Ewiger Schlaf: Thriller
mit Tom zur Schule gegangen. Wie schätzt du ihn ein?«
»Das alte Klischee: hart, aber gerecht. Er würde mich sehr ungern wegen Mordes festnehmen, aber er würde es tun.«
»Hast du dein Handy dabei?«
Waters nickte.
»Ruf ihn jetzt gleich an. Wenn er dir eine Frage stellt, von der du nicht weißt, wie du sie beantworten sollst, sag ihm, du bist auf dem Land bei einer Ölquelle und das Netz wird schwach. Du rufst ihn zurück, wenn du wieder im Büro bist.«
Penns Gerissenheit entlockte Waters ein Lächeln. Er zog sein Handy aus der Tasche, rief auf dem Polizeirevier an, nannte seinen Namen und fragte nach Detective Jackson. Nach etwa einer Minute meldete sich Jackson. Seine Stimme war tief und scheinbar beiläufig.
»Danke, dass du zurückrufst, John.«
»Kein Problem«, sagte Waters. »Was gibt’s denn?«
»Ich gehe einigen Spuren in der Sumner-Sache nach. Sie war eine ziemlich komplizierte Lady, muss ich schon sagen. Jedenfalls war ich unten in ihrem Büro, und man sagte mir, dass du vor zwei Wochen dort reingestürmt bist und ihr die Leviten gelesen hast. Um was ging es da?«
Waters wollte der Frage schon ausweichen, als Eves eigene Lüge ihm wieder einfiel. »Sie hatte versucht, mir mein Haus unterm Hintern weg zu verkaufen. Ich will nicht schlecht über die Toten sprechen, aber sie war ziemlich zudringlich. Sie rief mich im Büro an und sagte, sie hätte einem Paar versprochen, es könne sich unser Haus ansehen, obwohl sie wusste, dass es gar nicht zum Verkauf stand. Ich war ziemlich sauer.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Jackson. »Ziemlich viele Leute waren wegen ähnlicher Dinge ziemlich sauer auf sie. Kannst du mir sonst noch was von ihr erzählen?«
»Nein. Habt ihr bereits Verdächtige?«
Langes Schweigen. »Wir arbeiten intensiv an dem Fall. Das ist so ziemlich alles, was ich dir sagen kann.«
Waters merkte, wie er zu schwitzen begann. »Dann viel Glück, Tom. Ruf mich an, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
»Mach ich. Danke.«
Als Waters auflegte, sagte Penn: »Das hast du ziemlich glatt gemacht. Vielleicht ein bisschen zu glatt.«
»Was hätte ich denn sagen sollen, Herrgott nochmal?«
»War nur ein Scherz. He, weißt du noch, dass du mir gesagt hast, du fühlst dich wie der Senator in Der Pate II? Der mit einem lachenden Mädchen ins Bett ging und mit einer toten Hure aufwachte?«
»Ja.«
»Der Senator hatte das Mädchen nicht getötet. Die Corleones hatten es arrangiert, um ihm später ein Alibi verschaffen zu können.«
Waters schauderte, als er wieder an Cole denken musste. »Du hast Recht. Ich hatte es nicht zu Ende gedacht.«
»Das Nachdenken fällt schwer, wenn man glaubt, kürzlich einen Mord begangen zu haben.«
Waters nickte.
Penn klopfte sich die Hände ab. »Es wird Zeit, wieder nachzudenken, paisan. «
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13
W aters fuhr auf dem Highway 61 Richtung Süden. Er hatte den Saragossa Country Club fast erreicht, als sein Handy klingelte, was für die meisten Menschen ganz normal gewesen wäre, Waters jedoch bis ins Mark erschauern ließ. Eve mochte tot sein, doch der Klang des Mobiltelefons ließ sie sofort wieder auferstehen. Waters sah auf das Display und erwartete beinahe, ÖFFENTLICHES TELEFON zu lesen; stattdessen sah er die Handynummer seiner Frau.
»Hallo.«
»Wo bist du?«, fragte Lily.
»Auf dem Weg ins Saragossa, zum Mittagessen. Ich treffe mich dort mit Cole.« In Wirklichkeit hatte Cole keine Ahnung, dass er kommen würde. »Wie war dein Tag bisher?«
»Gut. Annelise schläft heute Abend bei Lindsey.«
Lindsey war eine Klassenkameradin; sie wohnte in einem der Viertel, die um den Country Club aus dem Boden geschossen waren. »Mitten in der Woche?«
»Lindsey hat morgen Geburtstag, deshalb habe ich’s erlaubt.«
»Okay.«
»Außerdem haben wir so ein bisschen mehr Zeit für uns.«
Waters hatte den gestrigen Sex als Anomalie betrachtet, trotz Lilys Beteuerungen, sich ändern zu wollen. »Stimmt«, sagte er.
»Hast du deine Mailbox abgehört?«
»Nein.«
»Solltest du. Ich habe dir schon lange keine solche Nachricht mehr hinterlassen. Wir sehen uns später. Oder ruf mich noch einmal an, wenn dir die Nachricht gefällt.«
»Mach ich.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, sagte er, verblüfft von ihrer Direktheit.
Er wählte seine Mailbox an.
»Ich bin es nur«, sagte Lilys Stimme. »Heute rufe ich nicht an, um dich zu bitten, etwas einzukaufen oder dich mit irgendeinem anderen Haushaltskram zu nerven. Ich rufe an, um dir zu
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