Ewiger Schlaf: Thriller
alles.«
Damit hatte er allerdings Recht. Und angesichts seiner gegenwärtigen Schwierigkeiten war der Geldwert der Pumpe Waters herzlich egal. »Hör zu«, sagte er. »Denk mal daran, wie es war, als wir noch Kinder waren. Diese Sommer am St. Catherine’s Creek. Die Festungen, die wir bauten ... alles, was wir zusammen erlebt haben. Du auf der Beerdigung meines Vaters ...«
Cole nickte. »Das ist lange her.«
»Nicht für mich. Für mich war es erst gestern. Und jetzt möchte ich, dass du mir etwas sagst. Hast du von Anfang an mit Eve in dieser Sache gesteckt?«
»Was für eine Sache?«
»Lüg nicht, Cole! Hast du Eve alles Mögliche über Mallory erzählt, damit sie mir vormachen konnte, dass ich verrückt werde?«
Cole reagierte mit einem schockierten Gesichtsausdruck. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Du könntest noch eine ganze Menge mehr Förderpumpen verkaufen, wenn ich aus dem Spiel wäre. Vielleicht sogar ein bisschen an der Produktion manipulieren, indem du meine Unterschrift fälschst. Wenn du das tust, bevor die Umweltbehörde uns in den Boden stampft, könntest du den Kopf aus der Schlinge ziehen.«
Coles Mund stand offen. »Bist du betrunken?«
»Stocknüchtern. Und ich lasse mich nicht über den Tisch ziehen. Hast du verstanden? Ich werde diese Firma leiten, bis die Umweltbehörde die Tür zuknallt. Und von diesem Moment an triffst du keine Entscheidungen mehr alleine, ob es Finanzierung, Produktion oder etwas anderes betrifft.«
»Wenn du nicht betrunken bist, wirst du tatsächlich verrückt. Glaubst du wirklich, ich würde meinen besten Freund so bescheißen?«
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll, Partner. Wir sind an einem ziemlich üblen Punkt angelangt.«
Cole schüttelte den Kopf, machte einen Schritt nach vorn und legte seine fleischigen Hände auf Waters’ Schultern. »Rock«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Ich stecke in Schwierigkeiten. Um die Wahrheit zu sagen ... ich stehe mit mehr als sechshunderttausend in der Kreide. Aber ich würde eher mit gebrochenen Beinen und einer Kugel im Kopf untergehen, als irgendwas zu tun, das dir oder deiner Familie schadet. Das ist die Wahrheit.«
Trotz des Schocks und seiner Wut traten Waters Tränen in die Augen. Es gab keinen Zweifel, dass Cole zumindest glaubte, was er da sagte. Waters setzte an, mit seinen Anschuldigungen fortzufahren, wie Penn es von ihm erwartete, brachte es dann aber nicht über sich. Er drückte Coles Arm und sagte: »Ich weiß, Partner. Ich weiß.« Dann umarmte er Cole. Er fühlte, wie der große Mann zitterte, und ihm wurde klar, dass Cole tatsächlich in argen Schwierigkeiten steckte.
»Lass dich von dem Scheiß nicht unterkriegen«, sagte er.
»Schließlich ist alles nur Scheiß«, erwiderte Cole.
Sie lachten gezwungen; dann zog Waters seinen Schlüssel aus der Hosentasche.
»Was tust du jetzt?«, fragte Cole.
»Ich weiß es nicht. Du passt auf dich auf, ja? Und mach dir keine Sorgen wegen der Pumpe.«
Cole trat einen Schritt auf ihn zu. »Hör zu, John. Ich weiß nicht genau, was du getan hast. Aber mein Angebot mit dem Alibi steht. Wenn du nicht weiterweißt, komm und sprich mit mir. Wir haben uns schon ein paar Mal aus tiefen Löchern herausgegraben. Vielleicht schaffen wir es auch jetzt wieder, wenn wir zusammenhalten.«
Waters versuchte ein Lächeln, brachte es aber nicht zu Stande. Cole klang so aufrichtig, und doch konnte jedes Wort gelogen sein.
Im Büro herrschte an diesem Nachmittag rege Betriebsamkeit. Die Monatsrechnungen mussten an die Miteigentümer sämtlicher Quellen geschickt werden – eine Aufgabe, die Sybil allein nicht bewältigen konnte. Da Cole mit Trinken und Kartenspielen beschäftigt war, blieb nur noch Waters zu ihrer Unterstützung.
Als sie mit der Arbeit ungefähr halb durch waren, gab es einen Papierstau im Drucker. Während er Sybil half, das Problem zu beseitigen, war Waters versucht, ihr ein paar Fragen zu stellen. Falls sie mit Cole schlief, wie er vermutete, wusste sie vielleicht Genaueres über seine finanziellen Probleme. Vielleicht konnte sie ihm auch sagen, ob Cole in letzter Zeit Kontakt zu Eve gehabt hatte. Doch Sybil wirkte ziemlich niedergeschlagen, und Waters wollte nicht den Eindruck erwecken, dass die Firma noch größere Schwierigkeiten hatte als die, von denen Sybil bereits wusste.
Um Viertel vor fünf ging sie zum Postamt, um die Rechnungen abzuschicken. Cole war immer noch nicht zurück, also schloss Waters das Büro ab und
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