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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Liebesbriefe.«
    Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu, widersprach aber nicht. »Kannst du noch heute eine Antwort aufsetzen?«
    »Natürlich. Was soll ich schreiben?«
    »Schreibe ihm, dass die anderen hier sind und du um deine Sicherheit fürchtest. Teile ihm mit, dass du abreist.«
    »Du hoffst, dass er ein Treffen arrangiert?«
    »Ich hoffe, dass er dir den Weg zu seinem Versteck weist.« Wie er es sagte, klang alles wie eine Wette.
    »Er wird nicht riskieren, dass mir etwas geschieht.« Dessen war sie sich sicher. »Ich bin zu wertvoll für ihn. Er schickte mich hinter dir her, weil er wusste, dass du dich meinem Blut verbunden fühlst. Keine Sekunde glaubte er, du könntest mich verletzen.«
    Temple lüpfte eine Braue. »Du kennst ihn besser, als ich vermutet hätte.«
    »Nein«, erwiderte Vivian kopfschüttelnd, »ich kenne ihn überhaupt nicht, aber ich weiß, wie sein Verstand arbeitet. Ich schreibe ihm später eine Nachricht und deponiere sie unter der Statue.«
    »Hoffentlich haben wir mehr Glück als Payen und Violet«, sagte Temple fast resigniert.
    »Glaubst du, sie haben nichts Erhellendes entdeckt?«
    Er legte sich auf dem Bett zurück und verschränkte seine Arme unter dem Kopf. »Wir hätten es längst erfahren, wenn dem so wäre.«
    Ja, das hätten sie wohl. Dann aber kam Vivian ein furchtbarer Gedanke. »Hast du sie zurückkommen gehört?«
    Er nickte gähnend. »Ja, kurz vor Sonnenaufgang.«
    Vivian war maßlos erleichtert. So wenig sie Violet mochte, wollte sie doch nicht erfahren müssen, dass sie tot war.
    Gott, wie ihre Welt sich binnen so kurzer Zeit verwandelt hatte! Das alles war noch recht schwer zu begreifen.
    »Du bist furchtbar ruhig«, bemerkte er nach einer Weile und strich ihr über den Arm. »Woran denkst du gerade?«
    Sie beschloss, ehrlich zu sein, ganz gleich, was es bewirkte. »Ich frage mich, ob ich euch alle je wiedersehen werde, wenn das hier vorbei ist.«
    »Vivian …«
    Sie legte ihre Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, während sich ihr Herz in der Brust zusammenzog. »Du musst gar nichts sagen. Ich weiß, dass das, was wir haben, nur vorübergehend sein kann, ob es nun vier Wochen oder vierzig Jahre dauert.«
    »Ich kann dir nichts versprechen – noch nicht.«
    Noch nicht oder nie? Statt diese Frage auszusprechen, sagte sie: »Ich erwarte es auch nicht von dir.«
    Womöglich klang sie etwas zu schroff, doch daran konnte sie nichts ändern, denn sie fühlte sich in die Defensive gedrängt. »Ebenso wenig wie ich dir Versprechungen machen kann.«
    Andererseits kam es einem Versprechen gleich, jemandem sein Herz zu schenken, nicht wahr? Es sollte doch etwas bedeuten.
    Temple seufzte, und Vivian dachte, sie hätte lieber in ihr eigenes Bett gehen sollen.
    »Ich muss dir etwas erzählen.«
    O Gott! Geschichten, die mit einem solchen Satz eingeleitet wurden, waren nie nett anzuhören.
    »Es geht um eine Frau, stimmt’s?« Tat es das nicht immer? »Um eine, der du Versprechungen gemacht hast.«
    »Ja«, antwortete er, wobei seine Stimme leise, distanziert klang.
    »Wer war sie?«
    »Ihr Name lautete Lucinda.«
    Der Name hörte sich sehr alt und romantisch an, ungleich exotischer als
Vivian
, wie sie fand. Wahrscheinlich war sie auch wunderschön gewesen … und klein. Eine normale Frau, die Kleider trug und sich hübsch frisierte. Eine Frau, die niedliche, tränenreiche Verzweiflungsausbrüche bekam, statt mit ihren Fäusten um sich zu schlagen. »Hast du sie geliebt?«
    »Ja, das habe ich. Sie war die …«
    »Ich muss nicht mehr wissen, als dass du sie geliebt hast.« Ihr war egal, dass er sie für empfindlich oder eifersüchtig halten könnte. Sie war empfindlich. Und sie war eifersüchtig. Außerdem war sie offenbar dumm, dass sie sich mit einer Frau verglich, über die sie nichts wusste, die höchstwahrscheinlich tot war oder zumindest seit langem keine Rolle mehr in Temples Leben spielte.
    Was Temple auch von ihr dachte, er behielt es für sich. »Bei der Geschichte geht es um mehr als meine Liebe zu ihr.«
    »Dann erzähl weiter.« Sie bemühte sich, ehrlich interessiert zu sein, was ihr nicht einmal besonders schwerfiel – sofern voreingenommene Neugier als ehrliches Interesse gelten konnte.
    »Ich vertraute ihr und dachte, sie wäre die einzige Frau für mich. Sie wusste, was ich war, und sagte, sie wollte für immer mit mir zusammen sein. Das glaubte ich ihr.«
    Vivian schluckte. Sie musste keine Gelehrte sein, um zu ahnen, dass diese

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