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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sah Eve, wie sie in jener letzten Nacht unter ihm lag, wild um sich schlug und aus vollem Hals schrie ... und dann sich selbst, wie er aufwachte, ihre Leiche fand und wie ein feiger Mörder aus dem Hotel floh. Am Tag darauf hatte er in seinem Büro gesessen und versucht, sich seine merkwürdige Desorientiertheit zu erklären, den Verlust etlicher Stunden und den langen Schlaf. Als Sybil mit dem Kaffee kam, verschwamm ihr Gesicht und wurde zu dem seiner Frau, fleckig und gerötet von ihrem überwältigenden Orgasmus, dem ersten seit langer, langer Zeit ...
    »Bist du bereit?«, fragte Lily und trat nackt aus dem Badezimmer. »Die letzte Nacht hat mich daran erinnert, was wir alles verpasst haben.« Sie zog die Laken zurück und schlüpfte neben ihm ins Bett. »Ich hoffe, du hast heute Nacht eine Menge Ausdauer.«
    Waters kämpfte darum, seine wilden, wirren Gedanken zu kontrollieren, und versuchte, Penns Beteuerungen nicht zu vergessen. Doch Penns Logik wog nichts gegen die Macht seines eigenen Instinkts.
    »Was ist denn?«, fragte Lily und berührte ihn unter der Decke. »Vor einer Minute warst du noch kurz vor dem Explodieren.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und versuchte, nicht vor ihrer Berührung zurückzuschaudern.
    Lily sah ihn besorgt an; dann küsste sie ihn auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, wie ich das alles wieder in Ordnung bringen kann.« Sie lächelte, und ihr Kopf verschwand unter der Bettdecke.
    Verzweifelt versuchte Waters, seine Gefühle nicht zu offenbaren, schaltete seine Emotionen aus und spielte ein Gedankenexperiment durch. Würde ich davon ausgehen, dass alles, was Eve mir gesagt hat, die Wahrheit ist – welche Schlussfolgerung würde ich dann aus ihrem Tod ziehen und aus allem, was seither geschehen ist? Die Logik kam mit der gleichen Leichtigkeit, mit der ein Kind Bauklötze aufeinander türmt. Erstens: Mallorys Seele hat den Tod ihres Körpers überlebt. Zweitens: Mallory hat das Ziel, für immer mit mir zusammen zu sein und jenes Leben zu führen, das wir vor zwanzig Jahren nicht geführt haben. Ein Weg zu diesem Ziel wäre, mich dazu zu bringen, meine Frau wegen »Eve Sumner« zu verlassen. Aber was, wenn Mallory der Meinung war, dass ich Lily und Annelise niemals wegen Eve verlassen würde? Dann wäre die für Mallory logischste Strategie, in Lilys Körper einzudringen und für immer darin zu bleiben. Und dazu müsste sie zuerst durch mich gehen ...
    Während Lily ihn unter der Decke streichelte und küsste, war er plötzlich wieder bei Eve, die nackt auf dem Balkon des Eola stand. Der Blitz warf sein flackerndes Licht auf sie – und in diesem Augenblick sah er völlige Verwirrung auf ihrem Gesicht. Es war die Verwirrung eines Menschen, der unter Amnesie leidet, oder Schizophrenie. Später, während ihrer sexuellen Ekstase, hatte Eve geschrien und um sich geschlagen, als hätte sie panische Angst. Waters sah es jetzt viel klarer als damals, und die mögliche Bedeutung des Ereignisses, dessen Zeuge er in diesen vorletzten Augenblicken geworden war, traf ihn mit überwältigender, Schwindel erregender Wucht. War die echte Eve Sumner – die »schlafende« Eve – plötzlich aufgewacht? Hatte sie geglaubt, von einem ihr unbekannten Mann vergewaltigt zu werden? War sie buchstäblich zu sich gekommen, während ein völlig Fremder in sie hineinstieß?
    Waters schauderte vor Schreck.
    Lilys Stimme riss ihn in die Wirklichkeit zurück. »Du denkst zu viel nach«, sagte sie. »Du musst mir schon ein bisschen helfen.«
    »Ich geb mir Mühe.«
    »Gib dir noch mehr Mühe.«
    Sie machte sich wieder an die Arbeit.
    Ich habe Eve in Ekstase gesehen, dachte Waters fieberhaft, und dann habe ich das Bewusstsein verloren ... und als ich aufwachte, war Eve tot ... Ich war der einzige Mensch im Zimmer. Meine Hände haben sie erwürgt. Aber ...
    »Jetzt sind wir im Geschäft«, sagte Lily und setzte sich rittlings auf ihn. »Du bleibst, wo du bist, und ich mach die Arbeit ...«
    Waters sah ihr in die Augen und erblickte darin eine Kombination aus Gefühlen, die er bei Lily nie zuvor gesehen hatte: Stolz, Triumph, Lust, Gier. Die Frau über ihm wusste genau, was sie wollte, und sie würde alles tun, um es zu bekommen. In diesem Augenblick wollte sie sexuelle Befriedigung. Als sie sich zu bewegen begann und ihre Bauchmuskeln mit perfekter Kontrolle einsetzte, dachte er: Was wird sie morgen wollen?
    Waters lag im Dunkeln, mit dem Rücken zu Lily. Sein Geist war wach, doch körperlich war er

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