Ewiger Schlaf: Thriller
ihm helfen, Eves Geschichte zu untermauern.«
»Wie sollte diese Person genau die Dinge erkennen, von denen niemand außer Mallory wusste, dass sie wichtig waren?«
»John, die Sachen wurden aus ihrem Zimmer gestohlen. Offensichtlich hatte Mallory sie aus sentimentalen Gründen aufbewahrt. Ich vermute, wenn du Eves Geschichte nicht so schnell geschluckt hättest, wären diese kleinen Gegenstände nach und nach in deinem Leben aufgetaucht. An Eves Arm oder in ihrer Handtasche vielleicht.«
Waters’ Glieder fühlten sich plötzlich seltsam leicht an. Er lehnte sich zurück. Er konnte nicht glauben, was er da hörte.
»Ich habe darüber nachgedacht, was du mir über Mallorys Selbstverstümmelung erzählt hast«, sagte Penn. »Du sagtest, du hättest ihr nicht geglaubt, als sie dir erzählte, ihr Vater habe sie sexuell missbraucht.«
Waters nickte.
»Nun, ich habe auch ein paar Fragen über ihren Vater gestellt. Niemand konnte mir etwas Genaues sagen, aber ich hatte den Eindruck, dass Ben Candler ein bisschen seltsam war, was Sex betrifft.«
»Inwiefern?«
»Ein leicht perverses Interesse an jungen Mädchen. Er machte des Öfteren unangebrachte Bemerkungen. Seine Frau und er führten offenbar eine rein platonische Beziehung. Das ist mehr oder weniger das Fazit. Die Mutter hatte mal eine Affäre, doch als sie Bens politische Karriere bedrohte, hat sie damit Schluss gemacht.«
»Politische Karriere? Er war nur Regionalpolitiker.«
»Ben Candler nahm diese Aufgabe sehr ernst, wie du weißt.«
»O ja. Er vermittelte gern den Eindruck, dass er derjenige wäre, der die Entscheidung über den Abschuss von Atomraketen treffen müsste, wenn das Land in Alarmstufe drei versetzt würde.«
»Genau. Und er blieb sechs Legislaturperioden im Amt.«
»Der alte Ben wusste, wie man Hintern küsst.«
»Allerdings.«
»Ich erzähle dir jetzt etwas«, sagte Waters. »Als ich nach der Begegnung auf dem Fußballplatz Mallorys Grab besuchte, fielen mir zwei Dinge auf, von denen ich dir noch nichts gesagt habe. Es schien mir zuerst nicht wichtig. Mallorys Vater liegt neben ihr begraben. Sein Grabstein ist klein und billig. Und er wurde verschandelt, als habe jemand ihn mit der Brechstange bearbeitet.«
»Ben Candler starb erst vor einem Jahr«, sagte Penn. »Also kann Mallory den Stein nicht verschandelt haben. Vielleicht war es seine Frau. Oder jemand anders, den er sexuell belästigt hat.«
Waters nickte, obwohl er selbst ganz andere Gedanken hatte. »Ich erzähle dir noch etwas: Es stank an seinem Grab.«
»Was meinst du damit – es stank? Nach was?«
»Nach Urin. Als käme jeden Tag ein Tier dorthin und würde auf sein Grab pinkeln.«
Penn sah ihn ungläubig an. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die spröde alte Margaret Candler täglich zum Friedhof fährt, um auf das Grab ihres Mannes zu urinieren.« Er schüttelte den Kopf und lachte. »Aber vielleicht einmal in der Woche.«
»Mallory würde es tun«, sagte Waters leise.
»Was tun?«
»Jeden Tag auf den Friedhof gehen und auf sein Grab pinkeln. Sie würde es tun, bei Regen oder Sonnenschein, zehn Jahre lang. So war sie.«
»War«, wiederholte Penn. »Das ist das entscheidende Wort, John. Konzentriere dich auf die Gegenwart, okay?«
»Irgendwas irritiert mich, Penn.«
»O Mann, fängst du jetzt wieder mit diesem übernatürlichen Kram an?«
»Sag du es mir. Eine der Beobachtungen, die mich überzeugt haben, dass Eve wirklich Mallory war, waren ihre Narben. Ich habe es dir bisher nicht erzählt, weil ich Angst hatte, dass du mich für verrückt hältst. Eve Sumner hatte selbst zugefügte Narben am Arm, unter ihrer Uhr, und auf den Innenseiten der Oberschenkel, genau wie Mallory. Und es waren alles alte Narben. Sie hatte sich bereits seit langer Zeit selbst geschnitten.«
Penn starrte ihn an. In seinen Augen spiegelte sich Sorge.
»Und in der Nacht, in der sie starb«, fuhr Waters fort, »bat sie mich, sie beim Sex zu schneiden. Sie war völlig aufgelöst ... sie wollte geschnitten werden, genau wie Mallory manchmal.«
Penn hielt ihn am Handgelenk fest. »John, hör zu. Sie haben dieses Wissen aus Mallorys Tagebüchern. Es gibt keine andere Erklärung.«
»Willst du damit sagen, dass Eve Sumner sich selbst verstümmelt hat, um mich davon zu überzeugen, dass sie Mallory ist? Über einen längeren Zeitraum hinweg? Hältst du das für möglich?«
»Menschen sind zu allem fähig, um ein Ziel zu erreichen, John. In den Fünfzigerjahren haben die Insassen des
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