinein dachte Vivian, dass ihre Mutter sie vielleicht anders behandelt hatte als ihre Brüder und Schwestern. Womöglich hatte sie die Wahrheit über Vivian gekannt. Und es konnte gut sein, dass die zusätzliche Aufmerksamkeit, die sie Vivian hatte angedeihen lassen, letztlich den Vater gegen sie aufbrachte. Er hasste es, wenn irgendjemand wichtiger war als er.
    Als Vivian die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hatte, war sie sofort nach Hause zurückgekehrt. Und sie hatte es weniger getan, um die Beerdigung zu arrangieren, als um dafür zu sorgen, dass er nicht neben ihrer Mutter begraben wurde. Dort nämlich war ihr Platz. Ihr Vater wurde in einem schlichten Grab am Rande des Friedhofs beigesetzt. Villiers gab ihr das Geld, um ihrer Mutter einen neuen Grabstein zu kaufen, einen hübschen mit einem Engel darauf.
    Heute, da sie um ihre Abstammung wusste, begriff sie, dass ihre Mutter wohl noch sehr lebendig und gesund sein könnte, hätte sie schwimmen können. Ihr Vater hatte gesagt, sie wäre ertrunken, und heute konnte niemand mehr ergründen, was wirklich geschehen war.
    »Wie konnte er so gut zu mir und so schrecklich zu allen anderen sein?«, fragte sie sich laut, als sie wach in der fast pechschwarzen Finsternis lag.
    Temple legte seine Arme um sie und zog sie nahe zu sich. »Weil er dich bei sich behalten wollte. Er braucht deine Dankbarkeit.«
    Ja, das war eine ehrliche Antwort, die sie auch gern so hinnähme, nur wünschte sie sehr, sie träfe nicht zu. Lieber hätte sie von Temple gehört, dass sie der einzige Mensch war, den Villiers je wirklich geliebt hatte. Wann hatte sie angefangen, an ihn als Villiers zu denken, nicht mehr als Rupert?
    »Was brauchst du von mir?«, fragte sie und war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Sag nicht, nichts, denn dazu sind wir beide zu klug.«
    War das ein leises Lachen? »Mehr als deine Dankbarkeit«, kam die gemurmelte Antwort, bei der seine Lippen ihre Schläfe streiften. Wie gut konnte er sie sehen, während sie ihn nur fühlte? Das Gefühl, sich in solch einem Nachteil zu befinden, war sehr unerquicklich.
    »Ich habe nicht viel zu geben.« Sie lächelte – nur für den Fall, dass er es sah. »Meinen Körper hast du bereits, mein Blut auch. Ich habe dich sogar meiner Treue versichert. Was gibt es sonst noch?«
    Seine große Hand glitt über ihre Rippen bis unter ihre linke Brust. »Ich will dein Herz.«
    Besagtes Organ begann, auf höchst verräterische Weise zu hämmern. Als Temple lachte, spürte Vivian seinen heißen Atem auf ihrer Wange. »Siehst du? Es will mich auch.«
    Womöglich hätte sie verlegen wegen der Wirkung sein sollen, die er auf sie ausübte, aber sie war es nicht. Sie war sich vielmehr ziemlich sicher, dass sie dieselbe Wirkung auf ihn ausübte. Wäre Temple menschlich, würde sein Herz wohl genauso sehr pochen wie ihres.
    »Warum? Ich bin das Mündel deines Feindes. Ich hielt dich gefangen. Ich verfolgte dich. Ich kämpfte gegen dich. Du hast keinen Grund, mir zu vertrauen. Warum, bei allem, was heilig ist, begehrst du mich?«
    Sein Daumen streichelte die Seite ihres Busens. »Ich weiß es nicht, aber ich tue es. Mir macht es nichts, dein Gefangener zu sein. Ich liebe es, wenn du mich jagst. Ich will dein Vertrauen und dir meines schenken. Vielleicht sollen wir diese Dinge gar nicht verstehen, Vivian. Sie sind einfach, was sie sind.«
    Sie ließ ihre Finger über seine warme feste Brust wandern,

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